(Sines / Portugal) – Die Region rund um Sines an der Westküste Portugals entwickelt sich zunehmend zu einem Zentrum für erneuerbare Energien im Land. Der spanische Energieversorger Iberdrola SA hat jetzt die Baugenehmigung für das Photovoltaikkraftwerk „Fernando Pessoa“ mit einer installierten Leistung von 1,2 Gigawatt in Santiago do Cacém nahe der gut 13.000 Einwohner zählenden Hafenstadt erhalten Damit werde man „neue Maßstäbe“ setzen, verkündete der Konzern.

Das nach dem portugiesischen Dichter Fernando Pessoa benannte Kraftwerk soll 2025 in Betrieb gehen. Der Netzanschluss sei bereits mit dem portugiesischen Betreiber REN vertraglich vereinbart worden, und die Anlage werde den Verbrauch von 370 Millionen Kubikmetern Gas pro Jahr vermeiden. Auch die Grundstücke seien seien schon gesichert. Mit dem Bau der Anlage würden bis zu 2.500 Arbeitsplätze geschaffen, die meisten davon vor Ort, erklärte Iberdrola.

„Genehmigung in Rekordzeit“

„Die Zusammenarbeit mit den portugiesischen Behörden habe wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Projekt in Rekordzeit abgeschlossen werden konnte“, sagte Iberdrolas Vorstandsvorsitzender Ignacio Galán, nannte indes keine Details.

Der für den europäischen Green Deal zuständige Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans (links) und Iberdrola-Chef Ingnacio Galán. © Iberdrola S.A.

Portugal hatte den Angaben zufolge kürzlich seine Bemühungen zur Umsetzung des europäischen Green Deal und des REPower-Pakets der EU vorangetrieben und nationale Verwaltungsverfahren vereinfacht. Iberdrola plant, in den kommenden Jahren weitere drei Milliarden Euro in Wind- und Solarenergie in Portugal zu investieren. Ende 2022 wurde der Bau des Solarkomplexes Alcochete (46 Megawatt) im Bezirk Setúbal (Region Lissabon) abgeschlossen, wo das Unternehmen auch zwei weitere Photovoltaikanlagen fertiggestellt hat: Conde (13,5 MW) und Algeruz II (27 MW).

Anfang 2023 werde mit dem Bau der 37-MW-Projekte Montechoro I und II in Paderne (Albufeira) und des 64-MW-Projekts Carregado in Alenquer (Lissabon) begonnen, während das Solarkraftwerk Estoi (83 MW) in der Algarve, das auch Batteriespeicher umfasst, 2024 in Betrieb gehe.

„Big Player“ auf der iberischen Halbinsel

Überdies hatte Ignacio Galán im Juni vergangenen Jahres angekündigt, dass sein Unternehmen drei Milliarden Euro in Wasserstoffprojekte investieren will. Auf der iberischen Halbinsel gehört der Konzern bereits zu den „Big Playern“ bei der Wasserstoffproduktion.

So wurde im spanischen Puertollano (Ciudad Real) eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit einer Leistung von 20 Megawatt eingeweiht. Künftig sollen dort jährlich 3.000 Tonnen des Energieträgers hergestellt werden. Als Stromquelle dient ein neu errichtetes Photovoltaikkraftwerk mit einer installierten Leistung von 100 Megawatt.

Sines wird Drehscheibe für erneuerbare Energien und Wasserstoff

Erst im Dezember hatte das in Irland ansässige Technologieunternehmen Fusion Fuel Green plc von der Regierung Zuschüsse in Höhe von insgesamt 36 Millionen Euro für seine „Sines Green Hydrogen Valley Alliance“ erhalten. Ein Gutteil davon fließt in das „H2 Hevo Sines“-Projekt, das aus 3.000 „Hevo Solar“ genannten netzunabhängigen Elektrolyseuren mit einer Gesamtleistung von 75 Megawatt besteht, verkündete das Unternehmen.

Im Juli verkündete ein Konsortium aus vier Konzernen den Aufbau einer Lieferkette für Flüssigwasserstoff von Portugal in die Niederlande. Demnach soll der Energieträger im Industriegebiet des Tiefwasserhafens von Sines mittels Elektrolyse aus erneuerbarer Energie hergestellt werden. Anschließend wird er verflüssigt und zur weiteren Verteilung in den rund 1.200 Seemeilen (2.220 Kilometer) entfernten Hafen von Rotterdam verschifft. Ziel ist es, die Route bis 2027 in Betrieb zu nehmen.

Im Rahmen seiner 2020 veröffentlichten nationalen Wasserstoffstrategie (Estratégia Nacional para o Hidrogénio, EN-H2) hat Portugal ein Budget von 40 Milliarden Euro bereitgestellt und insbesondere das Gebiet um die Stadt Sines für eine Reihe von Projekten ausgewählt, die auf die Produktion, Speicherung und den Transport von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab abzielen. Die Inbetriebnahme einer solarbetriebenen Wasserstoffanlage in der Nähe des Hafens war seinerzeit noch 2023 geplant. Ziel ist eine Produktionsleistung von einem Gigawatt bis 2030.

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Iberdrolas Photovoltaikkraftwerk „Nunez de Balboa“ mit einer installierten Leistung von 500 Megawatt in Spanien. © Iberdrola S.A.