(München) – Siemens Mobility hat die ersten Testfahrten mit dem wasserstoffbetriebenen Zug „Mireo Plus H“ in Bayern absolviert. Der zweiteilige Zug wird auf den Strecken zwischen Augsburg und Füssen sowie Augsburg und Peissenberg auf dem Schienennetz der Bayerischen Regiobahn (BRB) zunächst getestet und ab Mitte 2024 im Personenverkehr eingesetzt.

Dieselbetrieb im Regio-Schienenverkehr beenden

Der Pilotbetrieb ist für 30 Monate geplant und wird von den beiden bayerischen Ministerien für Wirtschaft und Verkehr bis 2026 als Leasing-Modell mit insgesamt 4,35 Millionen Euro finanziert. „Von den Ergebnissen dieser Tests hängt es dann ab, ob wir uns für den Einsatz von wasserstoffbetriebenen Zügen auf weiteren Strecken entscheiden“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter.

Einem Bericht des „Merkur“ zufolge sei überdies auf dem Mühldorfer Streckennetz ein Versuch mit drei Fahrzeugen ausgeschrieben. Siemens Mobility sei dafür „der einzige Interessent“.

Bayerns Ziel sei es, in dem Bundesland den Dieselbetrieb im Regionalverkehr auf der Schiene bis 2040 zu beenden. „Neben der Elektrifizierung von Strecken und dem Einsatz von batteriebetriebenen Zügen kann der Wasserstoffantrieb ein wichtiger Faktor sein, um dieses Ziel zu erreichen“, so der Verkehrsminister.

Der „Mireo Plus H“ basiert auf der Mireo-Plattform von Siemens Mobility. Zwei auf dem Dach montierte Brennstoffzellen werden durch eine Lithium-Ionen-Batterie ergänzt. Die Traktionsleistung beträgt 1,7 Megawatt und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern. Eine Tankfüllung reicht für 1.000 bis 1.200 Kilometer.

Kooperation von Siemens und DB

Die Anfänge der Entwicklung gehen zurück bis 2020. Im November jenen Jahres verkündeten die Deutsche Bahn (DB) und Siemens Mobility, sie wollten ein „völlig neues Gesamtsystem“ aus einem neu entwickelten Zug und einer neu konzipierten Tankstelle erproben. 2022 führte die Deutsche Bahn AG hat im Beisein von Politprominenz und Managern eine öffentlichkeitswirksame Probefahrt mit dem Mireo Plus H durch.

Der seinerzeit vorgestellte Zug ist baugleich mit dem Wasserstoffzug für die Bayerische Regiobahn GmbH. Auch die brandenburgische Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) hat Interesse an dem Schienenfahrzeug. Insgesamt sieben Züge sollen ab Herbst 2024 im Netz der Heidekrautbahn (RB27) unterwegs sein.

Niedersachsen ist schon weiter

Alstoms Regionalzug „Coradia iLint“. © Alstom AS

Während allerdings Siemens in Deutschland bislang noch plant und probt, ist der französische Konkurrent Alstom AS schon weiter: So haben etwa im August 2022 im niedersächsischen Bremervörde 14 Züge des Typ „Coradia iLint“ mit Brennstoffzellenantrieb den regulären Passagierbetrieb aufgenommen.

Einige davon versorgen nun die Strecke Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude im Stundentakt. Die Regionalbahnen ersetzen 15 Dieselzüge und sollen pro Jahr 1,6 Millionen Liter des konventionellen Kraftstoffs einsparen. Ein Kilogramm Wasserstoff ersetzt nach Alstom-Angaben ungefähr 4,5 Liter Dieselkraftstoff. Auch im benachbarten Ausland ist der „Coradia iLint“ auf der Schiene oder zumindest fest für den öffentlichen Personennahverkehr eingeplant und von Verkehrsbetrieben bestellt.

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Der Brennstoffzellenzug „Mireo Plus H“-auf Testfahrt in Bayern. © Siemens Mobility