(Wien / Österreich) – Österreichs Industrie stehe vor der Herausforderung, ihre Produktionsprozesse zu dekarbonisieren. Dafür setze die Bundesregierung „auf eine Kombination aus heimischer Produktion und gesicherten Importen von Wasserstoff“, sagt Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) bei der Vorstellung von Eckpunkten für eine „Wasserstoffoffensive und Importstrategie“.

Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer und Wolfgang Anzengruber, Vorsitzender des HyPA-Beirats, bei der Vorstellung der vagen Pläne für Österreichs Wasserstoffzukunft. © BMWET / Holey

Demnach wolle das Land Elektrolyseanlagen sowie Speicher- und Leitungsinfrastruktur fördern. Ein „zentrales Infrastrukturprojekt“ sei die „Entwicklung eines Südkorridors“ sowie eine „neue Importstrategie zur langfristigen Versorgungssicherung“. Dazu will die Bundesregierung noch in diesem Jahr zwei Verordnungen erlassen: zum einen die „Investitionszuschüsse-Verordnung Wasserstoff“, welche die Vergabe von Fördermitteln in Höhe von 20 Millionen Euro für Elektrolyseanlagen regelt; zum anderen eine „Wasserstoffzertifizierungs-Verordnung“ (WstVO), welche die EU-Vorgaben umzusetzen soll, um „heimischen erneuerbaren Wasserstoff förderfähig“ zu machen und nach den Maßgaben der EU zu zertifizieren, damit er „international handelbar“ wird.

Hoffnungen auf „South2“

„Von höchster geostrategischer Bedeutung“ sei das Wasserstoffinfrastrukturprojekt „Südkorridor“, das sich schon seit Jahren in der Planungsphase befindet. Bereits im Januar dieses Jahres bekräftigten Deutschland, Algerien, Italien, Österreich und Tunesien auf einer gemeinsamen Ministerkonferenz ihre Absicht, bis 2035 in großen Mengen Wasserstoff per Pipeline aus afrikanischer Produktion auf den europäischen Markt zu bringen (wir berichteten). Die auf europäischer Seite beteiligten Länder hatten sich schon im Juni vergangenen Jahres auf „SoutH2“ verständigt, die Energieminister im Mai 2023.

Kaum Konkretes aus dem Ministerium

„Unsere Expertise in Netzbetrieb, Speicherung und Technologie macht uns zu einem unverzichtbaren Partner in Europa“, meint Wolfgang Anzengruber, früher Chef der Verbund AG und jetzt Vorsitzender des Beirats von „Hydrogen Partnership Austria“ (HyPA) welche die Ministerien Österreichs bei der Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie aus dem Jahr 2022 unterstützt.. Konkrete Beispiele nannte er nicht.

Derzeit würden in Österreich rund 5.800 Arbeitsplätze direkt durch wasserstoffbezogene Tätigkeiten abgesichert. Darüber hinaus seien bis zu 300.000 Beschäftigte indirekt in Unternehmen tätig, die mit Wasserstofftechnologien verbunden seien. Das Wirtschaftsministerium rechnet damit, dass dieser Beschäftigungseffekt mit der Wasserstoffoffensive durch neue Investitionen, Ausbau von Infrastruktur und wachsende Nachfrage nach Wasserstofftechnologien weiter zunehme.

Insgesamt blieben Minister und Ministerium mit der Idee einer „europäischen Drehscheibe für grünen Wasserstoff“ nur im Vagen. Konkret wurde es nur beim Terminkalender: So gebe es am 22. Oktober in Wien die HyPA-Jahreskonferenz, wo Politik, Wirtschaft und Forschung die nächsten Schritte diskutierten. Überdies werde tags darauf eine trilaterale Arbeitsgruppe von Österreich, Deutschland und Italien mit Vertretern aus Ministerien, Netzbetreibern und Regulierungsbehörden über Finanzierung, Aufbau und Regulierung der „South2“-Infrastruktur konferieren.

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Das österreichische Wirtschaftsministerium plant eine Wasserstoffimportstrategie. © Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET)