(Brüssel / Belgien) – Deutschland, Österreich und Italien wollen die Entwicklung des südlichen Wasserstoffkorridors (SouthH2) voranbringen. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die drei Länder nun in Brüssel unterzeichnet. Bereits im Mai 2023 versicherten deren Energieminister ihre politische Unterstützung.

Vier Ferngasübertragungsnetzbetreiber und Infrastrukturunternehmen planen die Pipeline, die dereinst grünen Wasserstoff von Afrika nach Europa bringen soll. © Snam

Eine trilaterale Arbeitsgruppe soll Übertragungsnetzbetreiber, nationale Regulierungsbehörden, Finanzierungsstellen und potenzielle Wasserstoffabnehmer und -produzenten zusammenführen. Das Vorhaben wurde bereits als „Projekt von gemeinsamem Interesse“ (PCI) ausgewählt und profitiert damit unter anderem von beschleunigten Genehmigungsverfahren.

Der Korridor soll dem Import von grünem Wasserstoff von Nordafrika über Süditalien dienen und von dort aus weiter mit den Nachfrageknotenpunkten in Italien, Österreich und Deutschland vernetzt sein. „Der Südkorridor wird eine wichtige Rolle spielen, vor allem auch, um die süddeutschen Bundesländer mit grünem Wasserstoff zu versorgen“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Mit einer „auf dieser Strecke gut funktionierenden grenzüberschreitenden Wasserstoff-Pipeline-Infrastruktur“ sei man dem Ziel einen Schritt näher, ein europäisches Wasserstoffnetz aufzubauen.

4 Millionen Tonnen pro Jahr

Das 3.300 Kilometer lange Pipeline-Netz hat eine geplante Kapazität von mehr als vier Millionen Tonnen pro Jahr. Beteiligt sind bislang vier europäische Gasfernleitungs- und Infrastrukturbetreiber: die italienische Società Nazionale Metanodotti SpA (Snam), die beiden österreichischen Unternehmen Trans Austria Gasleitung GmbH (TAG) und Gas Connect Austria GmbH (GCA) sowie die deutsche Bayernets GmbH.

Snam Rete Gas plant für den „Italian H2-Backbone“ vom Einspeisepunkt in Sizilien rund 2.300 Kilometer Pipelines, davon 73 Prozent aus umgewidmeten Erdgasleitungen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge mit nordafrikanischen Unternehmen Absichtserklärungen für die Produktion von rund 2,5 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr unterzeichnet.

Das Projekt „H2 Readiness of the TAG pipeline system“ verbindet demgegenüber die Pipeline an der italienisch-österreichischen Grenze in Arnoldstein mit jener an der österreichisch-slowakischen Grenze in Baumgarten. Dabei werde eine von drei bestehenden Erdgaspipelines für Wasserstoff umgewidmet, die sowohl mit der H2-WAG-Pipeline von GCA innerhalb Österreichs als auch der H2-Pipeline Eustream verbunden ist. „H2 Backbone WAG + Penta-West“ von GCA ermöglicht bidirektionale grenzüberschreitende Wasserstofftransporte zwischen der Slowakei und Österreich sowie zwischen Österreich und Deutschland und erlaubt die Übernahme von Wasserstoff, der über die TAG-Systeme im Knoten Baumgarten ankommt.

300 Kilometer in Bayern

In Bayern entwickelt Bayernets „HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub“. Dieses sei nach Unternehmensangaben „eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau von Importrouten aus Süd- und Osteuropa“ für den deutschen Markt. Ab 2025 werde der erste Leitungsabschnitt mit einer Länge von 14 Kilometern im bayerischen Chemiedreieck in Betrieb gehen, gefolgt von weiteren regionalen Projektbausteinen bei Ingolstadt. Im Jahr 2030 werde das dortige Netz 300 Kilometer umfassen.

Das Projekt ist eines der fünf groß angelegten Pipeline-Wasserstoffimportkorridore, um die Einfuhr von zehn Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs in die EU zu ermöglichen. Das europäische Wasserstoffnetz „European Hydrogen Backbone“ (EHB) wird in fünf Abschnitten entwickelt, bestehend aus dem Nordsee-Korridor, dem Baltikum-Korridor, dem Südwest-Korridor, dem Südost-Korridor sowie dem Nordafrika-Korridor. Der „SoutH2“-Korridor soll 2030 voll funktionsfähig sein.

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Anlagen von Snam: Das Unternehmen will für den Abschnitt „Italian H2-Backbone“ vom Einspeisepunkt in Sizilien rund 2.300 Kilometer Pipelines entwickeln, davon 73 Prozent aus umgewidmeten Erdgasleitungen. © Snam