(Paris / Frankreich) – Der französische Energiemulti Total Energies SE hat den Stromerzeuger Total Eren vollständig übernommen. Bislang hielt Total Energies seit 2017 einen Anteil von 29,2 Prozent an dem vormals Eren RE genannten Projektentwickler aus der Eren-Gruppe. Seinerzeit war bereits optional die Komplettübernahme nach Ablauf von fünf Jahren vereinbart worden. Die fast 500 Mitarbeiter von Total Eren würden den Angaben zufolge vollständig in die Geschäftseinheit Erneuerbare Energien von Total Energies integriert.

Die Transaktion bedeutet eine Investition von rund 1,5 Milliarden Euro. Die Integration von Total Eren dürfte zu einer Steigerung des Nettobetriebsergebnisses von Total Energies im Bereich Integrated Power um rund 160 Millionen Euro im Jahr 2024 führen, schätzt das Unternehmen.

Projekte mit Sonne, Wind und Wasserstoff

Total Energies verfügt weltweit über Erneuerbare-Energien-Kraftwerke mit einer installierten Leistung von 3,5 Gigawatt sowie eine Projektpipeline von über zehn Gigawatt an Solar-, Wind-, Wasserkraft- und Speicherprojekten in 30 Ländern. Davon befinden sich 1,2 Gigawatt im Bau oder in der Spätphase der Entwicklung. Total Eren betreibt Anlagen insbesondere in Portugal, Griechenland, Australien und Brasilien mit einer Leistung von zwei Gigawatt sowie Projekte in Indien, Argentinien, Kasachstan und Usbekistan.

Total Energies trennt sich zunehmend von seinen Tankstellen und dem Vertrieb von Mineralkraftstoffen. Gemeinsam mit der Daimler Truck AG will der Konzern eine Wasserstoffinfrastruktur für den Straßengüterverkehr in Europa entwickeln. © Daimler Truck AG

Im März 2023 hatte der Konzern verkündet, man wolle sich auf die Entwicklung neuer Angebote für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge konzentrieren. Daher verkauft er seine konventionellen Tankstellennetze in Deutschland (1.198 Stationen) und in den Niederlanden (392 Stationen) an die kanadische Alimentation Couche-Tard Inc. In Belgien und Luxemburg werden Total Energies und Couche-Tard ein 40:60-Gemeinschaftsunternehmen gründen, das die dortigen 619 Tankstellen besitzt und betreibt.

Die Anlagen in den vier Ländern werden so lange unter der Marke „Total Energies“ geführt, wie das Unternehmen den Kraftstoff insbesondere aus seinen Raffinerien in Antwerpen (Belgien) und Leuna (Deutschland) liefert; den Angaben zufolge noch „mindestens fünf Jahre lang“. Die geplante Transaktion in Höhe von 3,1 Milliarden Euro soll noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.

Ende 2021 erklärten die Daimler Truck AG und Total Energies SE, man wolle gemeinsam eine Wasserstoffinfrastruktur für schwere Lkw in der Europäischen Union entwickeln. Der Vereinbarung zufolge umfasse dies „die Wasserstoffbeschaffung inklusive der damit verbundenen Logistik, die Belieferung von Tankstellen mit Wasserstoff, die Entwicklung wasserstoffbasierter Lkw, den Aufbau eines Kundenstamms sowie weitere Bereiche“.

Ziel sei es, in den kommenden Jahren mehr als 100 Wasserstofftankstellen an wichtigen europäischen Straßen in Frankreich, den Benelux-Ländern und Deutschland zu errichten. Diese Stationen werden unter der Marke „Total Energies“ betrieben, verkündeten die Unternehmen Anfang dieses Jahres.

Total Energies hatte in den letzten Jahren überdies Projekte für grünen Wasserstoff in verschiedenen Regionen wie Nordafrika, Lateinamerika und Australien gestartet. Diese Aktivitäten sollen nunmehr im Rahmen einer neuen Partnerschaft mit der Eren-Gruppe unter dem Namen „TEH2“ intensiviert werden, wobei Total Energies 80 Prozent an dem Joint Venture halten wird.

TEH2-Projekt in Finnland

Total Eren hatte seinerseits jüngst bekannt gegeben, dass die Wasserstofftochter TEH2 und der finnische Entwickler großer kommerzieller Anlagen zur Herstellung von E-Fuels Aliceco Energy eine gemeinsame „Vanadis Fuels Project“ genannte Anlage im finnischen Kokkola Industrial Park (KIP) umsetzen wollen.

Dort sollen kohlenstoffarme Kraftstoffe für die Industrie und die Schifffahrt hergestellt werden. Die Vanadis-Anlage wird demnach E-Methanol (e-MeOH) durch Abtrennung von biogenem Kohlendioxid aus Biomasse synthetisieren und gleichzeitig grünen Wasserstoff mit einem Elektrolyseur herstellen, der mit erneuerbaren Energien wie Offshore- und Onshore-Windparks und/oder Solarkraftwerken betrieben wird. Die Produktion solle im Jahr 2029 anlaufen, die Produktionskapazität für E-Methanol betrage bis zu 400.000 Tonnen pro Jahr.

Aliceco wolle sich dabei auf die lokale Entwicklung in Kokkola konzentrieren, Total Eren sein Know-how bei Entwicklung, Finanzierung, Bau und Betrieb von Solar- und Windprojekten sowie von Wasserstoffproduktionsanlagen einbringen. Als Partner nennt das Joint Venture neben dem Kokkola Industrial Park auch den lokalen Energieversorger Kokkolan Energia sowie den Hafen von Kokkola, drittgrößter Stückguthafen Finnlands.

Kooperation mit Ferngasnetzbetreiber VNG

2021 hat Total Eren in Magallanes (Chile) ein Grundstück erworben und Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben, um ein großes grünes Wasserstoffprojekt zu errichten. Das Projekt „H2 Magallanes“ wird aus Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von bis zu zehn Gigawatt bestehen und 800.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen, die dann zumindest teilweise als grüner Ammoniak per Schiff von Patagonien nach Deutschland transportiert werden können.

Rendering eines möglichen Wasserstoffproduktionsstandortes nebst Ammoniak-Exportterminal „Magallanes“ von Total Eren in Patagonien, Chile. © Total Eren

Vor mehr als einem Jahr, Im April 2022, hatte Total Eren dann die schottische John Wood Group Plc beauftragt, in Chile einen kompletten netzunabhängigen Energiekomplex zu entwickeln. Dazu gehörten den Angaben zufolge besagte Windkraftanlagen, eine Elektrolysekapazität von acht Gigawatt, eine Entsalzungsanlage, eine Anlage zur Herstellung von Ammoniak (NH3), Stromleitungen sowie Hafenanlagen für den Transport des grünen Ammoniaks zu nationalen und internationalen Märkten.

Wenige Monate später, Im November letzten Jahres, hatten der Leipziger Gaskonzern VNG AG und Total Eren einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, worin der Import von grünem Wasserstoff in Form von Ammoniak und dessen Absatz auf dem deutschen und europäischen Markt ab 2028 vorgesehen ist.

Wasserstoffdrehscheibe im Raum Rostock

Die Wasserstoffkooperation ermöglicht es der VNG-Tochter VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V), grünes Ammoniak an der deutschen Küste abzunehmen und ihren Kunden ab 2028 direkt oder in Form von Wasserstoff zur Verfügung zu stellen. VNG plant derzeit gemeinsam mit seinen Tochterunternehmen den Bau einer Wasserstoff- und CO2-Drehscheibe im Raum Rostock. Darüber hinaus führt die VNG H&V Gespräche mit Kunden, um den zukünftigen Bedarf an grünem Ammoniak und grünem Wasserstoff zu bewerten und erste Kaufverträge abzuschließen.

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Der Windpark „GRESS“ von Total Eren auf den Anhöhen von Grand‘ Rivière auf Martinique besteht aus sieben Turbinen mit einer Leistung von jeweils zwei Megawatt und verfügt über ein netzgekoppeltes Batteriesystem. GRESS ist der größte Windpark mit Speicher auf den Französischen Antillen. © Total Eren