(Paris / Frankreich) – Der französische Energiekonzern Total Energies will sich auf die Entwicklung neuer Angebote für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge konzentrieren. Daher verkauft er seine konventionellen Tankstellennetze in Deutschland (1.198 Stationen) und in den Niederlanden (392 Stationen) an die kanadische Alimentation Couche-Tard Inc., einen der weltweit größten Betreiber von Convenience Shops. In Belgien und Luxemburg werden Total Energies und Couche-Tard ein 40:60-Gemeinschaftsunternehmen gründen, das die dortigen 619 Tankstellen besitzt und betreibt.

Marke bleibt noch mindestens fünf Jahre

Die Anlagen in den vier Ländern werden so lange unter der Marke „Total Energies“ geführt, wie das Unternehmen den Kraftstoff insbesondere aus seinen Raffinerien in Antwerpen (Belgien) und Leuna (Deutschland) liefert; den Angaben zufolge noch „mindestens fünf Jahre lang“.

Die geplante Transaktion in Höhe von 3,1 Milliarden Euro soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein und umfasst neben den Tankstellennetzen auch das Tankkartengeschäft mit Geschäftskunden. Die Segmente Elektrofahrzeug-Ladestationen, den Handel mit Wasserstoff sowie das Tankstellennetz für Lkw verbleiben bei Total Energies. Seit 2015 hat der Konzern bereits seine Tankstellen in Italien, der Schweiz und in Großbritannien veräußert.

Einnahmen aus Kraftstoffgeschäft rückläufig

Anlass für die Umgestaltung der Unternehmensstruktur sind den Angaben zufolge insbesondere die Pläne der Europäischen Union, den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bis 2035 zu beenden, um die Entwicklung von kohlenstofffreien Fahrzeugen zu fördern. Diese und andere EU-Trends „veranlassen Total Energies dazu, Entscheidungen über die Zukunft seiner Einzelhandelsnetze in Europa zu treffen, deren Einnahmen aus dem Kraftstoffgeschäft zurückgehen“. Tankstellen würden sich von reinen Kraftstoffanbietern immer mehr „zu Dienstleistungszentren mit Geschäften, Autowaschanlagen und Lebensmittelhandel“ entwickeln.

Der Mineralölkonzern Total Energies will sich künftig mehr auf den Markt für Wasserstoff und Elektromobilität konzentrieren. © Total Energies

Der Konzern wolle daher zu einem „Multi-Energie“-Unternehmen werden und den Verkauf von Erdölprodukten bis 2030 um 30 Prozent reduzieren, „damit der Kraftstoffverkauf und der Raffineriedurchsatz die Ölproduktion nicht übersteigen“. Bei der Partnerschaft mit Couche-Tard profitiere man von „dessen anerkannter Erfahrung beim Betrieb von Convenience-Stores in Tankstellen“.

Couche-Tard wurde 1980 gegründet. Seine teils in Eigenregie, teils in Franchise geführten Läden bieten lokal jeweils rund um die Uhr Lebensmittel, Produkte des täglichen Bedarfs sowie Tankstellenservice. Couche-Tard hat mehr als 14.000 Verkaufsstellen in Nordamerika, Asien und Nordeuropa und beschäftigt über 120.000 Mitarbeiter.

Wachstum bei Elektromobilität und Wasserstoff

Demgegenüber beschleunigt Total Energies sein Wachstum im Bereich der Elektromobilität und will Ladestationen an Hauptverkehrsstraßen und in europäischen Großstädten installieren. Zudem baut der Konzern in einem Joint Venture mit dem französischen Hersteller von Industriegasen Air Liquide S.A. ein europäisches Netz von Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge entlang wichtiger europäischer Transportrouten auf.

Ziel sei es, in den kommenden Jahren mehr als 100 Wasserstofftankstellen an wichtigen europäischen Straßen in Frankreich, den Benelux-Ländern und Deutschland zu errichten. Diese Stationen werden unter der Marke „Total Energies“ betrieben, verkündeten die Unternehmen Anfang dieses Jahres.

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Total Energies trennt sich zunehmend von seinen Tankstellen und dem Vertrieb von Mineralkraftstoffen. © Total Energies