(Etzel / Deutschland) – Die Storag Etzel GmbH hat mit der Einspeicherung von Wasserstoff im niedersächsischen Etzel, südwestlich von Wilhelmshaven, begonnen. Zuvor waren die Dichtheitstests nach der Umrüstung zweier Kavernen abgeschlossen worden.
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Zurzeit wird der Wasserstoff per Lkw angeliefert. Mit Anbindung an das künftige Wasserstoffkernnetz erfolgt die Lieferung per Pipeline. © Storag Etzel GmbH
Der Energieträger wird per Lkw angeliefert. Bis in den Sommer hinein würden drei Ladungen pro Woche in Etzel ankommen – insgesamt seien etwa 200 Fahrten erforderlich, um die Kavernen mit Wasserstoff zu befüllen. Künftig werde der Standort nach Anschluss an das geplante Wasserstoffkernnetz per Pipeline versorgt. Der Wasserstoff verdrängt bei der Einspeicherung die Sole aus den Kavernen.
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Künftige Anbindung mit Wasserstoffpipelines in Etzel. © Storag Etzel GmbH
Zwar habe es erwartbar Anlaufschwierigkeiten bei der Beschaffung von Wasserstoff gegeben. „Man merkt, dass der Wasserstoffmarkt noch in den Kinderschuhen steckt“, sagt Carsten Reekers, Projektleiter des Forschungsprojekts „H2CAST Etzel“. Doch seien bis Ende Januar bereits mehrere Tonnen bei einem maximalen Druck von 170 bar sicher im Untergrund gespeichert. „Wir haben gezeigt, dass die vorhandenen Anlagen im Kavernenfeld Etzel geeignet sind“, so Reekers. Die Kavernen seien skalierbar und flexibel. Auch weitere dort bestehende unterirdische Gas- und Ölspeicher ließen sich für die Nutzung von Wasserstoff „zeitnah umwidmen“.
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Der grüne Wasserstoff soll künftig vorrangig in der Region produziert werden. Durch den Druck bei der Einspeicherung wird die Sole verdrängt. Bei der Ausspeicherung wird das Gas gereinigt und kann dann genutzt oder bei Bedarf in Erdgasleitungen eingespeist werden. © Storag Etzel GmbH
Im Anschluss an die Befüllung mit der ersten Tranche von rund 45 Tonnen Wasserstoff sollen die Kavernen in einer zweiten Tranche auf die avisierte Zielmenge von 90 Tonnen bis zum höchsten zulässigen Druck beladen werden. Mit dem Bau einer obertägigen Testanlage werde im Frühjahr gestartet. In diesem Jahr liege der Schwerpunkt des Projekts auf der Inbetriebnahme der Anlagen zur Wasserstoffreinigung. Dabei sollen unterschiedliche Verfahren und deren Effizienz getestet werden. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits. Damit sei dann voraussichtlich ab Winter 2025 der Gasspeicherbetrieb mit Verdichtung, Gastrocknung und -reinigung, Druckregelung, Mengen- und Qualitätsmessung möglich.
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Die Kavernen, in denen Öl, Gas oder Wasserstoff gelagert werden kann, ragen unterirdisch in die Salzschicht hinein, den „Salzdom“. Bis 2026 soll der Standort Etzel „H2-ready“ sein. © Storag Etzel GmbH
Bis 2026 soll der Standort Etzel „H2-ready“ sein. Das Forschungsprojekt „H2CAST“ (H2 CAvern Storage Transition) wird durch das Land Niedersachsen und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Ziel ist es, die grundsätzliche Machbarkeit der großvolumigen unterirdischen Speicherung von Wasserstoff zu demonstrieren und dafür die Eignung der Salzkavernen in Etzel nachzuweisen. Der operative Betrieb wird erprobt und dient dem Aufbau einer Wasserstoffindustrie in Deutschland und Europa.
Im Nachgang werden die Forschungsergebnisse und technischen Standards zugänglich gemacht. Etzel diene somit als Blaupause für die Umrüstung von Kavernen für zukünftige Wasserstoffspeicherung in Deutschland. An dem Projekt beteiligt sind die TU Clausthal, der Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Sonar Control Kavernenvermessung GmbH (Socon), die Hartmann Valves GmbH sowie die Deep KBB GmbH.
Nächster Schritt: Eine Million Kubikmeter
Vor wenigen Tagen haben Storag Etzel und der Energieversorger EnBW den nächsten Schritt für die großtechnische Speicherung von Wasserstoff verkündet: Demnach haben der Anbieter von Kavernenspeichern und die EnBW-Tochtergesellschaft EnBW Etzel Speicher GmbH einen Vertrag über den Bau und Betrieb von neuen Wasserstoffkavernenspeichern abgesichert.
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EnBW und Storag Etzel wollen gemeinsam Wasserstoffspeicherkapazitäten untertage von über einer Million Kubikmetern entwickeln und langfristig betreiben. © Storag Etzel GmbH
Den Angaben zufolge wollen die Unternehmen Wasserstoffspeicherkapazitäten in mehreren Neubaukavernen mit einem Volumen von über einer Million Kubikmetern entwickeln. Die EnBW-Tochtergesellschaft würde außerdem eine neue Obertageanlage für Wasserstoff auf den Flächen in Etzel errichten. Allerdings seien für eine finale Investitionsentscheidung „noch ein regulatorischer und gesetzlicher Rahmen nötig“, der das Geschäftsmodell „Wasserstoffspeicher“ ermögliche. Insbesondere die Absicherung der anfänglichen hohen Investitionen über die lange Betriebslaufzeit könne „aktuell und absehbar am Markt noch nicht realisiert werden”, sagt Peter Bux, Geschäftsführer der EnBW Etzel Speicher GmbH.
Die Kavernenanlage Etzel umfasst derzeit 75 Kavernen für die Öl- und Gasspeicherung. Es bestehe ein Ausbaupotenzial von 24 Kavernen, wovon einige bereits teilentwickelt sind. Eine typische Kaverne in Etzel könne aufgrund der sehr guten Geologie vor Ort ein geometrisches Hohlraumvolumen von bis zu 800.000 Kubikmetern haben. Dies entspricht einer Wasserstoffkapazität von 200 bis 250 Gigawattstunden je Kaverne.
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In Etzel hat die Befüllung von zwei umgewidmeten Erdgaskavernen mit Wasserstoff durch Lkw mit Trailern begonnen. © Storag Etzel GmbH