(Phoenix / USA) – Der US-amerikanische Lkw-Hersteller Nikola Corporation feiert den Start der Produktion des schon seit mehreren Jahren angekündigten Brennstoffzellen-Lkw „Nikola Tre“ in seiner Fabrik in Coolidge bei Phoenix (Arizona). Das Modell der Klasse 8 (ab 15 Tonnen) wird vorerst nur auf dem amerikanischen Markt eingeführt und hat eine Reichweite von bis zu 500 Meilen. Die Betankungszeit liege bei 20 Minuten.

Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge beginnt nach Angaben von Nikola-Präsident und CEO Steve Girsky noch im vierten Quartal. Es gebe bereits 223 unverbindliche Bestellungen von 23 Kunden, darunter Flottenbetreiber wie J.B. Hunt, AJR Trucking (50 Stück), Biagi Bros. und TTSI. Auch das Wasserstoff-Infrastrukturunternehmen BayoTech, Inc. hat Interesse an 50 Fahrzeugen. Nikola will dort im Gegenzug sowohl Wasserstoff als auch zehn Tankanhänger des Typs „BayoTech HyFill“ erwerben. Diese sollen den gasförmigen Energieträger zu Lkw-Tankstellen nach Missouri und Kalifornien transportieren.

Nach Fertigstellung des zweiten Abschnitts der Fabrikerweiterung könnten in Coolidge jährlich 2.400 Lkw im Dreischichtbetrieb vom Band laufen. Vor einigen Monaten hatte das Unternehmen allerdings mitgeteilt, die Produktion von batterieelektrischen Lkw (BEV) solle dort aufgrund der schleppenden Nachfrage „vorübergehend“ unterbrochen und die Montagelinie so modifiziert werden, dass sowohl BEV als auch FCEV gefertigt werden könnten.

Nikola braucht Erfolge

Nikola muss nach einem verlustreichen ersten Quartal Erfolge vorweisen. Zwar war der Umsatz gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um gut neun Millionen Dollar gestiegen. Doch wuchs gleichzeitig der Nettoverlust auf rund 169 Millionen Dollar (155 Millionen Euro) gegenüber knapp 153 Millionen in Q1 2022. Im 2. Quartal sank der Umsatz, während die Verluste verglichen mit dem Vorjahresquartal von 172 Millionen auf 217 Millionen Dollar weiter stiegen.

Im Mai hatte der damalige Geschäftsführer und Ex-Opel-Boss Michael Lohscheller erklärt, man wolle „die Geschäftstätigkeiten straffen“ und sich künftig „auf die Bereiche konzentrieren, in denen wir Wettbewerbs- und Erstanbietervorteile haben“. So werde der 50-Prozent-Anteil an einem europäischen Gemeinschaftsunternehmen mit der Iveco Group N.V. verkauft. Die beiden Firmen hatten das Joint Venture 2019 gegründet, um im Iveco-Werk in Ulm den „Tre FCEV“ für den europäischen Markt zu produzieren. Lohscheller trat im August von seinem Chefposten zurück und ging aus „familiären Gründen“ zurück nach Europa.

Auf dem Weg nach Kanada

Nordamerika ist insbesondere aufgrund staatlicher Fördermittel für Nikola lukrativ. Das Unternehmen will sich daher auf die USA sowie Kanada mit Brennstoffzellen-Lkw und anderen Fahrzeugen konzentrieren.

Nikola erweitert sein Servicenetz in Nordamerika und schließt eine Vereinbarung mit der kanadischen ITD Industries Inc für den Lkw-Vertrieb. © Nikola Corp.

Im September verkündete das Unterernähren die Erweiterung seines Händlernetzes in Kanada für den Vertrieb und Service von Lkw der Klasse 8 durch ITD Industries Inc. Der Hersteller von Transportausrüstungen und Anhängern wird einen Showroom in seinen Fabrikstandort Toronto integrieren.

Nikola rechnet mit einem bedeutenden Wachstum in Kanada, da Organisationen und Unternehmen über das Förderprogramm IMHZEV (Incentives for Medium- and Heavy-Duty Zero-Emission Vehicles) Zuschüsse erhalten könnten, zum Beispiel 200.000 kanadische Dollar für den Kauf oder das Leasing des Nikola Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrostaplers. ITD soll auch die emissionsfreien Lkw von Nikola über seine nationalen Vertriebskanäle bewerben.

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Nikola feiert den Produktionsstart und die Markteinführung des Brennstoffzellen-Lkw „Nikola Tre“. © Nikola Corp.