(Leuna) – Im Chemiepark Leuna, Sachsen-Anhalt, soll mit einer neu entwickelten Technologie des Berliner Start-ups C1 Green Chemicals AG grünes Methanol aus nicht-fossilen Rohstoffen wie Biomasse oder CO2 hergestellt und das Verfahren zur Marktreife geführt werden. Nach Angaben von C1-Mitgründer Christoph Zehe habe man den Herstellungsprozess von Methanol „komplett neu“ erfunden. Dies ermögliche die Produktion von hochreinem grünem Methanol bei niedrigem Druck und niedrigen Temperaturen zu einem wettbewerbsfähigen Preis.

Methanol aus nicht-fossilen Quellen

Dabei werde Kohlenstoff in einem kontinuierlichen Kreislauf genutzt. Das eingesetzte CO2 stamme aus industriellen Prozessemissionen. Mit „der integrierten End-to-End-Prozesskette“ schaffe das „Leuna 100“ genannte Projekt die Voraussetzung für eine RED-II-konforme Produktion von grünem Methanol. Für den Markthochlauf müssten einzelne Prozessschritte und insbesondere „ihre Kopplung zu einem Gesamtprozess optimiert und skaliert werden“.

Visualisierung der Pilotanlage „Leuna 100“ für die Herstellung grünen Methanols. Das flexible Containerdesign ermöglicht laut C1 „eine dezentrale Produktion in jedem Anlagenmaßstab.“ © C1 Green Chemicals AG

Die heutige großindustrielle Produktion von Methanol beruhe „auf einem einhundert Jahre alten, technisch ausgereizten und emissionslastigen Herstellungsverfahren basierend auf Erdgas oder Kohle“, heißt es in einer Mitteilung des am Projekt beteiligten Fraunhofer IWES. Es gebe zwar gerade viele einzelne Innovationen im Bereich der regenerativen Kraftstoffe, sagt Michael Seirig, Abteilungsleiter Wasserstofflabore und Feldtests des Instituts. Verschiedene Schritte in der Erzeugung von regenerativen Kraftstoffen ließen sich elektrifizieren und somit auf erneuerbare Energien umstellen. „Was aber fehlt, ist deren Verknüpfung, um wirklich einen großtechnischen Markthochlauf zu ermöglichen“. Die Defossilisierung der Produktion erfordere „nicht nur die Befähigung einzelner Teilschritte, sondern die Kopplung und den lastdienlichen Betrieb als Ganzes.“ Das Fraunhofer IWES stellt mit seinem „Hydrogen Lab“ die Forschungsinfrastruktur in Leuna zur Verfügung.

Methanol als Schiffstreibstoff

Mit dem Ersatz fossilen Öls durch regenerative Schiffskraftstoffe lasse sich jedes Jahr mehr als eine Gigatonne CO2 einsparen. Insbesondere bei Containerschiffen setze sich grünes Methanol als klimaneutrale Treibstoffalternative durch.

Wie berichtet hat beispielsweise die dänische Großreederei Maersk den Bau von 19 methanolfähigen Schiffen in Auftrag gegeben sowie mit einer Reihe von Unternehmen Verträge zur Herstellung und Abnahme des Energieträgers geschlossen. Maersk Growth, die Risikokapital-Sparte von A.P. Moller-Maersk, hat den Angaben zufolge eine nicht benannte Summe in C1 investiert.

Das Projekt „Leuna 100“ ist auf drei Jahre angelegt. Es wird im Rahmen des Gesamtkonzepts „Erneuerbare Kraftstoffe“ mit insgesamt 10,4 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Zum Konsortium um C1 gehören das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES, das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, das DBI-Gastechnologische Institut gGmbH Freiberg sowie die Technische Universität Berlin.

Details sowie eine Beschreibung des Verfahren findet man auf der Website von C1.

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Das Fraunhofer IWES stelle den Standort und die Infrastruktur im „Hydrogen Lab Leuna“ zur Verfügung. Es wurde im November 2022 eröffnet. © Linde GmbH / Till Schuster