(Hamburg) – Die Hansestadt Hamburg sieht sich als „Drehkreuz für Wasserstoffimporte nach Deutschland und Europa“. Um diesen Anspruch zu untermauern, hat die Behörde für Wirtschaft und Innovation eine Strategie ausarbeiten lassen und im März vorgestellt. Darin haben die Autoren neun „Aktionspunkte“ aufgestellt, von Bedarfsanalyse über Fördermöglichkeiten bis hin zur Zertifizierung von grünem Wasserstoff.

Die Bundesregierung geht bis zum Jahr 2030 von einem Wasserstoffbedarf in Deutschland von circa 90 bis 110 Terrawattstunden pro Jahr (TWh/a) aus. Würde dieser Bedarf entsprechend des derzeitigen Energieverbrauchs auf die einzelnen Bundesländer verteilt, entfielen allein auf Hamburg vier TWh/a, heißt es in dem Konzept der Stadt. Hinzu komme der Bedarf für Norddeutschland, der ebenfalls über den Hamburger Hafen abgewickelt werden könnte.

Wasserstoffbedarf ist nicht aus eigener Produktion zu decken

Die größten Hamburger Industriebetriebe, die derzeit rund ein Drittel des gesamten Hamburger Erdgasbedarfs verbrauchen, gingen bis 2030 sogar von einem Bedarf an grünem Wasserstoff in Höhe von rund 7,6 TWh/a aus. Davon entfielen für Industrieanwendungen 5,7 TWh/a und allein für die direkt mit dem Warenumschlag im Hafen verbundenen Verkehrsströme des Mobilitätssektors 1,9 TWh/a. Darüber hinaus werde „perspektivisch auch die Metropolregion Hamburg mit ihren über fünf Millionen Einwohnern einen Bedarf an Wasserstoff entwickeln“.

Daher seien in der Stadt bereits einige kleinere Elektrolyseure in Betrieb und größere Anlagen (etwa in Moorburg) in Planung, sodass die Wirtschaftsbehörde bis 2030 mit einer grünen Elektrolyseleistung von rund 550 Megawatt und damit einer Wasserstoffproduktionskapazität von rund 2,2 TWh/a rechnet.

Allerdings könne „die Differenz zwischen Bedarf und Produktionskapazitäten selbst bei einem verstärkten Ausbau sowohl der erneuerbaren Energien als Stromquelle als auch der Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff regional und national nicht gedeckt werden“. Somit sei Deutschland auf Importe angewiesen.

Hamburg als Schlüssel für Wasserstoffimporte

Die Behörde für Wirtschaft und Innovation, zuständig für Hafenwirtschaft und Industrie, verfolgt das Ziel, einen Großteil des benötigten Wasserstoffs künftig über Hamburg zu importieren. Eine große Rolle spielten dabei landseitige Pipelines, da über diese „voraussichtlich bereits mittelfristig ein großer Teil der bundesweiten Wasserstoffbedarfe gedeckt werden kann“. Parallel dazu müssten Konzepte für den seeseitigen Import entwickelt werden.

Für die Hansestadt böte sich bei den zu erwartenden erheblichen Wasserstoffumschlagmengen „eine hervorragende Möglichkeit, sicherzustellen, dass der Hamburger Hafen auch in Zukunft einer der weltweit führenden Standorte und eine der tragenden Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt“ bleibe. Dies erfordere „in den kommenden Jahren“ den Ausbau zu einem grünen Wasserstoffdrehkreuz für Deutschland und Europa.

Krieg gegen die Ukraine beschleunigt die Vorhaben

Der russische Krieg gegen die Ukraine mache die Importstrategie „wichtiger denn je“, sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) dieser Tage dem „Norddeutschen Rundfunk“: „Die Ausgangssituation könnte für so einen Hochlauf nicht besser sein, obwohl der Krieg natürlich grausam ist. Aber er beschleunigt.“

Bis 2030 sollen vier Hafenterminals stehen, die möglichen Orte würden noch geprüft, so der NDR. Wegen der Explosionsgefahr brauche man viel Abstand. Eine große statt vier kleinere Anlagen sei deshalb ausgeschlossen. Im Hafen solle zudem eine Wasserstoff-Pipeline aus Dänemark enden.

Das Strategiepapier „Green Hydrogen Hub Europe: Hamburg als Drehkreuz für Wasserstoffimporte nach Deutschland und Europa“ gibt es kostenfrei als PDF (51 Seiten).

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https://www.hamburg.de/contentblob/15949744/9f383c2533a5a303613735b7d22c4ca4/data/wasserstoff-importstategie.pdf

Foto
Hamburg möchte das Einfallstor für Wasserstoff werden (Bild: Hamburg Cruise Days 2017). © Hamburg Tourismus GmbH/Christian Lietzmann