(Hamburg) – Shell, Mitsubishi Heavy Industries, Vattenfall sowie die kommunale Wärme Hamburg GmbH wollen am Kraftwerksstandort Hamburg-Moorburg einen Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 Megawatt errichten. Zur Wasserstoffproduktion sollen Wind- und Solarenergie genutzt werden. Überdies ist die Entwicklung des Standortes zu einem „Green Energy Hub“ vorgesehen. Die Unternehmen unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung.

Anbindung an Infrastruktur

Die Firmen beabsichtigen, Fördermittel im Rahmen des EU-Programms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) zu beantragen. Dies soll im ersten Quartal 2021 mit Einreichung einer ersten Projektskizze erfolgen. Der Standort verfüge „über ideale Voraussetzungen für die weitere Nutzung“, heißt es in einer Mitteilung. Er ist sowohl an das nationale 380.000-Volt-Übertragungsnetz als auch an das 110.000-Volt-Netz der Stadt Hamburg angebunden. Darüber hinaus könnten Überseeschiffe den Standort direkt anlaufen und die Kai- und Hafenanlage als Importterminal nutzen.

„Potenzieller Startpunkt“ für Wasserstoffwirtschaft

Die städtische Gasnetzgesellschaft wolle zudem binnen zehn Jahren ein Wasserstoffnetz im Hafen ausbauen und arbeite schon jetzt an der nötigen Infrastruktur. Im Umkreis des Standorts seien zahlreiche potenzielle Abnehmer für grünen Wasserstoff angesiedelt, sodass die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet werden kann – von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport bis hin zur konkreten Anwendung in den unterschiedlichen Sektoren. „Mit diesen Voraussetzungen ist der Standort Moorburg in Hamburg und Norddeutschland optimal und kann sich zu einem potenziellen Startpunkt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entwickeln“, so die Unternehmen.

Kohlekraftwerk lief nur fünf Jahre

Moorburg war viele Jahre Standort eines Gaskraftwerks der Hamburgischen Electricitäts-Werke. 2015 nahm Vattenfall hier eines der modernsten Kohlekraftwerke Deutschlands in Betrieb, dessen Laufzeit bis 2038 veranschlagt war. Nachdem der Konzern im Dezember 2020 einen Zuschlag in der Auktion zum bundesweiten Steinkohleausstieg erhielt, wird das Kraftwerk bereits in diesem Jahr stillgelegt. Eine Entscheidung des Übertragungsnetzbetreibers über die Systemrelevanz der Anlage wird für März 2021 erwartet. Sollte Moorburg als nicht systemrelevant eingestuft werden, ist die Kohleverfeuerung spätestens zum 1. Juli 2021 beendet. Sollte Moorburg vom Übertragungsnetzbetreiber als systemrelevant eingestuft werden und die Bundesnetzagentur dies bestätigen, dient das Kraftwerk für einen noch zu bestimmenden Zeitraum als Reserve.

In der Auktion waren deutschlandweit elf Kraftwerksblöcke zu beurteilen. Wie hoch die Stilllegungsprämie für die beiden Blöcke in Hamburg mit einer Kapazität von jeweils 800 Megawatt ist, wurde nicht mitgeteilt. Nach Informationen des NDR lag der durchschnittliche von der Bundesnetzagentur erteilte Zuschlagswert bei 66.259 Euro pro Megawatt.

Hamburger Koalitionsvertrag sieht Moorburg als Teil des Wasserstoffkonzeptes

Eigenen Angaben zufolge könnten die Unternehmen bei ihrem Vorhaben „auf die Unterstützung des Hamburger Senats zählen“. Die Rot-Grüne-Regierung hatte sich im Koalitionsvertrag im Juni 2020 unter dem Titel „Hamburg als Zentrum der Wasserstoffindustrie und innovativer Speichertechnologien“ auch mit Moorburg befasst. Demnach könne der Standort „mit seinem direkten und besonders leistungsfähigen Zugang zum Übertragungsnetz eine wichtige Rolle für die Sektorenkopplung spielen“. Hierzu gehöre auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Die Koalition werde die Möglichkeiten prüfen, die Kohleverstromung durch innovative Konzepte der Erzeugung, Speicherung und Umwandlung von Energie zu ersetzen, heißt es im Vertrag.

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https://group.vattenfall.com/de/newsroom/pressemitteilungen/2021/wasserstoffprojekt-am-standort-hamburg-moorburg

Grafik
Hamburg Green Hydrogen Hub / © Vattenfall