(Lingen) – Die Essener RWE AG will Im niedersächsischen Lingen grünen Wasserstoff erzeugen. Den Bau einer Pilotanlage hatte der Energiekonzern, wie berichtet, im Mai vergangenen Jahres angekündigt.

Neun Monate nach dem ersten Spatenstich haben nun acht Module eines Druck-Alkali-Elektrolyseurs des Dresdener Herstellers Sunfire GmbH die Baustelle auf dem Gelände des Gaskraftwerks im Emsland erreicht, berichtet RWE. Die jeweils 15 Tonnen schweren Bauteile werden dort zu zwei knapp zehn Meter langen „Stacks“ mit einer kumulierten Leistung von zehn Megawatt zusammengebaut. In den kommenden Wochen installieren Techniker die Anlage innerhalb der Pilotanlage und integrieren sie in die Infrastruktur des Gaskraftwerks.

Auch Linde liefert Elektrolyseur

RWE will dort unter industriellen Bedingungen zwei Elektrolysetechnologien erproben. Daher erhielt auch der britische Hersteller von Industriegasen Linde plc einen Auftrag. Dort bestellte RWE einen Protonen-Austausch-Membran-Elektrolyseur (PEM) mit einer Leistung von vier Megawatt. Dieser soll „in Kürze“ ins Nachbargebäude geliefert werden.

Skizze der geplanten Pilotanlage in Lingen. © RWE

Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres geht die gesamte Anlage in Betrieb. Mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen kann sie stündlich bis zu 290 Kilogramm grünen Wasserstoff erzeugen, der in ein öffentliches Wasserstoffnetz eingespeist oder Erdgas als klimaneutraler Brennstoff für Turbinen des Gaskraftwerkes beigemischt wird. RWE und der japanische Turbinenhersteller Kawasaki Heavy Industries planen, bis 2024 in Lingen eine wasserstofffähigen Gasturbine in Betrieb zu nehmen, um die Rückverstromung von Wasserstoff zu erproben.

„Nach der Inbetriebnahme wird uns die Anlage in Lingen helfen, Erfahrungen mit zwei Technologien für den späteren Betrieb großer Elektrolyseure zu sammeln“, sagt Sopna Sury, COO Hydrogen RWE Generation SE. Das Land Niedersachsen fördert das Projekt mit acht Millionen Euro.

300 Megawatt Elektrolyseleistung bis 2026

Wenige Meter von der Pilotanlage entfernt plant das Unternehmen, im Rahmen des Projekts „GET H2“ bis 2026 den Bau einer Großanlage mit einer Elektrolyseurleistung von insgesamt 300 Megawatt. Damit sollen mittels einer Testpipeline „wichtige Erkenntnisse zum Transport und zur Speicherung von Wasserstoff“ gesammelt werden. Ein Konsortium aus Industrie und Wissenschaft plant ein rund 130 Kilometer langes Leitungsnetz von Lingen bis Gelsenkirchen.

Im Februar hatte RWE verkündet, er habe dafür bei dem Anlagenbauer Linde Engineering bereits zwei 100-Megawatt-Protonen-Austauschmembran-Elektrolyseure (PEM) bestellt. Die erste der beiden Anlagen will der Energiekonzern im nächsten Jahr im Emsland in Betrieb zu nehmen. Die zweite Anlage soll ein Jahr später hochfahren.

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Die Druck-Alkali-Anlage von Sunfire ist eine von zwei Elektrolysearten, die RWE testen will. Die Gesamtanlage mit 14 Megawatt Leistung soll im Herbst in Betrieb gehen © RWE