(Wegberg-Wildenrath) – Die Deutsche Bahn AG hat im Beisein von Politprominenz und Managern eine öffentlichkeitswirksame Probefahrt mit dem von der Siemens AG entwickelten Wasserstoffzug Mireo Plus H durchgeführt. Überdies wurde demonstriert, dass die Betankung im Siemens-Prüfcenter in Wegberg-Wildenrath (Nordrhein-Westfalen) funktioniert. Der Energieträger für die mobile Wasserstofftankstelle wird in Tübingen von DB Energie mit Ökostrom aus der Oberleitung produziert. Im Rahmen ihres Projekts „H2goesRail“ wolle die Deutsche Bahn bis 2040 klimaneutral sein, betonte der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz anlässlich der Veranstaltung.

Mireo Plus H geht 2023 in den Probebetrieb

Der Mireo Plus H wird 2023 Testfahrten in Baden-Württemberg aufnehmen. Ab 2024 ist er im regulären Fahrgasteinsatz zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim unterwegs und ersetzt einen dort fahrenden Dieseltriebwagen. Vorgesehen sind etwa 120.000 Kilometer planmäßiger Bahnbetrieb.

Tankstelle für Wasserstoffzüge. © Deutsche Bahn AG / Michael Neuhaus

Ein einziger Zug spare über seine Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45.000 Tonnen CO2 gegenüber Autofahrten ein, sagte Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Gegenüber Dieselzügen ergäben sich CO2-Einsparungen von jährlich etwa 330 Tonnen. Generell könne der Mireo Plus H je nach Streckenprofil 520 Tonnen pro Jahr einsparen (gerechnet auf 200.000 Kilometer Laufleistung).

Reichweite 800 Kilometer

Der zweiteilige Regionalzug hat zwei Antriebssysteme, die jeweils aus einer Brennstoffzelle und einer Lithium-Ionen-Batterie bestehen. Der Mireo Plus H ist den Angaben zufolge so leistungsfähig wie elektrische Triebzüge und hat eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern, „abhängig von den betrieblichen Einsatzbedingungen wie der Jahreszeit oder der Strecke“. Eine dreiteilige Variante hat eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 Stundenkilometer, die Antriebsleistung 1,7 Megawatt.

Mireo auch für Bayern und Brandenburg

Der jetzt vorgestellte Zug ist baugleich mit dem Wasserstoffzug für die Bayerische Regiobahn GmbH, der Anfang 2024 unter anderem auf der Strecke Augsburg-Füssen in den Probebetrieb geht. Die beiden bayerischen Ministerien für Wirtschaft und Verkehr finanzieren dessen Leasing.

Die Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) hat bei der Siemens Mobility GmbH ebenfalls zweiteilige Mireo-Plus-H-Züge bestellt. Insgesamt sieben Fahrzeuge sollen ab Herbst 2024 im Netz der Heidekrautbahn (RB27) unterwegs sein. Der gesamte Zugbetrieb soll dort ausschließlich mit regenerativ und regional erzeugter Energie erfolgen. Die Umstellung von Diesel auf Wasserstoff auf der Heidekrautbahn spare jährlich 1,1 Millionen Liter Diesel ein.

Siemens und die Deutsche Bahn hatten das Projekt H2goesRail wie berichtet im November 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt 13,74 Millionen Euro gefördert.

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Probefahrt mit dem Mireo H Plus. © Siemens Mobility

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