(Berlin) – In der Metropolregion Berlin-Brandenburg sollen Züge mit Brennstoffzellenantrieb auf die Schiene gesetzt werden. Die Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) hat jetzt bei der Siemens Mobility GmbH sieben zweiteilige Mireo-Plus-H-Züge für das Netz der Heidekrautbahn (RB27) bestellt.

Es handelt sich um den ersten Serienauftrag für eine Zugflotte mit Wasserstofftechnologie für Siemens. Liefertermin ist Herbst 2024, ab Dezember sollen die Fahrzeuge dann im Netz unterwegs sein.

1,7 Megawatt Antriebsleistung

Der Mireo Plus H der zweiten Generation hat eine Antriebsleistung von 1,7 Megawatt für eine Beschleunigung von bis zu 1,1 Meter pro Quadratsekunde (m/s²). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 Stundenkilometer. Die Züge bieten den Fahrgäste kostenfreies WLAN, Displays für Fahrgastinformationen in Echtzeit, einen gesondert gekennzeichneten Familienbereich und zwei Mehrzweckbereiche für Kinderwagen, Rollstühle und bis zu zwölf Fahrräder, so das Unternehmen.

Die Triebwagen werden auf jeder Seite mit drei Türen ausgestattet, die Fahrgästen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen „einen problemlosen Ein- und Ausstieg auch bei niedrigeren Bahnsteigen ermöglichen“. Der Auftrag an Siemens Mobility beinhaltet auch einen Service- und Ersatzteilliefervertrag über zehn Jahre bis 2034, außerdem die Instandhaltungs-, Wartungs- und Reparaturtätigkeiten.

Der Einsatz der Wasserstofffahrzeuge auf der Heidekrautbahn ist Teil eines von Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg geförderten, wissenschaftlich begleiteten Pilot-Verbundprojektes. Ziel ist der Aufbau einer regionalen, nachhaltigen Wasserstoff-Infrastruktur, zu der auch ein Hybridkraftwerk und eine Tankanlage gehören.

Wasserstoff spart jährlich 1,1 Millionen Liter Diesel

Der gesamte Zugbetrieb auf der RB27 soll ausschließlich mit regenerativ und regional erzeugter Energie erfolgen. Die Umstellung von Diesel auf Wasserstoff auf der Heidekrautbahn spart jährlich 1,1 Millionen Liter Diesel ein. Welche Kosten der laufende Betrieb mit dem neuen Energieträger verursacht, wurde allerdings nicht gesagt.

Das Verbundprojekt wurde im Mai 2021 vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur mit rund 25 Millionen Euro gefördert. An dem Pilotprojekt beteiligen sich die Niederbarnimer Eisenbahn AG, deren Tochtergesellschaft NEB Betriebsgesellschaft mbH den Zugbetrieb auf der Heidekrautbahn (RB27) sowie zehn weiteren Regionalbahnlinien in sieben Brandenburger Landkreisen durchführt, außerdem der Wind- und Solarparkbetreiber Enertrag SE, die landkreiseigene Unternehmensgruppe Kreiswerke Barnim GmbH (KWB), die ebenfalls landkreiseigene Barnimer Busgesellschaft mbH (BBG), der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) sowie das Wasserstoff- und Speicherforschungszentrum der BTU Cottbus-Senftenberg und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleiten.

Testbetrieb auch bei der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn AG und Siemens Mobility hatten im Mai das Design und die ersten Elemente des Mireo Plus H präsentiert. Das zweiteilige Fahrzeug hat demnach eine Reichweite von 800 Kilometern. Eine später auf den Markt kommende dreiteilige Variante soll 1.000 Kilometer schaffen.

Im nächsten Jahr wird der Mireo Plus H für die Deutsche Bahn einen Testbetrieb in Baden-Württemberg aufnehmen. Wie in Brandenburg soll das Fahrzeug ebenfalls ab 2024 im regulären Fahrgasteinsatz eingesetzt werden, allerdings vorerst nur ein Jahr lang. Es ersetzt dann zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim einen dort fahrenden Dieseltriebwagen.

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Designstudie: Der Mireo H Plus soll im Herbst 2024 im NEB-Netz auf der Schiene sein. © Siemens Mobility

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Der Mireo Plus H auf der Heidekrautbahn. © NEB/Christian Bedeschinski/Siemens Mobility

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