(Hollister, USA / Kemble, England) – Die britisch-amerikanische Zero Avia, Inc. und der US-amerikanische Flugzeugbauer Otto Aviation, LLC wollen gemeinsam Geschäftsflugzeuge des Typs Celera mit einem Wasserstoffantrieb ausstatten. Dabei handelt es sich um ein neues Modell für Transkontinentalflüge, das für 19 Passagiere ausgelegt werden kann.

Das Design von Otto biete „einen außergewöhnlich geringen Luftwiderstand über das gesamte Flugzeug“. Die Konstruktion des Rumpfes, des Leitwerks und der Tragflächen der Celera 500L nutze die Vorteile der laminaren Strömung, um den Luftwiderstand der Oberflächen zu minimieren. In Verbindung mit treibstoffeffizienten Antriebssystemen würden die Betriebskosten dank geringeren Wartungsaufwandes und sinkender Preise für Wasserstoff erheblich gesenkt und die Reichweite gegenüber vergleichbaren Flugzeugen erhöht.

Reichweite über 1.800 Kilometer

Der Rumpf der Maschine sei gut geeignet, um dort große Mengen Wasserstoff unterzubringen, die Flüge von 1.000 Seemeilen (1.852 Kilometer) ermöglichten. Solche wasserstoffelektrischen Langstreckenflugzeuge spielten „eine wichtige Rolle bei der Beseitigung aller Klimaauswirkungen des Luftverkehrs“, sagte William Otto, CEO von Otto Aviation, bei der Bekanntgabe der Partnerschaft. Man sei bestrebt, durch „Minimierung der Wartungs- und Betriebskosten und Reduzierung der Emissionen“ die „effizientesten Flugzeuge anzubieten“.

Die meisten der bisherigen Zero-Avia-Geschäftsabschlüsse konzentrierten sich „auf die Nachrüstung bestehender Flugzeuge, was für die schnellstmögliche Markteinführung von emissionsfreien Flugzeugen unerlässlich ist“, sagt Gründer und Geschäftsführer Val Miftakhov. „Effizienzgewinne durch die Entwicklung neuer Flugzeugzellen können jedoch die Auswirkungen der emissionsfreien Luftfahrt noch verstärken.“

Zertifizierung bis 2024

Die Entwicklung des 600-Kilowatt-Antriebsstrangs sei Teil des Projekts HyFlyer II, das bis 2024 einen vollständig zertifizierten Antriebsstrang für Flugzeuge mit bis zu 19 Sitzen liefern soll. HyFlyer II wird vom britischen Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie (BEIS), dem Aerospace Technology Institute (ATI) und vom britischen Industrieförderprogramm Innovate UK unterstützt.

Nach dem Flug mehrerer sechssitziger Prototypen bereitet Zero Avia eigenen Angaben zufolge seinen ersten 19-sitzigen Prototyp für einen Erstflug „in den kommenden Wochen“ vor. Das Unternehmen rüstet außerdem einen Dornier-Teststand in Hollister, Kalifornien, nach, um weitere Flugtests durchzuführen.

Zero Avia strebt an, wasserstoffelektrische Luftfahrtlösungen zunächst für Reichweiten von 300 Meilen in Flugzeugen mit 10 bis 20 Sitzen bis 2024 und bis zu 1.000 Meilen in Flugzeugen mit 40 bis 80 Sitzen bis 2026 zu entwickeln. Das Unternehmen habe für seine beiden experimentellen Flugzeugprototypen bereits die erforderlichen Zertifikate der britischen sowie der amerikanischen Luftfahrtbehörden Civil Aviation Authority (CAA) und Federal Aviation Administration (FAA) erhalten. Auch seien „eine Reihe wichtiger Partnerschaften mit großen Flugzeugherstellern und großen globalen Fluggesellschaften geschlossen“ worden.

Celera-Serienproduktion ab 2025 geplant

Otto Aviation, gegründet 2008, hatte im November letzten Jahres die erste Testphase seines Flugzeugs Celera 500L mit insgesamt 55 Flügen und rund 51 Stunden Flugzeit offiziell abgeschlossen. Dabei wurden Geschwindigkeiten von über 250 Meilen pro Stunde (402 Stundenkilometer) in Höhen von bis zu 15.000 Fuß (4,5 Kilometer) erreicht.

Beim letzten Testflug der ersten Phase sei nachhaltiger Kraftstoff genutzt worden. Mit der nächsten Entwicklungsphase wolle man das Flugzeug mit größeren Geschwindigkeiten in größere Höhen bringen, sagte seinerzeit Geschäftsführer William Otto. Ziel sei es, im Jahr 2025 in Serie zu gehen.

Foto oben
Zero Avia und Otto Aviation arbeiten gemeinsam an der Integration von Wasserstoffmotoren in das Celera-Flugzeug von Otto. © Zero Avia, Inc

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Celara-Testflug: Das Foto wurde aus einem Begleitflugzeug aufgenommen, das mittels Infrarotkamera auch die laminaren Strömungen beobachten konnte. © Otto Aviation, LLC