(Hollister, USA / Kemble, England) – Der britisch-amerikanische Entwickler von wasserstoffelektrischen Flugzeugen Zero Avia Inc. will gemeinsam mit der schottischen Regionalfluggesellschaft Loganair die Entwicklung von Wasserstoffmotoren für emissionsfreie Flüge vorantreiben. Einer Vereinbarung zufolge strebt Zero Avia die Zertifizierung eines Brennstoffzellenantriebs mit einer Leistung von 600 Kilowatt für Flugzeuge mit zehn bis 20 Sitzplätzen durch die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA an.

Zero Avia will nahe des Flughafens Glasgow ein „Hydrogen Centre of Excellence“ errichten, um dort Wasserstoffflugzeuge auszurüsten. Im Bild: Die ATR 72, ein vom französisch-italienischen Konsortium Avions de Transport Régional hergestelltes Turboprop-Regionalverkehrsflugzeug, das von zwei Propellerturbinen angetrieben wird. © Zero Avia Inc.
Geplant ist zunächst die Einführung für eine Cessna Caravan, außerdem Musterzulassungen (STC) für andere Flugzeuge dieser Kategorie wie die DHC-6 Twin Otter von Havilland Canada – ein Modell für kurze Start- und Landebahnen, das Loganair für Flüge in den schottischen Highlands und auf den schottischen Inseln einsetzt.
Zero Avia entwickelt gleichzeitig den ZA2000-Motor für Flugzeuge mit 40 bis 80 Sitzplätzen, wie beispielsweise die ATR-Flugzeugfamilie, von der Loganair derzeit mehr als 20 Exemplare betreibt. Es gibt (wie berichtet) für diesen Antrieb bereits eine Reihe von Interessenten, darunter die Fluggesellschaft Ecojet aus Edinburgh sowie die US-Fluggesellschaft American Airlines, die in Zero Avia investiert ist.
Diese neuartigen Triebwerke versprächen Kosteneinsparungen. Der deutlich geringere Wartungsaufwand bedeute eine Verringerung der Ausfallzeiten für die Flotte. Wasserstoff als Kraftstoff werde „im Laufe der Zeit voraussichtlich auch deutlich kostengünstiger sein als Kerosin“, so der Hersteller.
Neues Entwicklungszentrum nahe Glasgow
Loganair ist am Flughafen Glasgow beheimatet, zu dem Zero Avia bereits eine Partnerschaft zur Erforschung der Wasserstoffinfrastruktur an Flughäfen unterhält. Im Mai hatte Zero Avia die Gründung eines Hydrogen Centre of Excellence für die Herstellung von Brennstoffzellensystemen im Advanced Manufacturing Innovation District Scotland nahe des Airports bekannt gegeben.
Das Streckennetz von Loganair eigne sich „sehr gut für den Einsatz unserer ZA600- und ZA2000-Triebwerkstechnologie nach der Zertifizierung“, sagt Val Miftakhov, Gründer und CEO von Zero Avia. Nach Angaben von Luke Farajallah, CEO von Loganair, sei man „fest davon überzeugt, dass die Flotte und das Streckennetz die perfekte Kombination aus Fluggesellschaft und geografischer Lage für die Produktpalette von Zero Avia darstellen“.
Für die typischen Einsätze dieser Flugzeuge sei es notwendig, auf die Speicherung von flüssigem Wasserstoff umzusteigen, der bei kryogenen Temperaturen von etwa minus 253 Grad Celsius gelagert wird und bezogen auf das Volumen eine höhere Energiedichte biete als gasförmiger Wasserstoff. Neben der Betankung größerer Flugzeugplattformen können auch kleinere emissionsfreie Flugzeuge von der Verwendung von flüssigem Wasserstoff profitieren, um ihre Leistungsfähigkeit zu erweitern.

Zero Avia entwickelt kryogene Tanks zur Speicherung von flüssigem Wasserstoff bei etwa minus 253 Grad Celsius. © Zero Avia Inc.
Kürzlich hatte Zero Avia Fördermittel der britischen Regierung in Höhe von 10,8 Millionen Pfund (12,6 Millionen Euro) zur Entwicklung eines „Liquid Hydrogen System Integration & Flight Test” (LH-SIFT) genannten Flüssigwasserstoff-Managementsystems (LHMS) erhalten. Das Projekt zielt auf die Integration des leichten Kraftstoffsystems in eine Dornier 228. Die Entwicklung besteht aus einem neuartigen Metalltankdesign nebst Systemen für die Befüllung, Lagerung und Verteilung. Zudem ist ein fliegender Teststand für Antriebe mit flüssigem Wasserstoff geplant, um Komponenten für kryogene Kraftstoffsysteme im Flug zu erproben. Konsortialpartner sind Green Resource Engineering und Gas & Liquid Controls.
Das neue Entwicklungszentrum in Glasgow ist die zweite Einrichtung nach Zero Avias „Propulsion Center of Excellence“ im US-Bundesstaat Washington. Das Unternehmen plant überdies die Ausweitung seiner Forschungsaktivitäten am Cotswold Airport in Gloucestershire.
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Zero Avia und die schottische Regionalfluggesellschaft Loganair kooperieren bei der Entwicklung eines Wasserstoffantriebs. © Zero Avia Inc.