(Everett / USA) – Der britisch-amerikanische Entwickler von wasserstoffelektrischen Flugzeugen Zero Avia Inc. hat von der Fluggesellschaft Alaska Airlines eine Turboprop-Regionalmaschine des Typs „Bombardier Q400“ erhalten. Die Übergabe des auch „Dash 8-400“ genannten Luftgefährts erfolgte im Beisein von Vertretern aus Politik und Wirtschaft am regionalen Snohomish County Airport („Paine Field“) der Stadt Everett im US-Bundesstaat Washington, dem Forschungs- und Entwicklungsstandort von Zero Avia.

Q400 eigens für Forschungszwecke

Als die zu Alaska Airlines gehörende Regionalfluggesellschaft Horizon Air ihre Q400-Flotte ausmusterte, reservierte sie den Angaben zufolge eines der Flugzeuge eigens für Forschungs- und Entwicklungszwecke, um die emissionsfreie Technologie für die Luftfahrtindustrie weiter voranzutreiben. Die Alaska Air Group, fünftgrößte US-Fluggesellschaft mit einem großen regionalen Netzwerk, war 2021 als Investor bei Zero Avia eingestiegen.

Die Bombardier mit 76 Sitzen soll nunmehr mit einem wasserstoffelektrischen Antriebssystem nachgerüstet werden. Das Flugzeug wurde – gleichsam als Wiedererkennungseffekt für das Vorhaben – mit einer speziellen Lackierung versehen.

Zero Avia stellte in Pain Fields sein modulares Elektromotorsystem an Bord des Hyper Truck-Bodenprüfstands vor. © Alaska Airlines / Joe Nicholson

Im Rahmen der Veranstaltung stellte Zero Avia auch sein neues modulares Multi-Megawatt-Elektromotorsystem vor. Für die Gäste gab es eine kurze Vorführung des Prototyps an Bord des 15 Tonnen schweren „Hyper Truck“ genannten Bodenprüfstands. In Kombination mit PEM-Brennstoffzellen sei die Technologie „einer der drei wichtigsten Bausteine für die Entwicklung kommerziell relevanter Wasserstoff-Brennstoffzellenmotoren für größere Flugzeuge“, erklärte das Unternehmen.

Modulares Design von Hyper Core

Die präsentierte 1,8-Megawatt-Motorkonfiguration besteht nach Unternehmensangaben aus zwei „Hyper Core“-Modulen. Jeder der 900 Kilowatt leistende Radialfluss-Permanentmagnetmotoren arbeite mit 20.000 Umdrehungen pro Minute. Die entspreche „den typischen Turbinendrehzahlen von Flugzeugtriebwerken“. Das modulare Design der Technologie ermögliche Anwendungen von 900 Kilowatt bis zu 5,4 Megawatt. Die Hyper Cores würden in das serienmäßige Getriebe und den Propeller der Dash 8-400 integriert, „was die Integration in das Flugzeug als Ersatz für ein serienmäßiges Turbinentriebwerk erheblich vereinfacht“.

Das Entwicklungs- und Testprogramm führe die von Zero Avia entwickelte Siliziumkarbid-Leistungselektronik mit dem Wasserstoff-Brennstoffzellensysteme zusammen, „um ein vollständiges wasserstoffelektrisches Antriebssystem zu schaffen“, das am Boden und anschließend in der Luft getestet werde.

Eine wasserstoffbetriebene 19-sitzige Dornier 228 absolvierte im Januar dieses Jahres eine erste Platzrunde am britischen Zero-Avia-Forschungsstandort Gloucestershire. © Zero Avia

Im Januar absolvierte eine umgebaute 19-sitzige Dornier 228 am britischen Forschungsstandort des Unternehmens auf dem Cotswold Airport in Gloucestershire eine zehnminütige vollständige Platzrunde. Das zweimotorige Flugzeug wurde, wie berichtet, so umgerüstet, dass es auf der linken Tragfläche mit dem wasserstoffelektrischen Antrieb von Zero Avia ausgestattet war, der neben einem einzelnen Honeywell TPE-331-Triebwerk auf der rechten Tragfläche betrieben wurde. Lithium-Ionen-Batteriepakete unterstützten den wasserstoffelektrische Antriebsstrang während des Starts und boten zusätzliche Redundanz für sichere Tests.

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Alaska Airlines spendet Zero Avia eine Q400 für die Entwicklung von Wasserstoff-Antriebstechnologien. © Alaska Airlines / Joe Nicholson