(St. John’s / Kanada) – Die kanadische World Energy GH2 Inc. hat jetzt eine Umweltverträglichkeitserklärung (Environmental Impact Statement, EIS) für das „Nujio’qonik“ genannte Wasserstoff-Großprojekt fertiggestellt. Der Projektpartner Qalipu First Nation beteiligte sich, indem er mehrere Konsultationen zur traditionellen Land- und Ressourcennutzung bei der Mi’kmaq-Gemeinschaft durchführte. Der gesamte Prozess der Umweltverträglichkeitsprüfung umfasst 27 Studien und Pläne, die vom Ministerium für Umwelt und Klimawandel gefordert werden.

Neufundland: Lage des Vorhabens (Screenshot aus der Environment Assessment Registration) © World Energy GH2 Inc.

Überdies habe man „große Fortschritte“ auf dem Weg zum Abschluss der Pre-FEED gemacht, mithin der ersten Phase des Front-End-Engineerings und Designs, sagt Sean Leet, Managing Director und CEO von World Energy. Die Wasserstoffproduktion soll, wie berichtet, an der Westküste des kanadischen Bundesstaates Neufundland und Labrador (NL) aufgebaut und ab 2025 in Betrieb genommen werden. Der Elektrolyseur wird mit Strom aus neuen Windkraftwerken betrieben.

Tiefseehafen in Stephenville gekauft

Im Juni dieses Jahres hatte World Energy den Kauf des geschützten eisfreien Tiefseehafens von Stephenville verkündet – ein entscheidender Teil der Infrastruktur, um dort aus grünem Wasserstoff hergestelltes Ammoniak auf die globalen Märkte zu verschiffen, unter anderem nach Deutschland. „Der Hafen von Stephenville ist der Eckpfeiler unseres Projekts und wird die Region Bay St. George als Drehscheibe für grüne Energie positionieren“, so Sean Leet. World Energy werde in den Hafen investieren, ihn auszubauen, modernisieren und betreiben. Die Verwaltung übernimmt Horizon Maritime Services, die Mitarbeiter werden in ihren derzeitigen Funktionen weiterbeschäftigt.

„Drehscheibe für grüne Energie“: World Energy will in den Hafen von Stephenville in der Bay St. George investieren, ihn auszubauen, modernisieren und betreiben. © Port Harmon Authority Ltd.

Kurz vor der Bekanntgabe des Hafenkaufs verkündete World Energy im Mai eine Investitionsvereinbarung mit dem koreanischen Technologieunternehmen SK Ecoplant. Demnach erwirbt die Umwelt- und Energiesparte der SK Group für 50 Millionen Dollar einen Anteil von 20 Prozent an der World Energy GH2 Limited Partnership.

Das Unternehmen hat Expertise bei Windkraft und Elektrolyse. „Unsere Investition in dieses Projekt ist ein Schritt auf dem Weg zur Produktion des ersten grünen Wasserstoffs und Ammoniaks im Jahr 2025 und zur Übernahme einer Führungsposition im Kampf gegen den Klimawandel“, sagte Kyung-il Park, CEO von SK Ecoplant. Dies sei die erste Auslandsinvestition in ein kanadisches grünes Wasserstoffprojekt.

Investitionsvolumen von zwölf Milliarden Dollar

Die in Stephenville geplante Wasserstoffproduktionsstätte soll mit einer Leistung von 0,5 Gigawatt starten. Für die Stromproduktion entsteht In der ersten Phase ein Onshore-Windpark mit 164 Turbinen und einer Leistung von kumuliert einem Gigawatt nebst der erforderlichen Infrastruktur. Geplanter Standort der Windräder ist die Halbinsel Port au Port, kaum 15 Autominuten von Stephenville entfernt.

Mögliche Standorte der Windkraftanlagen auf Port au Port (Screenshot aus der Environment Assessment Registration) © World Energy GH2 Inc.

World Energy will zwölf Milliarden Dollar in das Projekt investieren, das im Endausbau mit einer Elektrolyseleistung von 1,5 Gigawatt mit jährlich 250.000 Tonnen grünem Wasserstoff den Weltmarkt bedienen soll. Das Vorhaben schaffe 1.800 direkte Arbeitsplätze beim Bau, 300 direkte Arbeitsplätze im Betrieb und 3.500 indirekte Arbeitsplätze, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Stephenville selbst hat rund 6.600 Einwohner.

Deutsch-kanadische Allianz

Im August 2022 hatten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der kanadische Energieminister Jonathan Wilkinson im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Premierminister Justin Trudeau in Stephenville ein Abkommen („Canada-Germany Hydrogen Alliance“) geschlossen. Demnach soll der in den kanadischen Atlantik-Provinzen Neufundland und Labrador, Nova Scotia und New Brunswick erzeugte grüne Wasserstoff in Form von Ammoniak nach Deutschland verschifft werden. Es handelt sich dabei zwar nur um eine „nicht bindende“ Absichtserklärung, doch ist es unwahrscheinlich, dass eine der beiden Seiten ihren Willen ändern, schließlich erhoffen sich die Staaten technologischen Fortschritt und Umsatz.

Bundeswirtschaftsminister Habeck und Energieminister Wilkinson nach der Unterzeichnung des Deutsch-Kanadischen Wasserstoffabkommens im Beisein der beiden Regierungschefs Trudeau und Scholz. © Bundesregierung/Denzel

„Nur neun Monate nach der Unterzeichnung des Wasserstoffbündnisses werden die Handels- und Exportgespräche zwischen Kanada und Deutschland weiter vorangetrieben“, sagt World-Energy-Vorstandschef John Risley. Die Investition von SK Ecoplant spiegele das Vertrauen in die Allianz wider und zeige auch, „wie schnell sich diese neue wichtige Industrie entwickelt“.

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Im Juni verkündete World Energy GH2 den Kauf des eisfreien Tiefseehafens in Stephenville von der Port Harmon Authority Ltd. Das Gelände in der Bay St. George auf Neufundland und Labrador wird künftig von Horizon Maritime Services verwaltet. Der Hafen spielt eine wichtige Rolle bei den Plänen von World Energy zur Verschiffung grünen Ammoniaks nach Deutschland. © Port Harmon Authority Ltd.