(Hastings/Australien) – In Australien ist der weltweit erste Tanker für Flüssigwasserstoff in See gestochen. Die „Suiso Frontier“ nahm von Hastings, Bundesstaat Victoria, Kurs auf Japan und trifft voraussichtlich – abhängig vom Wetter – Mitte Februar in Kobe ein. Dort war sie im Dezember mit Kurs auf Australien gestartet. Ursprünglich sollte die Fahrt bereits im Frühjahr vergangenen Jahres stattfinden, wurden jedoch wegen der Covid-19-Pandemie verschoben,

Der Transport ist Teil des australisch-japanischen Pilotprojekts „Hydrogen Energy Supply Chain“ (HESC). Dabei soll „kohlenstoffneutraler Wasserstoff“ durch die Gewinnung aus einer Mischung von Braunkohle und Biomasse aus dem Latrobe Valley, die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) und die Optimierung der Energieeffizienz vorangetrieben werden.

Lieferketten testen und optimieren

Bei dem Tankertransport handele es sich um einen „wichtigen Test für die Stabilität von Lieferketten für Flüssigwasserstoff“. Im Latrobe Valley wurde 99,99 Prozent reiner Wasserstoff hergestellt, per Lkw nach Hastings transportiert, auf minus 253 Grad abgekühlt und anschließend auf weniger als das 800-fache seines gasförmigen Volumens verflüssigt. Den Angaben zufolge seien weitere Transporte mit der von Kawasaki Heavy Industries gebauten 116 Meter langen Suiso Frontier zwischen Australien und Japan geplant. Überdies werden im Rahmen des Projekts unter anderem behördliche Genehmigungsverfahren vorbereitet, die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells überprüft und Kontakte zu potenziellen Abnehmern in Australien und Japan aufgebaut. Die Unternehmen versprechen sich von dem Vorhaben auch eine Reihe von technologischen Verbesserungen. Japan und Australien finanzieren das Projekt mit 500 Millionen australischen Dollar (315 Millionen Euro).

Grundlage für kommerzielle Umsetzung

Die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Kommerzialisierung. In den nächsten zwei Jahren wollen die Projektpartner umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu den technischen und betrieblichen Anforderungen und Abläufe durchführen. In der kommerziellen Phase sollen 225.000 Tonnen kohlenstoffneutraler Flüssigwasserstoff (LH2) produziert werden. Dies schaffe 30.000 Vollzeitarbeitsplätze in den Regionen Gippsland und Mornington Peninsula.

Konventioneller Antrieb in der Pilotphase

Die „Suiso Frontier“ wurde eigens für das Pilotprojekt gebaut. In einer kommerziellen Phase wären solche Flüssigwasserstofftanker größer und würden mit Wasserstoff betrieben, ähnlich wie Tanker für Flüssigerdgas (LNG) mit LNG angetrieben werden, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Die Technologie für den Antrieb eines Schiffes, das die Ozeane mit Wasserstoffmotoren überquert, sei „noch nicht verfügbar, sodass Diesel die vorerst praktikabelste Option für die Suiso Frontier war“.

Kawasaki Heavy Industries, Ltd., Yanmar Power Technology Co., Ltd. und Japan Engine Corporation haben ein Konsortium zur gemeinsamen Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Schiffsmotoren für Hochsee- und Küstenschiffe gebildet. Die Unternehmen würden Antriebs- und Hilfsmotoren (Generatoren) „für eine breite Palette von Schiffen sowie ein Wasserstofftreibstoffspeicher- und -versorgungssystem als Teil des integrierten Wasserstofftreibstoffsystems entwickeln“. Geplant sei, wasserstoffbetriebene Schiffsmotoren bis 2025 auf den Markt zu bringen.

Das HESC-Konsortium

Zu dem von Japan finanzierten Teil der HESC-Pilotphase gehören Electric Power Development (J-Power), Shell Japan, Iwatani Corporation (Iwatani), Kawasaki Heavy Industries (KHI), Marubeni Corporation (Marubeni), ENEOS Corporation und Kawasaki Kisen Kaisha, Ltd. (K-Line), zusammengeschlossen als Hydrogen Energy Supply-chain Technology Research Association (HySTRA).

Nach Angaben von S&P Global Platts, ein US-Informationsdienst für den Handel mit Energie, Rohstoffen und Agrarprodukten, wird der von Australien finanzierte Teil des HESC-Projekts von Hydrogen Engineering Australia (HEA) koordiniert, einem Konsortium, das sich aus KHI, J-Power, Iwatani, Marubeni, AGL Energy (AGL) und der Sumitomo Corporation (Sumitomo) zusammensetzt; HEA ist eine Tochtergesellschaft von Kawasaki Heavy Industries.

Speicherung von Kohlendioxid unter Meeresboden

Parallel zu HESC wird das CarbonNet-Projekt von Victoria und der australischen Zentralregierung entwickelt. Im späteren kommerziellen Betrieb wird das bei der Wasserstoffproduktion abgeschiedene CO2 von CarbonNet mittels Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) in 1,5 Kilometer tief liegenden Gesteinsschichten unter der Bass Strait gespeichert, eine Meerenge vor Melbourne zwischen Tasmanien und dem australischen Festland.

Deep Link
https://www.hydrogenenergysupplychain.com/dawn-of-australias-hydrogen-industry/

Foto
HESC-Projektverantwortliche, noch auf australischem Boden. © HESC

Grafik unten
Schema der Hydrogen Energy Supply Chain Technology Research Association (HySTRA) zur Lieferkette des Wasserstoffs von Australien nach Japan. © Kawasaki Heavy Industries

(Der Beitrag wurde am 28.01.2022 um die Informationen zum Schiffsantrieb ergänzt. d.Red.)