Marokko: Konsortium will Wasserstoffzentrum errichten +++ Norwegen: Hyde Point und Norwegian Hydrogen wollen H2-Projekt beschleunigen +++ Indien: AM Green beauftragt John Cockerill mit der Lieferung von 640 MW Elektrolyseuren +++ Kanada: NFI beauftragt Ballard mit Lieferung von weiteren 100 Brennstoffzellenmotoren +++ Deutschland: Dieselmotoren können mit Wasserstoff fahren +++ Deutschland: Daimler Truck bekommt Fördermittel für 100 Brennstoffzellen-Lkw +++ Deutschland: VVR flottet drei Wasserstoffbusse ein +++ Irland: Hidrigin kann CPH2-Elektrolyseure mit kumuliert 2 GW Leistung in Lizenz produzieren +++ Dänemark: Maersk unterzeichnet langfristigen Methanol-Bezugsvertrag für seine Hochseeflotte +++ Korea: Hyundai stellt brennzellenbetriebenen Konzept-SUV vor +++ Südafrika: „HyTrA“-Projekt abgeschlossen +++ Norwegen: Teco sammelt Kapital für US-Brennstoffzellenfabrik
Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst
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(Marokko) Ein europäisches Konsortium will nahe der Atlantikküste in der Region Guelmim-Oued Noun das Projekt „Chbika“ entwickeln. Ziel ist der Bau von Onshore-Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von einem Gigawatt. Mit dem Ertrag sollen Elektrolyseure betrieben werden, die mittels entsalztem Meerwasser grünen Wasserstoff erzeugen. Dieser wiederum dient der Herstellung von jährlich 200.000 Tonnen grünem Ammoniak für den europäischen Markt. König Mohammed VI. von Marokko und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben jetzt einen Vorvertrag zur Reservierung von Landflächen unterzeichnet. Das Konsortium wolle nun mit den Pre-FEED-Studien beginnen. Beteiligt sind TE H2, ein 80/20-Joint-Venture von Total Energies und der Eren Groupe, das sich auf die Entwicklung von Großprojekten mit grünem Wasserstoff spezialisiert hat, sowie die beiden dänischen Unternehmen Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) über ihren Energy Transition Fund und A.P. Møller Capital über ihren Emerging Markets Infrastructure Fund. TE H2 und CIP seien für die Entwicklung der Produktion von erneuerbaren Energien (Solar- und Windenergie, grüner Wasserstoff und seine Derivate) verantwortlich, während A.P. Møller Capital den Hafen nebst Infrastruktur entwickeln wolle.
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(Norwegen) Hyde Point und Norwegian Hydrogen AS wollen Wasserstoffprojekte mit Leistungen von zehn bis vierzig Megawatt in Häfen sowie in Küstennähe beschleunigen. Zunächst stehe die Skalierung der Wasserstoffproduktion im Vordergrund. Über diese kurzfristigen Projekte hinaus verfolgen beide Unternehmen eine längerfristige Strategie zur Entwicklung einer groß angelegten Offshore-Wasserstoffproduktion, insbesondere in Kombination mit Windparks. Man bündele das technische Know-how, „um Projekte voranzutreiben, die zur Dekarbonisierung eines breiten Spektrums von Industriesegmenten beitragen“, sagt Jens Berge, CEO von Norwegian Hydrogen.
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(Indien) Das belgische Unternehmen John Cockerill Hydrogen S.A. soll AM Green Ammonia B.V. alkalische Druckelektrolyseure mit einer Leistung von 640 Megawatt liefern, die mittels einer Kombination von Wind- und Sonnenenergie mit Pumpspeicherkraftwerken rund um die Uhr grünen Wasserstoff produzieren. AM Green hatte jüngst, wie berichtet, die endgültige Investitionsentscheidung für sein Projekt zur Produktion von jährlich einer Millionen Tonnen grünem Ammoniak getroffen, wofür Elektrolyseure mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt benötigt werden. Die Anlage in Kakinada, Bundesstaat Andhra Pradesh soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 mit der Produktion beginnen. Bis 2030 will AM Green eine Gesamtkapazität von jährlich fünf Millionen Tonnen aufbauen.
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(Kanada) Der Busbauer New Flyer of America Inc., Tochter der NFI Group Inc., hat bei der Ballard Power Systems Inc. den Angaben zufolge weitere Brennstoffzellenmotoren bestellt. Es sei die zweite Bestellung im Rahmen des im Januar 2024 angekündigten langfristigen Liefervertrages und verdoppele die erste Bestellung von 100 Motoren auf 200 Stück. Die Lieferung der Motoren ist für 2025 geplant und wird die Brennstoffzellenbusse des Typs „Xcelsior Charge FC“ antreiben, die in den gesamten USA eingesetzt werden.
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(Deutschland) Forscher der Hochschule Wismar haben In einem konventionell arbeitenden Einzylinder-Dieselmotor mit 12,5 Kilowatt bei laufendem Betrieb den fossile Brennstoffanteil durch mit Hochdruck (bis 200 bar) eingedüsten Wasserstoff ersetzt. Damit sei praktisch erwiesen, dass herkömmliche Dieselmotoren „mit einem separaten, autark wirkenden, abschaltbaren H2 Injektionssystem nachgerüstet und so zumindest teilweise klimafreundlicher betrieben werden“ könnten. Die Versuche fanden im Rahmen des Forschungsprojekts „Nutzung von Offshore-H2 in der küstennahen Seefahrt“ (OH22KuesSe) statt, Teil des „H2Mare“-Leitprojekts der Bundesregierung, in dem die Produktion von Wasserstoff direkt auf See untersucht wird. Das mit rund 450.000 Euro geförderte Projekt läuft noch bis März 2025. Ziel sei, in Einzelfällen offshore produzierten Wasserstoff für Schiffe zu nutzen und die Entwicklung einer Betankungsinfrastruktur zu fördern, sagt Axel Rafoth. Der Projektleiter sieht „das größte Problem für die Nutzung von grünen Energieträgern im letztlich geringen Preis der zeitliche nur noch begrenzt verfügbaren fossilen Brennstoffe, die es aktuell im Schnitt für zwei bis vier Cent pro Kilowattstunde gebe, wohingegen erneuerbare Energien bei vier bis acht Cent lägen. „Wir befinden uns auf sehr gutem Weg, um Wasserstoff als wirkungsgradgünstigen Energieträger an Bord zu bringen.“ Auf lange Sicht werde wegen der besseren Wirkungsgrade allerdings „die Brennstoffzelle das Rennen machen“, so seine Einschätzung.
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(Deutschland) Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt „Pegasus“ der Daimler Truck AG zur Entwicklung von mit Wasserstoff angetriebenem Schwerlastverkehr mit 50 Millionen Euro. Das Land Rheinland-Pfalz steuert weitere 27 Millionen Euro bei, der Bund nochmals 158 Millionen Euro. Ziel ist es, 100 Brennstoffzellen-Lkw für den Fernverkehr zu entwickeln, zu produzieren und im Kundenbetrieb zu testen. Die Umsetzung des Projekts findet an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg (Werk Stuttgart-Untertürkheim, Mannheim und Gaggenau) sowie im rheinland-pfälzischen Wörth statt. 2023 hatte Daimler Truck mit einem ersten Prototyp eines Wasserstoff-Lkw mit einer Tankfüllung eine Strecke von über 1.000 km zurückgelegt. Diese Distanz seien vergleichbar mit herkömmlichen Diesel-Lkw. In den letzten Monaten wurden Wasserstoff-Lkw erstmals im Realbetrieb getestet. Die Fahrzeuge werden analysiert, um die technische Machbarkeit und Praxistauglichkeit von Flüssigwasserstoff-Lkw und entsprechender Betankungstechnik zu demonstrieren.
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(Deutschland) Die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen (VVR) hat den ersten von drei Brennstoffzellenbussen präsentiert. Die Fahrzeuge des Herstellers Caetanobus SA vom Typ „H2.City Gold“ werden mit emissionsfreiem Wasserstoff betrieben. Die VVR wird die drei 12-Meter-Busse, die über eine Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzelle (PEM) von Toyota mit einer Leistung von 60 Kilowatt verfügen, unter realen Bedingungen im Linienverkehr testen. Der erste Einsatz erfolge auf der Langstrecke zwischen Tribsees und Sanitz sowie auf kürzeren Routen rund um Grimmen und Stralsund. Damit sollen „das Handling im Betrieb, die Werkstattanforderungen und die langfristigen Betriebskosten“ analysiert werden. Es handelt sich um drei gebrauchte Fahrzeuge, welche die Verkehrsgesellschaft über Caetanobus-Kooperationspartner Hyfuels GmbH erworben hat. Ein Fahrzeug habe sich bereits vor einem Jahr im ersten Probebetrieb in der Region zwischen Greifswald und Sanitz bewährt. Die Niederflurbusse verfügen jeweils über 37 Sitzplätze, 39 Stehplätze, zwei Klappsitze und einen Rollstuhlstellplatz sowie über eine Klimaanlage mit Wärmepumpe. Der „H2.City Gold“ schafft mit einer einzigen Betankung über 400 Kilometer (Verbrauch von sechs bis sieben Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer). Betankt werden die Fahrzeuge mit regional produziertem grünem Wasserstoff an der Station der H2APEX GmbH in Rostock-Laage.
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(Irland) Der irische Hersteller von Elektrolyseuren Clean Power Hydrogen plc (CPH2) hat mit der Lisheen H2 Energy Park Ltd (Hidrigin) eine Lizenzvereinbarung zur Produktion von Elektrolyseuren des Typs „MFE220“ geschlossen. Diese umfasse den Bau von Elektrolyseuren über einen Zeitraum von 20 Jahren mit einer Leistung von kumuliert zwei Gigawatt. Die Geräte werden ausschließlich von Hidrigin selber genutzt und dürfen nicht an Dritte verkauft werden. CPH2 erhält für die Lizenz eine gestaffelte Zahlung bei Erreichen bestimmter Mengen sowie Einnahmen aus dem Verkauf von Komponenten und eine Technologiegebühr pro hergestellter Einheit. Außerdem liefert CPH2 Geräte mit einer Leistung von einem Megawatt an Hidrigen. „Unser Ziel ist es, Elektrolyseure mit einer Leistung von etwa einem Gigawatt selber zu produzieren und drei Gigawatt in Lizenz“, sagt Jon Duffy, CEO von Clean Power Hydrogen. Hidrigen wolle im Jahr 2025 mit der Herstellung von MFE220-Einheiten beginnen. Diese wiederum werden von dem Ingenieurbüro Jones Engineering in seiner Produktionsstätte in Carlow, Irland, zusammengebaut. Zu einem späteren Zeitpunkt plane Hidrigin den Bau einer Produktionsstätte auf dem Lisheen Bio Energy Campus. Hidrigin will die Geräte weltweit für eigene Solar- und Windparks nutzen und Wasserstoff für kommerzielle Abnehmer produzieren. Erste Verträge seien bereits abgeschlossen worden. Bis 2030 plant Hidrigin Investitionen in erneuerbare Energien und Elektrolyseure in Höhe von 500 Millionen Euro.
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(Dänemark) Der Logistikkonzern A.P. Moller – Maersk hat mit der chinesischen Longi Green Energy Technology Co., Ltd. eine langfristige Vereinbarung über die Abnahme von Bio-Methanol geschlossen. Damit wolle sich Maersk den Treibstoff für seine neuen Containerschiffe mit Dual-Fuel-Antrieb sichern, von denen bereits sieben in Betrieb sind. Die Methanol-Abnahmeverträge von Maersk deckten nun insgesamt mehr als 50 Prozent des Bedarfs der Methanol-Flotte im Jahr 2027. Die Vereinbarung umfasst den Angaben zufolge die Lieferung von Biomethanol, das Longi in einer Anlage in Xu Chang, Zentralchina, aus Reststoffen (Stroh und Obstbaumschnitt) herstellen wird. Die ersten Mengen werden für das Jahr 2026 erwartet, die volle Produktion zum Ende des Jahrzehnts. Das abzunehmende Volumen wurde nicht genannt. Maersk und der Projektentwickler Longi, Hersteller von Elektrolyseuren sowie Photovoltaikkomponenten, kooperieren bereits bei Seefracht- und Logistikdienstleistungen. Die ersten Vereinbarungen zur Lieferung von Methanol hatte die Maersk im März 2022 mit sechs Unternehmen aus mehreren Ländern getroffen.
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(Korea) Die Hyundai Motor Company hat auf einer Hausmesse im Hyundai Motorstudio Goyang unter dem Namen „Initium“ (lat. Anfang) ein Brennstoffzellen-Konzeptfahrzeug (FCEV) präsentiert. Das Design gebe einen „Ausblick auf ein neues Serien-FCEV, das Hyundai Motor in der ersten Hälfte des nächsten Jahres vorstellen“ wolle. Angestrebt würden 650 Kilometer Reichweite mit einer maximalen Motorleistung von 150 Kilowatt. Das Konzept spiegele die 27-jährige Erfahrung des Unternehmens in der Entwicklung von Wasserstofftechnologien wider. Hyundai Motor hat Anfang des Jahres die Roadmap für seine Wasserstoff-Wertschöpfungskette (HTWO Grid) vorgestellt, die Produktion, Speicherung, Transport und Nutzung des Energieträgers umfasst.
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(Südafrika) In Kapstadt wurde das Projekt „Hydrogen Tryout Areal“ (HyTrA) abgeschlossen. Ziel ist es, den Einsatz von Wasserstofftechnologie für die dezentrale Stromversorgung in Südafrika zu etablieren. Im Zentrum steht ein Microgrid zur Erzeugung von grünem Wasserstoff auf einem Gewerbestandort des südafrikanischen Unternehmens AluCab. Das autarke Energieversorgungssystem kombiniert einen Elektrolyseur zur Wasserstofferzeugung mit Brennstoffzellen zur Rückverstromung. Der für die Wasserstofferzeugung benötigte Strom wird direkt vor Ort über eine Photovoltaikanlage generiert. In Kooperation mit dem lokalen Partner AluCab und der Universität Stellenbosch hat das Projektkonsortium, bestehend aus Fraunhofer IWU und Texulting GmbH, das Microgrid seit Juli 2023 ausgiebig getestet. Es bleibt auch nach dem Projektabschluss weiterhin in Betrieb. Das Folgeprojekt „HygO“ baut auf den Projektergebnissen von „HyTrA“ auf und startete zeitgleich zur „HyTrA“-Abschlussveranstaltung Ende Oktober mit einem Auftaktworkshop in Windhuk, Namibia, und wird von den Partnern Fraunhofer IWU, Texulting GmbH, Krenkel Abwassertechnik GmbH und Haver & Boecker oHG durchgeführt. „HygO“ steht für ein Wasserstoff- (Hydrogen) und Sauerstoff (Oxygen)-Biotop. Zentrale Komponente ist das für „HyTrA“ konzipierte Microgrid. Dieses wird durch einen weiteren Kreislauf zur biologisch-mechanischen Wasseraufbereitung erweitert. Dabei wird Sauerstoff, der vor Ort als Nebenprodukt der Elektrolyse entsteht, zur Aufbereitung von Abwasser genutzt. „HyTrA“ wird vom Bundesumweltministerium durch das Programm Exportinitiative Umweltschutz (EXI) gefördert. (Info zu „HyTrA“; Info zu „HygO“)
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(Norwegen) Die Teco 2030 ASA will die Präsenz auf dem US-Markt intensivieren. Dazu startet das Unternehmen eine Finanzierungsrunde für seine US-Tochtergesellschaft Teco 2030 Inc. unter der Leitung des Investmentbanking-Beraters Hamilton Clark Sustainable Capital Inc. Das einzuwerbende Kapital solle für die Einrichtung einer Produktionsanlage für Hochleistungsbrennstoffzellen verwendet werden. Das Unternehmen sei im Dialog mit einem der U.S. Hydrogen Hubs, um Kooperationsmöglichkeiten für eine regionale Wasserstoffinfrastruktur zu erkunden. Darüber hinaus gehe Teco 2030 „Partnerschaften mit mehreren renommierten US-Universitäten“ ein, die den Angaben zufolge „über umfassendes Fachwissen auf dem Gebiet der Wasserstoff- und sauberen Energietechnologien verfügten, um seine Forschungs- und Entwicklungskapazitäten weiter zu stärken“. Details zu dem Vorhaben wurden nicht genannt.
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