Deutschland: Andritz nimmt Elektrolyseurproduktion im Gigawatt-Maßstab in Betrieb +++ Serbien: Leipziger Energie Group plant 2-MW-Elektrolyseur für grünen Wasserstoff +++ Österreich: Methanleitung soll im Dual-Use auch Wasserstoff transportieren +++ Deutschland: Thyssenkrupp Nucera und Fraunhofer IKTS eröffnen SOEC-Pilotfertigungsanlage für Stacks +++ Kanada: Sierra Northern Railway bestellt zwölf 1,5-MW-Brennstoffzellenmotoren bei Ballard Power +++ Deutschland: REVG bringt 26 H2-Busse von Solaris auf die Straße +++ Großbritannien: ITM Power soll Elektrolyseure für Unipers Humber-H2ub-Projekt liefern +++ Deutschland: Thyssenkrupp Nucera erstellt FEED-Studie für 600-MW-Wasserstoffprojekt
Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst
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Einweihung der neuen Gigafactory für Elektrolyseure in Erfurt (v.l.): Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt und Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender von Andritz. © Andritz-Gruppe
(Deutschland) Die Andritz-Gruppe hat eine Elektrolyseurfabrik in Erfurt (Thüringen) eröffnet. Die anfängliche Produktionskapazität liege den Angaben zufolge bei etwa einem Gigawatt – dies entspreche etwa 160 bis 200 Elektrolyseuren pro Jahr. Am Standort würden bereits seit März dieses Jahres Schlüsselkomponenten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff hergestellt, darunter Elektrolyse-Stacks und Phasenseparatoren. Andritz stelle dort seit vielen Jahren Pressen her. Rund 350 Menschen arbeiteten derzeit in Erfurt, knapp 100 würden künftig in der Elektrolyseur-Gigafactory beschäftigt sein. Erfurt liege strategisch günstig und biete direkten Zugang zu wichtigen Verkehrsnetzen. Die ersten in der Anlage gefertigten Elektrolyseure seien für die 100-Megawatt-Wasserstoffanlage der Salzgitter AG zur CO2-armen Stahlproduktion bestimmt (wir berichteten).
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Die PV-Anlage der Leipziger Energiegesellschaft mit einer installierten Leistung von vier Megawatt in Serbien soll den Strom für einen Elektrolyseur mit einer Leistung von zwei Megawatt liefern. © Leipziger Energiegesellschaft mbH & Co. KG
(Serbien) Die Leipziger Energiegesellschaft mbH & Co. KG plant im nordserbischen Sombor ein „HyDSerbia“ genanntes Pilotprojekt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Den Strom für einen Elektrolyseur mit einer Leistung von zwei Megawatt soll eine PV-Anlage mit einer installierten Leistung von vier Megawatt liefern. Produktionsstart ist Ende 2026. Dies geht aus einem Bericht der bundeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) nach einer Veranstaltung der Deutsch-Serbischen Wirtschaftskammer (AHK Serbien) in Belgrad hervor. Der in Sombor produzierte grüne Wasserstoff solle demnach vor allem im Land selbst zum Einsatz kommen, könne aber auch in die EU exportiert werden. Größter Abnehmer sei der Gasfernleitungsnetzbetreiber Srbijagas, mit dem Leipziger Energie eine strategische Partnerschaft eingeht. Weitere Wasserstoffprojekte planten laut GTAI das Unternehmen Pan Ledi aus Pančevo (Tankstelle in Nova Pazova), der Ölkonzern NIS (Produktion von grünem und blauem Wasserstoff nahe der Gasraffinerie in Elemir), die Elexir Group (Produktion mit Strom aus einem Donau-Wasserkraftwerk) sowie das chinesische Unternehmen Shanghai Fengling Renewables (Bau eines Wind- und Solarparks und Produktion von bis zu 30.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr). Die Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH ist dem Bundeswirtschaftsministerium angegliedert.
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Der Energieversorger Netz Oberösterreich GmbH will 40 Kilometer Leitungsnetz auf Dual-Use-Transporte umrüsten. © Netz Oberösterreich GmbH
(Österreich) Die Netz Oberösterreich GmbH hat den Bauantrag für das Projekt „duale Widmung für die HDL012“ als Teil des oberösterreichischen Wasserstoffstartnetz eingereicht. Damit solle ein 40 Kilometer langes Leitungsnetz zwischen Linz-Ebelsberg und Sattledt auf Dual-use-Nutzung umgestellt werden, um dort künftig sowohl Methan (Erdgas, Biogas oder Synthesegas) als auch Wasserstoff zu transportieren; allerdings nicht mehrere Medien gleichzeitig. Die Kapazität der Leitung mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern umfasse 50.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde (etwa 170 Megawattstunden). „Die duale Nutzung bestehender Infrastruktur ermöglicht eine schnelle Integration von Wasserstoff in unser Energiesystem“, sagt Michael Haselauer, Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH. Da bis auf Weiteres allerdings auch Methan in Form von Erdgas zu den Kunden transportiert werden müsse, werde parallel eine zweite Rohrleitungsanlage errichtet. Auch die neue Leitung sei grundsätzlich für den Transport von Wasserstoff geeignet. Das Projekt entstehe vor allem deshalb im oberösterreichischen Raum, weil dort bereits der wachsende Bedarf an Wasserstoff zu spüren sei, so das Unternehmen, etwa durch geplante Elektrolyseure und Speicher sowie durch potenzielle Industriekunden am Standort Linz.
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Thyssenkrupp Nucera und Fraunhofer IKTS haben eine Pilotfertigung für Hochtemperatur-Festoxidelektrolyse-Stacks (SOEC) in Arnstadt eröffnet. © Fraunhofer IKTS / Paul-Philipp Braun
(Deutschland) Die Thyssenkrupp Nucera AG & Co KGaA und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS haben im thüringischen Arnstadt eine Pilotfertigungsanlage für Stacks für Hochtemperatur-Elektrolyse (SOEC) eröffnet. Die strategische Zusammenarbeit wurde im März 2024 vereinbart. Das Fraunhofer IKTS hat die Anlage konzipiert und gebaut. Zunächst würden Stacks in kleinen Stückzahlen hergestellt, die Produktionskapazität liege bei acht Megawatt pro Jahr. Die SOEC-Elektrolyse gewährleiste einen hohen Wirkungsgrad, da bei hohen Temperaturen weniger elektrische Energie zur Spaltung des Wasserdampfs benötigt werde. Wenn die kommerzielle Hochtemperatur-Elektrolyse in Prozessen eingesetzt werde, in denen große Mengen an Abwärme anfallen – wie beispielsweise in der Stahlindustrie –, könne der Stromverbrauch im Vergleich zu anderen Technologien um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden. Zudem lasse sich industrielles CO2 als Rohstoff nutzen und zusammen mit grünem Wasserstoff zu grünem Synthesegas wandeln, um daraus wiederum nachhaltige Chemiegrundstoffe und eFuels herzustellen. Mit dem Betrieb der Pilotfertigungsanlage würden insbesondere die notwendigen Erfahrungen generiert, die in den Aufbau einer vollautomatisierten großindustriellen SOEC-Fertigungsanlage für Stacks mit einer hohen Leistung einflössen.
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SERA will drei weiteren H2-Loks auf die Gleise bringen und hat 1,5-MW-Motoren bei Ballard Power bestellt. © Sierra Northern Railway / Screenshot aus Video zur Testfahrt
(Kanada) Die Ballard Power Systems Inc. hat eine Vereinbarung mit dem in Kalifornien ansässigen Eisenbahnbetreiber Sierra Northern Railway (SERA) geschlossen. Demnach sollen noch in diesem Jahr zwölf 1,5-Megawatt-Brennstoffzellenmotoren des Typs „FCmove-XP“ an SERA ausgeliefert werden, um drei Dieselloks zu wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen für den Betrieb auf nicht elektrifizierten Eisenbahnstrecken umzurüsten. Erst vor wenigen Wochen hatte Sierra Northern Railway den Test seiner ersten vierachsigen wasserstoffbetriebenen Rangierlokomotive abgeschlossen (wir berichteten). Dies sei „ein weiterer wichtiger Meilenstein“, solche Loks für den Kurzstreckenbetrieb in „kommerzielle Reichweite zu bringen“, sagt seinerzeit SERA-Präsident Kennan H. Beard.
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Präsentation im Beisein von Vertretern aus Unternehmen und Wirtschaft: Die REVG bringt im Rhein-Erft-Kreis bis Ende Juni 26 Wasserstoffbusse auf die Straße. © REVG
(Deutschland) Auf den Straßen im Rhein-Erft-Kreis bei Köln (Nordrhein-Westfalen) fahren künftig 26 Brennstoffzellenfahrzeuge des Typs „Urbino nE12 Hydrogen“ des polnischen Busbauers Solaris im Linienverkehr. Die REVG Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH (REVG) hatte bereits im Juli 2024 zwei Fahrzeuge übernommen, die vollständige Lieferung soll nun bis Ende Juni 2025 abgeschlossen sein. Die Busse haben eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer und können in etwa 10 bis 15 Minuten betankt werden. Die 70 Kilowatt leistenden Brennstoffzellen stammen vom kanadischen Hersteller Ballard Power Systems Inc. Die Brennstoffzellentechnik und die fünf Verbundstofftanks befinden sich unter dem erhöhten Dachaufbau. Die Betankung erfolgt auf dem REVG-Betriebsgelände an der im Oktober 2024 errichteten Tankstelle, die ausschließlich mit grünem Wasserstoff beliefert wird. Das Bundesverkehrsministerium fördert die Anschaffung der Busse mit 7,48 Millionen Euro.
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Im Uniper-Kraftwerk Killingholme soll künftig auch grüner Wasserstoff produziert werden. © Uniper SE
(Großbritannien) Der Energiekonzern Uniper SE hat ITM Power Plc als Elektrolyseur-Lieferant für das Projekt „Humber H2ub“ (Green) im britischen Killingholme ausgewählt. Demnach soll das Unternehmen sechs „Poseidon“-Einheiten à 20 Megawatt (MW) liefern. Nach der Engineering-Phase treffe Uniper 2026 die endgültigen Investitionsentscheidung (FID). Die Anlage gehe bis 2029 in Betrieb. Die anfängliche Leistung von 120 MW sei um mindestens weitere 200 MW erweiterbar. Der dort produzierte grüne Wasserstoff werde in der Humber-Raffinerie von Phillips 66 Limited als Ersatz für einen Teil des Raffineriebrenngases in industriellen Heizanlagen verwendet (wir berichteten). Im April 2025 kam das Projekt als eines von 27 im Rahmen des Programms der britischen Regierung für die Wasserstoffzuteilung (Hydrogen Allocation Round 2, HAR2) in die engere Wahl. Erst kurz zuvor meldete ITM Power überdies, man habe vom Dortmunder Verteilnetzbetreiber für Strom und Gas Westnetz GmbH einen Auftrag zur Lieferung des containerisierten 5-Megawatt-„Neptun V“-Elektrolyseurs erhalten. Westnetz werde die Anlage für ein öffentliches Verkehrsunternehmen und eine Tochtergesellschaft eines deutschen Energieversorgers integrieren. Das Projekt ist Teil der Pläne, bis 2030 eine emissionsfreie Wasserstoffbusflotte aufzubauen. Nahezu zeitgleich gab es einen Auftrag für ein 2-Megawatt-„Neptun 2“-System von einem spanischen Zementhersteller.
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Thyssenkrupp Nucera soll eine FEED-Studie für eine 600-MW-Elektrolyseanlage für einen ungenannten Kunden erstellen. © Thyssenkrupp Nucera AG & Co KGaA
(Deutschland) Die Thyssenkrupp Nucera AG & Co KGaA soll eigenen Angaben zufolge eine Front-End-Engineering and Design-Studie (FEED) für ein Wasserstoffprojekt in Europa mit einer Leistung von 600 Megawatt erstellen. Den Auftraggeber nennt das Unternehmen nicht. Der Wasserstoff solle zur Versorgung von Kunden in der Schwerindustrie eingesetzt werden. Ziel sei es, in einem nächsten Schritt einen EPF-Vertrag (Engineering, Procurement, Fabrication) zu unterzeichnen. Die Umsetzung des Projekts stehe unter dem Vorbehalt einer endgültigen Investitionsentscheidung (FID), die im Jahr 2026 getroffen werden könnte. Für Thyssenkrupp Nucera wäre es das dritte groß angelegte Wasserstoffprojekt. In der Pipeline stehen eine 200-Megawatt-Anlage für Shell in Rotterdam sowie eine 740-Megawatt-Anlage für das schwedische Unternehmen Stegra (vormals H2 Green Steel AB) zum Aufbau des ersten industriellen grünen Stahlwerks in Europa.
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iStock / © Danil Melekhin