(Berlin) – Der Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hat als Ziel formuliert, „klimaneutrale Mobilität bis spätestens 2050“ erreichen zu wollen. Dazu werde man im Rahmen einer „VDA-Klimastrategie 2050“ einen konkreten Umsetzungsplan erarbeiten. Auch alternative Antriebe und Kraftstoffe wie Wasserstoff und E-Fuels, also mittels regenerativ erzeugten Stroms hergestellte synthetische Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren, wären Teil der Lösung.

„Der schnelle Hochlauf der Elektromobilität hat für uns bis 2030 klare Priorität, vor allem bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Unternehmen investierten in den nächsten Jahren über 50 Milliarden Euro in den Ausbau der Elektromobilität. In Richtung Politik erklärt die Lobby-Organisation, „eine Entscheidung über die Verschärfung von Klimazielen und Flottengrenzwerten sollte nur nach einer sorgfältigen Folgenabschätzung getroffen werden“. Die Automobilindustrie erwarte überdies einen schnellen Ausbau der öffentlichen und privaten Ladeinfrastruktur für E-Mobilität in Europa. Zahl und Leistung der bisher installierten Ladesäulen reichten „bei weitem nicht aus“.

Allerdings setzt der Verband vorerst noch auf Bewährtes: „Der moderne Verbrennungsmotor wird weiterhin eine große Bedeutung für die Erreichung der Klimaziele haben“, betont er, und sieht auch für diese Antriebsart „in Zukunft einen großen Bedarf.

Verbände: Wasserstoff und E-Fuels sind „wichtiger Beitrag zur Klimaschutzstrategie“

Tags zuvor hatten vier Industrieverbände in einer gemeinsamen Mitteilung erklärt, Wasserstoff und E-Fuels seien „ein wichtiger Beitrag zur Klimaschutzstrategie“. Allerdings gefährde das Bundesumweltministerium (BMU) den „Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft“. Deutschland solle eine global führende Wasserstoffindustrie aufbauen, in der Wasserstoff und wasserstoffbasierte Kraftstoffe eine entscheidende Rolle spielten. Der Referentenentwurf zur nationalen Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED II), in der die EU die Mindestmengen an erneuerbaren Energien für den Verkehrssektor festlegt, führe „in die falsche Richtung“ und solle gestoppt werden (siehe auch News vom 12. Oktober 2020).

Vor dem Hintergrund einer Anhörung zum Thema Wasserstoff im Deutschen Bundestag betonten die Verbände in einem gemeinsamen Brief die Notwendigkeit, den Referentenentwurf „vollständig zu überarbeiten und erneut in die Verbändeanhörung und Ressortabstimmung zu geben“. Der Gesetzesvorschlag schaffe weder die Rahmenbedingungen für den Markthochlauf einer deutschen Wasserstoffwirtschaft, noch führe er zu zusätzlichen CO2-Einsparungen im Verkehr, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes (DWV), des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Nur mit einer „ambitionierten Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie und unter Einsatz von synthetischen Kraftstoffen“ sei eine Verkehrswende und das Erreichen der EU-Klimaziele bis 2030 möglich. Bei der bestehenden Fahrzeugflotte mit Verbrennungsmotoren könne nur mit Einsatz von E-Fuels eine schnell wirksame CO2-Reduzierung erreicht werden. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die mit klimaneutralen Kraftstoffen auf Ökostrombasis angetrieben würden, wiesen „eine ähnlich gute Energie-Gesamtbilanz auf wie batteriegetriebene Fahrzeuge“. Als Beleg dient eine von der Mineralölwirtschaft beauftragte Studie (siehe Link).

Nach Einschätzung von Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV, böten erneuerbare strombasierte Kraftstoffe „die Möglichkeit, die Emissionen im Fahrzeugbestand mit Verbrennungsmotoren unmittelbar zu reduzieren“. In der Übergangsphase müsse die Produktion von E-Fuels und der direkte Wasserstoffeinsatz in Brennstoffzellenfahrzeugen gleichberechtigt „angereizt werden“. Die Chancen einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft und -industrie gelte es jetzt regulatorisch abzusichern.

Das Schreiben wurde an das Bundeskanzleramt, Bundes- und Landesministerien, Abgeordnete sowie Mitglieder des Nationalen Wasserstoffrats versendet.

Deep Link
https://www.vda.de/de/presse/Pressemeldungen/201028-Wir-sind-bereit.html
https://www.vda.de/de/presse/Pressemeldungen/202027-Umweltministerium-gef-hrdet-Hochlauf-der-Wasserstoffwirtschaft.html
https://www.mwv.de/frontier-studie
https://power-to-x.de/dwv-referentenentwurf-zu-red-ii-blockiert-entwicklung-der-wasserstoffwirtschaft/

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Die Automobilwirtschaft sieht auch für Verbrennungsmotoren „einen großen Bedarf“ / © European Union