(Oswego / USA) – Im Atomkraftwerk „Nine Mile Point“ in Oswego, US-Bundesstaat New York, wird jetzt Wasserstoff hergestellt. Dies sei ein „nuklearer Meilenstein“, kommentierte das US-Energieministerium: Die Anlage sei „die erste ihrer Art in den Vereinigten Staaten, die sauberen Wasserstoff mit Hilfe von Kernenergie erzeugt“.

Niedertemperatur-Elektrolysesystem am AKW Nine Mile Point. © Constellation Energie

Das AKW ist Teil eines 14,5 Millionen Dollar (13,7 Millionen Euro) schweren Projekts, dessen Kosten sich das Ministerium (Department of Energy, DOE) und die Constellation Energy Corp. teilen. Der Stromkonzern verwendet den vor Ort erzeugten Wasserstoff für die Kühlung des Kraftwerks und sieht sich als den „größten Anbieter kohlenstofffreier Energie“ der USA. Zuvor erfolgte die Anlieferung von Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen stets per Lkw. Nine Mile Point werde „der Welt zeigen, dass die Kernenergie der effizienteste und kostengünstigste Weg ist, ihn aus einer kohlenstofffreien Ressource zu gewinnen“, sagte Joe Dominguez, Präsident und CEO von Constellation.

Neue Aufgaben für alte AKW

Das Kernkraftwerk Nine Mile Point ging 1969 in den kommerziellen Betrieb und ist das älteste der USA. Die Betriebserlaubnis für Block 1 endet 2029; für Block 2 (Baubeginn 1974, Inbetriebnahme 1988) läuft die Betriebserlaubnis bis 2046. Eigentümer und Betreiber Constellation Energy gehört zu Exelon Generation Co., LLC.

Das DOE investiert Milliarden im Rahmen des „Bipartisan Infrastructure Law and Inflation Reduction Act“, um die Produktion von sauberem Wasserstoff in den Vereinigten Staaten weiter zu entwickeln. Ziel ist es, die Kosten für Wasserstoff innerhalb eines Jahrzehnts um 80 Prozent auf einen Dollar pro Kilogramm zu senken.

Das Ministerium fördert noch drei ähnliche Vorhaben dieser Art als Demonstrationsprojekte:

  • Energy Harbor Corp. will im Davis-Besse-Kernkraftwerk (Oak Harbor, Ohio) ebenfalls ein Niedertemperatur-Elektrolysesystem installieren, um „die wirtschaftlichen Vorteile einer sauberen Wasserstofferzeugung“ nachzuweisen. Die Produktion soll 2023 beginnen, der Ertrag werde regional verkauft, etwa als Kraftstoff für eine lokale Busflotte. Eigentümerin ist die Nuclear Gen Corp.
  • Bloom Energy und Eigentümerin Xcel Energy Inc. arbeiten im Kernkraftwerk Prairie Island (Red Wing, Minnesota) an einem Projekt zur Demonstration der Hochtemperatur-Elektrolyse. Die Wasserstoffproduktion wird voraussichtlich Anfang 2024 beginnen. Die Reaktoren 1 und 2 sind 1973 und 1974 in Betrieb gegangen.
  • Am Kraftwerk Palo Verde (Tonopah, Arizona) soll ein Niedertemperatur-Elektrolysesystem errichtet und der Wasserstoff zur Stromerzeugung in Zeiten hoher Nachfrage oder zur Herstellung von Chemikalien und anderen Brennstoffen verwendet werden. Das Projekt könnte 2024 mit der Produktion beginnen, sofern die Verhandlungen mit der Eigentümerin und Betreiberin Arizona Public Service Co. abgeschlossen sind. Die Inbetriebnahme des AKW erfolgte 1986.

Etwa 95 Prozent des in den Vereinigten Staaten produzierten Wasserstoffs wird nach Angaben des Energieministeriums derzeit aus fossilen Brennstoffen hergestellt. In den USA – und in einigen anderen Staaten – wird Wasserstoff als „sauber“ deklariert, wenn bei dessen Produktion am Ort der Entstehung des Stroms keine klimaschädlichen Gase emittiert werden. Demgegenüber ist Wasserstoff in vielen anderen Ländern ausschließlich dann klimaneutral und „sauber“, wenn der Strom für die Elektrolyse aus erneuerbaren Energien stammt.

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Das AKW „Nine Mile Point“ in Oswego, US-Bundesstaat New York, beginnt mit der Produktion von „sauberem“ Wasserstoff. © Constellation Energy