(Stuttgart) – Das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft lässt innerhalb der nächsten sechs Monate eine neue Bedarfsanalyse für Wasserstoff erstellen. „Wir wissen, dass der Wasserstoffbedarf in Baden-Württemberg bereits 2030 deutlich höher sein wird als bisher angenommen“, sagt Energieministerin Thekla Walker. „Wir brauchen aktuelle und verlässliche Zahlen der verschiedenen Branchen. Das ist für den Ausbau und die Umstellung der Wasserstoffinfrastruktur essenziell.“ Die letzten verfügbaren Daten stammen von Januar 2022.

Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. © Umweltministerium/Regenscheit

Gemeinsam mit einer Reihe von Verbänden startet das Land deshalb drei Prozesse. Diese umfassen den Angaben zufolge eine Kommunikationskampagne mit zahlreichen Informationsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit den regionalen Industrie- und Handelskammern. Im Zentrum des Vorhabens stehe aber die Bedarfserhebung mit Hilfe eines Online-Fragebogens, wo Unternehmen unter anderem ihren prognostizierten Wasserstoffbedarf anmelden können.

Eine wissenschaftliche Analyse durch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) soll abschließend unter anderem auch Hinweise darauf geben, wie Wasserstoff verteilt werden muss und wo eine Wasserstofferzeugung im Land selbst forciert werden sollte.

Leitungsgebundene Infrastruktur erforderlich

Wasserstoff mache laut derzeitiger Prognose im Jahr 2040 rund 15 Prozent des Endenergieverbrauchs in Baden-Württemberg aus. Bei einem Energiebedarf von kumuliert etwa 197 Terawattstunden liege der Wasserstoffbedarf bei immerhin 30 Terawattstunden.

Zur Deckung seien erhebliche Importkapazitäten und eine leitungsgebundene Infrastruktur notwendig, denn Baden-Württemberg werde nur einen geringeren Anteil grünen Wasserstoffs selbst erzeugen können, so das Umweltministerium: „Die Ermittlung und Kommunikation des Wasserstoffbedarfs in Baden-Württemberg ist entscheidend für die Infrastrukturplanung und den möglichst raschen Anschluss des Landes an ein Wasserstoffnetz.“

Getragen von gut einem Dutzend Akteure

Getragen wird die neue gemeinsame Aktion von Unternehmen, Verbänden und Institutionen. Dazu gehören das Umweltministerium, der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK), der Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW GmbH und der Stromübertragungsnetzbetreiber Transnet BW GmbH.

Auf Seiten der Wirtschaftsverbände ist der Unternehmer Baden-Württemberg e. V. (UBW) beteiligt, der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), die Initiative H2vorOrt (VNB), der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (VfEW), der Verband der chemischen Industrie e.V. (VCI BW), der Wirtschaftsverband Papier Baden-Württemberg e.V. (WVP), der Großabnehmerverband Energie Baden-Württemberg (GAV), der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und die Plattform Erneuerbare Energien BW e.V. (PEE). Koordinator ist die Plattform H2BW, wissenschaftlich begleitet vom ZSW in Stuttgart.

Unternehmen können ihren Wasserstoffbedarf auf der Website von „H2 für Baden-Württemberg“ des Fernleitungsnetzbetreibers Terranets BW online anmelden.

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Die letzten Zahlen über den Wasserstoffbedarf des Bundeslandes stammen aus der „Analyse der aktuellen Situation des H2-Bedarfs und Erzeugungspotenzials in Baden-Württemberg“, die auf Daten von Januar 2022 beruhte. © Staatsministerium Baden-Württemberg