(Moses Lake / USA) – Die Universal Hydrogen Co. hat den ersten Testflug seines mit Brennstoffzellen betriebenen Regionalflugzeugs absolviert. Die für 40 Passagiere ausgelegte De Havilland DHC-8-300 („Dash 8-300“) – genannt „Lightning McClean“ – kurvte 15 Minuten lang über dem Grant County International Airport (KMWH) in Moses Lake, Bundesstaat Washington.

Passagierbetrieb ab 2025 geplant

Der Flug erfolgte mit einer Sondererlaubnis der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA). Der obligatorische „Taxi Test“ zur Überprüfung etwa der Handhabung am Boden sowie der Motorenleistung bei niedriger Geschwindigkeit fand Anfang Februar statt.

Das Testprogramm ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll 2025 mit der Aufnahme des Passagierbetriebs von umgerüsteten ATR 72-Regionalflugzeugen abgeschlossen werden. Universal Hydrogen entwickelt keine neuen Flugzeuge, sondern will in großem Stil Maschinen aus bestehenden Flotten auf Wasserstoffantrieb umbauen. Für die Betankung werden modulare Kapseln verwendet, die mit den bestehenden Frachtinfrastrukturen der Flughäfen kompatibel seien, sodass „jeder Flughafen der Welt wasserstofftauglich ist“, heißt es in einer Mitteilung.

Testflug mit nur einem Wasserstofftriebwerk

Bei dem ersten Testflug wurde nur eines der Turbinentriebwerke des Flugzeugs durch den Brennstoffzellen-Elektroantrieb der Megawattklasse von Universal Hydrogen ersetzt. Das andere Triebwerk blieb aus Sicherheitsgründen ein konventionelles. „Während der zweiten Runde über dem Flughafen waren wir mit der Leistung des Wasserstoffantriebs so zufrieden, dass wir das fossile Turbinentriebwerk drosseln konnten, um zu demonstrieren, dass das Flugzeug hauptsächlich mit Wasserstoff betrieben wird“, sagte Alex Kroll, leitender Testpilot des Unternehmens. „Der Lärm und die Vibrationen des Brennstoffzellenantriebs sind deutlich geringer als die des herkömmlichen Turbinentriebwerks“, so der ehemaliger Testpilot der U.S. Air Force

Antriebsstrang mit Technik von Plug Power

Der Antriebsstrang des Unternehmens basiert den Angaben zufolge auf den „ProGen“-Brennstoffzellen des US-Herstellers Plug Power Corp., die speziell für den Einsatz in der Luftfahrt modifiziert wurden. Dabei treiben die Brennstoffzellen den Elektromotor ohne zwischengeschaltete Batterien direkt an, was Gewicht und Kosten drastisch reduziere.

Der Motor, ein modifizierter „Magni 650“-Elektroantrieb, und die Leistungselektronik wurden von MagniX aus Everett geliefert. Das in Seattle ansässige Unternehmen AeroTEC unterstützte die Entwicklungsarbeiten, einschließlich der Konstruktion der modifizierten Gondelstruktur, der Entwicklung und Integration der Flugzeugsysteme sowie der Flugzeugmodifikationen und der Installation des Universal Hydrogen-Antriebsstrangs im Testflugzeug.

Industrie ist sehr interessiert

United Hydrogen, plant – unterstützt von GE Aviation, Airbus Ventures, Toyota Ventures, JetBlue Ventures und American Airlines sowie mehreren der weltweit größten Hersteller von grünem Wasserstoff und Finanzinvestoren – mit Hilfe seines modularen Logistiknetzes von Regionalflugzeugen auf größere Flugzeuge und auf Wasserstofflieferungen für andere Mobilitätsanwendungen umzusteigen.

„Mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen in der Luftfahrt stammen heute von den Flugzeugen der A320- und 737-Familie“, sagte Paul Eremenko, Mitgründer und Geschäftsführer von Universal Hydrogen. „Sowohl Airbus als auch Boeing müssen diese altehrwürdigen Flugzeuge durch ein neues Design ersetzen, dessen Entwicklung Ende der 2020er Jahre beginnt und das Mitte der 2030er Jahre in den Passagierbetrieb gehen soll. Ihre Nachfolger zu Wasserstoffflugzeugen zu machen, ist eine einmalige Chance – vielleicht die einzige Chance für die Luftfahrt, die Emissionsziele des Pariser Abkommens auch nur annähernd zu erreichen, ohne den Flugverkehr einschränken zu müssen.“

247 Aufträge für Umrüstungen

Universal Hydrogen hat eigenen Angaben zufolge bereits Aufträge für 247 Flugzeugumrüstungen von 16 Kunden weltweit mit einem Volumen von über eine Milliarde Dollar; außerdem Aufträge zur Lieferung von Treibstoff für die ersten zehn Betriebsjahre mit einem Volumen in Höhe von zwei Milliarden Dollar.

Bei dem Testflug in Moses Lake waren auch Vertreter von Connect Airlines (USA) und der französischen Charterfluggesellschaft Amelia anwesend, welche als Erstkunden für die von Universal Hydrogen umgebauten Wasserstoffflugzeuge genannt werden. Allein Connect Airlines, die in diesem Frühjahr den Turboprop-Regionalflugverkehr aufnehmen will, hat nach Angaben von Geschäftsführer John Thomas bei Universal Hydrogen die Umrüstung von 75 Regionalflugzeugen des Typs ATR 72-600 auf Wasserstoffantriebe bestellt und habe sich die Option für 25 weitere Maschinen gesichert. Die Auslieferungen würden im Jahr 2025 beginnen.

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Universal Hydrogen absolvierte in den USA den ersten Testflug mit einem auf Brennstoffzellen umgerüsteten Passagierflugzeug. © Universal Hydrogen Co.

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Die von Universal Hydrogen auf Brennstoffzellen umgerüstete De Havilland DHC-8-300 („Dash 8-300“) beim „Taxi Test“. © Universal Hydrogen Co. (Screenshots aus einem Video über den „Taxi Test“ Anfang Februar)