Portugal: Konsortium entwickelt H2-Produktion mit 100 MW +++ Hamburg: Hansewerk steigert BHKW-Leistung im H2-Betrieb +++ Indien: Beimischung von 15 Prozent Wasserstoff zu Erdgas +++ BaWü: Studie zu H2-Anwendungen im ländlichen Raum +++ Italien: Snam baut Elektrolyseur für den Turiner Flughafen +++ Österreich: Solaris liefert fünf H2-Busse an ÖBB Postbus +++ Norwegen: NEL ernennt neuen CEO +++ Termine

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Ein Konsortium aus 13 Unternehmen und Forschungseinrichtungen entwickelt in Portugal eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff mit einer Leistung von 100 Megawatt. Die EU-Kommission fördert das „GreenH2Atlantic“ genannte Vorhaben im Rahmen von „Horizont 2020“ mit 30 Millionen Euro. Der Elektrolyseur wird ab 2023 auf dem Gelände des Kohlekraftwerks der Hafenstadt Sines aufgebaut und soll 2025 in Betrieb gehen. Der 100-Megawatt-Elektrolyseur besteht aus Modulen zu je acht Megawatt und nutzt den Strom eines Solar- und Windparks.

Zu dem internationalen Konsortium gehören aus Portugal der Energieversorger Energias de Portugal SA (EDP), der Ölkonzern Galp Energia, der Chemiekonzern Bondalti Chemicals, der Hersteller von Umspann- und Automatisierungstechnik Efacec Power Solutions SGPS SA und der Mischkonzern Martifer Group. Hinzu kommen aus Frankreich der Energiemulti Engie SA, das Wasserstoffunternehmen McPhy sowie aus Dänemark der Windkraftanlagenbauer Vestas Wind Systems A/S. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von den portugiesischen Instituten ISQ und INESC-TEC (Universität Porto), vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Schweizer CEA; außerdem ist der öffentlich-private Zusammenschluss Axelera involviert.

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Die Hamburger Hansewerk Natur GmbH steigert BHKW-Wirkungsgrade mit Wasserstoff. Das Unternehmen hat jetzt die zweite Testreihe in Hamburg-Othmarschen gemeinsam mit der Innio Jenbacher GmbH & Co OG, ein in Tirol ansässiger Hersteller von Gasmotoren und Blockheizkraftwerken, abgeschlossen. Nachdem der Fernwärmenetzbetreiber im ersten Feldversuch im November 2020 die Machbarkeit des Betriebs mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff mit einem Motor in der Ein-Megawatt-Klasse hatte nachweisen können, wurden den Angaben zufolge jetzt die Wirkungsgrade und Leistung des Blockheizkraftwerks untersucht. Demnach sei beim Wasserstoffbetrieb die Leistung um rund zehn Prozent gestiegen, im Spitzenlastbetrieb um mehr als 20 Prozent. „Mit den Testreihen bereitet sich Hansewerk Natur auch auf die Wärme- und Stromversorgung ganzer Quartiere über reine H2-Netze vor“, sagt der technische Geschäftsführer Thomas Baade.

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Indien plant die Beimischung von 15 Prozent grünem Wasserstoff zu leitungsgebundenem Erdgas (piped natural gas, PNG). Dies sei Teil der „National Hydrogen Energy Mission“ der Regierung, die darauf abzielt, Wasserstoff aus grünen Energiequellen zu erzeugen, heißt es in einem Beitrag von „The Hindu Business Line“. Energieminister R. K. Singh hatte bereits Anfang 2021 grünen Wasserstoff in die Liste der abnahmepflichtigen erneuerbaren Energien aufgenommen (renewable purchase obligation, RPO), wonach Großabnehmer wie Versorgungsbetriebe einen bestimmten Anteil erneuerbarer Energien an ihrem Gesamtstrombedarf abnehmen müssen. Für Wasserstoff wird ein ähnlicher Mechanismus als HPO (hydrogen purchase obligation) geschaffen. Die HPO wird Industrien wie Ölraffinerien und Düngemittelfabriken abdecken, die derzeit grauen Wasserstoff verwenden. Damit solle eine Nachfrage nach grünem Wasserstoff geschaffen werden, so das Blatt. Die HPO wird voraussichtlich ab 2023 in Kraft treten.
Eine Wasserstoffbeimischung von 15 Prozent betrachtet die Regierung als technisch unproblematisch. Bei einer größeren Menge müssten die Gaspipelines modernisiert werden, da anderenfalls der Wasserstoff bei Metallrohren zu deren Versprödung führe und damit das Risiko von Leckagen erhöhe.

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Baden-Württemberg fördert eine Studie zu den Potenzialen von Wasserstoffanwendungen im ländlichen Raum mit rund 127.000 Euro. Die Mittel stammen vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. Mit der Erstellung werden das Kompetenzzentrum für Logistik und Wertschöpfung LOGWERT der Hochschule Heilbronn und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation KODIS beauftragt. Die Gesamtkosten der Studie mit dem Titel „Die Ländliche Region als Treiber für die Umsetzung von Wasserstoffanwendungen durch innovative Ansätze in der Logistik“ belaufen sich auf rund 141.000 Euro. Dabei werden anhand der drei Regionen Main-Tauber-Kreis, Linzgau und Bodenseehinterland, Hohenlohe die Potenziale, geeignete Ansätze zur Wasserstoffnutzung und -versorgung sowie mögliche Konzepte für eine Wasserstoffwirtschaft im ländlichen Raum erarbeitet. Der Bericht soll Ende 2022 vorliegen.

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Der italienische Erdgas-Fernleitungsnetzbetreiber Snam errichtet am Flughafen Turin ein „wasserstofftaugliches“ Kraft-Wärme-Kopplungssystem mit einer Leistung von 1,2 Megawatt. Auftraggeber ist die Flughafenverwaltungsgesellschaft SAGAT SpA. Auftragnehmer ist die Snam-Tochter Renovit, ein Joint Venture mit dem italienischen Staatsfonds CDP Equity. Die Brennstoffzelle wird in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen Fuel Cell Energy konzipiert und entwickelt. Sie kann mit variablen Anteilen von bis zu 40 Prozent Wasserstoff im Gemisch mit Erdgas zur kombinierten Erzeugung von Strom und Wärme betrieben werden. Die Anlage wird im zweiten Quartal 2023 auf dem Flughafen Turin installiert. Der Auftragswert ist mit 14 Millionen Euro beziffert.

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Der polnische Fahrzeugbauer Solaris Bus & Coach sp. z o.o. liefert fünf Wasserstoffbusse des Typs „Urbino 12 Hydrogen“ an die Österreichische Postbus AG (ÖBB Postbus). Die Fahrzeuge werden in Villach, im Süden des Landes, eingesetzt. Die Auslieferung erfolgt bis Ende November 2022. Es handelt sich nach Unternehmensangaben um die erste Bestellung auf Basis eines Rahmenvertrages, der Anfang 2021 geschlossen wurde und die Möglichkeit einer Anschaffung von bis zu 40 Fahrzeugen dieser Art vorsieht.

Die „Urbino 12 Hydrogen“-Modelle werden mittels Brennstoffzellen angetrieben und haben eine Reichweite von 350 Kilometer. ÖBB Postbus ist das größte Busunternehmen Österreichs. Die Investition ist Teil des Projekts „H2 Carinthia“, das die Entwicklung der Wasserstofftechnologie in der Region fördern soll. Beteiligt sind die größten Verkehrsunternehmen Österreichs, Kommunalbehörden und Energieunternehmen. Es umfasst unter anderem die Errichtung der ersten Wasserstofftankstelle im Bundesland Kärnten sowie die Erweiterung lokaler Busflotten um Wasserstofffahrzeuge.

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Das norwegische Wasserstoffunternehmen Nel ASA ernennt Håkon Volldal zum neuen CEO. Volldal kommt von seiner derzeitigen Position als CEO von Q-Free ASA, einem Anbieter von Verkehrsmanagement-Systemen, und löst den derzeitigen CEO Jon André Løkke ab, der das Unternehmen seit sechs Jahren leitet. Volldal übernimmt den Posten Ende des zweiten Quartals 2022. Løkke soll auf der Jahreshauptversammlung im April 2022 in den Vorstand gewählt werden.

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