(Karlsruhe / Deutschland) – Eine Reihe von Staaten sind derzeit wirtschaftlich noch exorbitant von den Exporten ihrer Rohstoffe Öl und Gas abhängig. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat am Beispiel der Länder Saudi-Arabien, Kasachstan und Nigeria untersucht, wie und in welchem Ausmaß diese fossilen Energieträger in Zukunft durch die Herstellung und den Export etwa von grünem Wasserstoff und dessen Derivate wie Ammoniak und Methanol ersetzt werden könnten.

Studie „The role of green hydrogen in the energy transformation of fossil fuel exporters“. © Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung

Der Export fossiler Energieträger zähle bislang in allen drei Ländern zu den wichtigsten Industriezweigen. Ein Rückgang in diesem Bereich habe daher aufgrund von volkswirtschaftlichen Verflechtungen Folgen für andere Branchen, etwa für die verarbeitende Industrie sowie für den Groß- und Einzelhandel. „Auch wenn die Zahl der Beschäftigten im direkt betroffenen fossilen Energiesektor derzeit vergleichsweise gering ist, sind Auswirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung in anderen Sektoren wie etwa der Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung zu erwarten“, sagen die Autoren der Studie „The role of green hydrogen in the energy transformation of fossil fuel exporters“. Daher seien gezielte Strategien erforderlich, um langfristig den Verlust von Arbeitsplätzen in den primär und sekundär betroffenen Bereichen auszugleichen. Der Aufbau eines Wasserstoffsektors könnte hierbei langfristig zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Baugewerbe, Maschinenbau sowie in der Metall- und Elektronikindustrie beitragen.

Abhängig vom Export fossiler Energieträger

In Saudi-Arabien hatte 2021 der Export fossiler Brennstoffe einen Anteil von rund 24 Prozent am Bruttoinlandsprodukt und rund 57 Prozent an den gesamten Exporteinnahmen. Einen Großteil seines Öls und Gases exportiert Saudi-Arabien in die Volkswirtschaften Asiens. In Kasachstan mache der Handel mit Öl und Gas etwa die Hälfte der Exporteinnahmen aus (2021). Dabei gehe der größte Teil des Rohöls in die EU, insbesondere nach Deutschland. Raffiniertes Öl wird vor allem in die USA, Erdgas primär nach China exportiert. Das Land verfüge außerdem über große Kohlevorkommen, weitere fossile Ressourcen und eine gut entwickelte Bergbauindustrie.

In Nigeria machten Erdöl und Erdgas 2021 mehr als 90 Prozent des Nettoexportbudgets aus. Wichtige Handelspartner für Rohöl sind Indien und Spanien. In Nigeria liegen die Kosten für die Rohölproduktion weit unter dem globalen Durchschnitt. Allerdings stehe das Land derzeit vor massiven Herausforderungen „aufgrund des zunehmenden Öldiebstahls aus seinen Pipelines“.

Potenziale für grünen Wasserstoff

In allen drei Ländern gebe es hohe Potenziale für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. „Auch wenn die zukünftigen Marktpreise heute noch schwer abzuschätzen sind, kann davon ausgegangen werden, dass die möglichen Erlöse aus potenziellen Wasserstoffexporten voraussichtlich nicht ausreichen, um die Verluste aus dem sinkenden Export fossiler Brennstoffe vollständig zu kompensieren, da der für die Zukunft erwartete globale Bedarf an Wasserstoff und E-Fuels deutlich geringer ist als die derzeitige Nachfrage nach Erdöl und Erdgas.“

Die Studie „The role of green hydrogen in the energy transformation of fossil fuel exporters“ gibt es kostenfrei als PDF (103 Seiten).

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Einige Staaten sind derzeit wirtschaftlich noch von den Exporten ihrer Rohstoffe Öl und Gas abhängig. Der Umstieg auf Wasserstoffproduktion und -export ist machbar. © Internationale Energieagentur