(Essen) – Die RWE Generation SE plant, an eigenen ehemaligen Kraftwerksstandorten bis 2030 wasserstofffähige Gaskraftwerke zu errichten. Den Angaben zufolge wurde jetzt ein italienisch-spanisches Konsortium beauftragt, am Standort Weisweiler in Nordrhein-Westfalen bis zum Ende des Jahrzehnts ein erstes Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) dieser Art mit einer Leistung von 800 Megawatt zu realisieren. Die Anlage solle zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme technisch in der Lage sein, mindestens 50 Prozent Wasserstoff zu nutzen. Ab 2035 sei eine Umrüstung auf 100 Prozent möglich.

Forderungen an die Politik

Die Genehmigungsplanung für die Anlage beginne zwar „unmittelbar“. Damit gehe man in Vorleistung, „um die Chance einer Fertigstellung bis 2030 offenzuhalten“, sagt Roger Miesen, Geschäftsführer von RWE Generation SE. Allerdings stünden die Bestellung der Kraftwerkskomponenten sowie die Beauftragung der Konstruktion noch unter dem Vorbehalt einer finalen Investitionsentscheidung.

Skizze des geplanten Gas-und Dampf-Kraftwerks Weisweiler. © RWE

Diese könne man indes erst nach „zügiger Weichenstellungen“ durch die Politik treffen. Roger Miesen fordert, eine Wasserstoff-Netzanbindungen zu sichern und einen „wirtschaftlichen Betrieb der Kraftwerke durch passende Rahmenbedingungen“ zu ermöglichen. RWE wolle sich an der Ausschreibung von wasserstofffähigen Gaskraftwerken beteiligen, wozu die Bundesregierung zeitnah die Schaffung eines Regulierungsrahmens angekündigt habe. Weisweiler könnte künftig nah an einer Wasserstoff-Transportleitung liegen.

Vorerst nur Genehmigungsplanung beauftragt

Der Vertrag mit dem Konsortium des italienischen Energietechnikunternehmens Ansaldo Energia SpA und Tecnicas Reunidas S.A., spanischer Generalunternehmer für die Konstruktion von Industriebauten und Kraftwerken, beinhalte vorerst nur die Genehmigungsplanung für die Anlage. Die beiden weiteren Vertragstranchen – Bestellung zentraler Kraftwerkskomponenten und die Konstruktion der Anlage – würden ausgelöst, „wenn alle notwendigen Genehmigungen vorliegen und Klarheit über die Gesamtwirtschaftlichkeit des Vorhabens“ bestehe. Dies könne 2025 der Fall sein.

Ende 2029 wird Weisweiler seine Stromerzeugung auf Basis von Braunkohle im Rahmen des gesetzlichen schrittweisen Kohleausstiegs einstellen. Weil der Standort dicht an Ferngasleitungen liegt, wurden 2008 ergänzend zwei Gasturbinen installiert. Aufgrund des vergleichsweise teuren Brennstoffs würden die Turbinen nur in Zeiten besonders hohen Strombedarfs und vorteilhafter Strompreise betrieben.

Bohrung nach Tiefenwärme ab September

Das Kraftwerk erzeugt nicht nur Strom, sondern versorgt zudem das Forschungszentrum Jülich, die Ortschaft Inden/Altdorf und über das kommunale Versorgungsnetz der Stadtwerke auch Teile von Aachen mit Fernwärme.

Vorbereitung des Bohrplatzes vor dem Braunkohlekraftwerk Weisweiler: RWE und das Fraunhofer IEG suchen dort nach Tiefenwärme, die unter günstigen Voraussetzungen als Fernwärme genutzt werden könnte. © Fraunhofer IEG / A. Jüstel

Mitte Juli hatte RWE Power die Genehmigung für Bohrungen nach Tiefenwärme vor dem Kraftwerk beantragt. Diese könnten nach Unternehmensangaben voraussichtlich im September beginnen. Das EU-Projekt „Roll-out of Deep Geothermal Energy in North-West Europe“ (DGE-Rollout) wird vom Geologischen Dienst NRW geleitet und von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG begleitet.

Das erste Bohrloch werde 100 Meter in die Tiefe reichen, geologisch ausgewertet und dann „für den Ausbau zu einem seismologischen Observatorium“ dem Fraunhofer IEG übergeben. Anfang nächsten Jahres soll in unmittelbarer Nähe eine zweite, bis etwa 500 Meter tiefe Erkundungsbohrung niedergebracht und eine Erdwärmesonde eingebaut werden.

„Heißes Wasser aus der Tiefe könnte eines Tages zu einer alternativen, klimafreundlichen Wärmequelle für Wohngebiete und Betriebe in NRW werden“, erklärt RWE. Sei es heiß genug, ließen sich damit bei der Fernwärmeversorgung fossile Energieträger ersetzen. Studien von Fraunhofer zeigten, dass Tiefengeothermie den aktuellen Wärmebedarf Deutschlands „zu großen Teilen decken könnte“.

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Am Standort Weisweiler in Nordrhein-Westfalen will der Energiekonzern RWE ein wasserstofffähiges Gas-und Dampf-Kraftwerk bauen, wenn ein „wirtschaftlicher Betrieb durch passende Rahmenbedingungen“ ermöglicht werde. Das Braunkohlekraftwerk geht 2029 vom Netz. © RWE