(München / Burghausen) – Die Wacker Chemie AG beantragt die EU-Förderung für den Bau eines „RHYME Bavaria“ genannten Anlagenkomplexes zur Herstellung von grünem Wasserstoff und Methanol am Standort Burghausen. Das Unternehmen hat sich jetzt in einer Vorauswahl der Europäischen Union gegen mehrere Hundert andere Vorhaben durchgesetzt.

In Rahmen dieses Projekts will Wacker gemeinsam mit der Linde GmbH eine Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 20 Megawatt errichtet, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Ein weiterer Baustein ist nach Unternehmensangaben eine Syntheseanlage, in der der grüne Wasserstoff mit Kohlendioxid aus bestehenden Produktionsprozessen zu Methanol weiterverarbeitet wird. Die Kapazität dieser Anlage soll bei 15.000 Tonnen pro Jahr liegen.

Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro

Das Investitionsvolumen für RHYME (Renewable Hydrogen and Methanol) betrage etwa 100 Millionen Euro. Die bei der Europäischen Union und beim Bundesumweltministerium beantragte Förderung liegt im höheren zweistelligen Millionenbereich. Die EU unterstützt innovative kohlenstoffarme Technologien und Prozesse in energieintensiven Industrien bis 2030 mit insgesamt zehn Milliarden Euro.

Für die nächste Auswahlrunde bereiten die Unternehmen nun den detaillierten Förderantrag vor. Sollten die Mittel genehmigt werden, so könne der Bau der Anlagen bereits Anfang kommenden Jahres beginnen, die Inbetriebnahme wäre noch vor Ende des Jahres 2024 möglich. „Sowohl Wasserstoff als auch Methanol sind wichtige Grundstoffe für chemische Produkte, etwa für Silicone“, so Wacker. Im Vergleich zu den bestehenden Herstellungsprozessen ließen sich mit den neuen Verfahren die CO2-Emissionen um etwa 80 Prozent senken.

„Wir verfolgen mit diesem Projekt das Ziel, den Anteil fossiler Rohstoffe und Energieträger in chemischen Prozessen und Produkten deutlich zu reduzieren“, erklärt Wacker-Vorstandschef Rudolf Staudigl. Ein Anlagenkomplex wie RHYME trage sich gegenwärtig wirtschaftlich aber nicht selbst, daher sei „die beantragte Förderung eine zwingende Voraussetzung dafür, dass wir dieses Vorhaben umsetzen können“. Für eine klimaneutrale Produktion, so Staudigl, seien auch große Mengen von Strom aus erneuerbaren Quellen zu international wettbewerbsfähigen Preisen von unter vier Cent pro Kilowattstunde erforderlich.

Perspektiven für die Region

Perspektivisch sei RHYME Bavaria ein erster Schritt „zur Defossilisierung chemischer Prozesse und Produkte im bayerischen Chemiedreieck“. Langfristig ließe sich dadurch in der Region der heute bereits bestehende Wasserstoffverbund in ein bayerisches Zentrum für grünen Wasserstoff überführen. Produkte wie Silicone und Silizium für Photovoltaikanwendungen, aber auch Bau- und Treibstoffe, könnten dann klimaneutral hergestellt werden.

Silicone machen die Hälfte von Wackers Jahresumsatz aus

Gemäß seines Mitte März veröffentlichen Jahresberichts erzielte Wacker 2020 einen Umsatz in Höhe von knapp 4,7 Milliarden Euro. Fast die Hälfte davon trug der Geschäftsbereich WACKER SILICONES mit 2,24 Milliarden Euro bei. Der Kunststoff wird aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens benötigt, etwa im Auto, in Farben, Textilien, in der Medizin und Unterhaltungselektronik. Wacker ist eigenen Angaben zufolge die Nummer zwei im weltweiten Silicongeschäft.

Deep Link
https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/press-and-media/press/press-releases/detail-154880.html
www.wacker.com/RHYMEbavaria

Infografik
Wacker plant gemeinsam mit Linde am Standort Burghausen den Bau eines Anlagenkomplexes zur Herstellung von grünem Wasserstoff und erneuerbarem Methanol. © Wacker Chemie AG