(Geesthacht) – Das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat sein „Institut für Maritime Energiesysteme“ eröffnet. Es soll „Technologien für eine Dekarbonisierung der Schifffahrt und für alle Schiffstypen“ entwickeln. Standort ist das Innovations- und Technologiezentrum (GITZ) auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums Hereon in Geesthacht (Schleswig-Holstein). „In unserem neuen Institut werden die Weichen gestellt für den Seeverkehr der Zukunft. Dieser soll möglichst wenig Emissionen verursachen und über einen geschlossenen Stoffkreislauf verfügen“, erläutert die DLR-Vorstandsvorsitzende Anke Kaysser-Pyzalla. Dabei betrachten die Wissenschaftler das gesamte System der Infrastruktur vom Hafen bis hin zur Energieerzeugung und erforschen in Geesthacht ganzheitlich und gleichermaßen Ozeanriesen, Kreuzfahrtschiffe, kleinere Binnenschiffe oder Yachten. Das Institut werde neben der Nutzung alternativer Treibstoffe unter anderem die Versorgung und den Antrieb mit Wasserstoff untersuchen. Die Arbeit liefere Impulse für Werften, Schiffsausrüster, Reeder oder Hafenbetreiber.

Test-Schiff erprobt Antriebe real und virtuell

Das Institut für Maritime Energiesysteme plant, ein Motorschiff bauen zu lassen, auf dem verschiedene Antriebe erprobt werden. Damit will man die Entwicklung von Systemen und Komponenten für die Binnen- und Seeschifffahrt so weit voranbringen, dass diese in naher Zukunft weltweit eingesetzt werden könnten. Ein digitales Pendant wird virtuell die Forschung vervollständigen, um in Simulationen Versuche „sicher und effizient“ durchzuführen. Dies erlaube Tests in Grenzbereichen und vermindere die Zahl der notwendigen realen Versuche. So könnten zum Beispiel die Nutzungsbedingungen bei extremem Klima vorhergesagt werden. Außerdem wird die Skalierung der Systeme auf große Containerschiffe ebenso wie auf kleinere Binnenschiffe oder andere Schiffstypen möglich.

Derzeit bauen 13 Mitarbeiter die Infrastruktur auf. In einer Halle werden Versuchsumgebungen für containerbasierte Energiesysteme eingerichtet. Langfristig soll das Institut 250 Mitarbeitende in den vier Abteilungen Energiekonverter und -Systeme, Energie-Infrastrukturen, Virtuelles Schiff und System-Demonstration beschäftigen.

Die Landesregierung fördert den Aufbau des Instituts mit 15 Millionen Euro und übernimmt einen Teil der jährlichen Finanzierung. Ziel der Bundesregierung sei, bis 2030 das erste emissionsfreie Kreuzfahrtschiff zu entwickeln und Schweröl als Energieträger zu ersetzen, sagt Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft.

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https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2021/02/20210528_dlr-eroeffnet-institut-fuer-maritime-energiesysteme

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Ein digitaler Zwilling erlaubt Simulationen ohne kostspielige Versuche auf der realen See. / © DLR (CC-BY 3.0)

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Simulierte Hafenszene / © DLR (CC-BY 3.0)