Berlin. Der im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie geplante Umbau der heimischen Grundstoffindustrie zu einer nachhaltigen Energienutzung soll auch mit ausländischen Partnern umgesetzt werden, erklärt die Bundesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (Bundestagsdrucksachen 19/21359; 19/21108). In Betracht kämen insbesondere Länder, „die ein sehr gutes Potenzial im Hinblick auf den Ausbau von erneuerbaren Energien aufweisen, eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen oder aber bereits Interesse an Zertifizierungsfragen bekundet haben“. Überdies seien auch Umweltfragen, soziale Verantwortung und die Einhaltung von Menschenrechten „stets wichtige Aspekte“ im Rahmen der internationalen Energiekooperation. Mit Blick auf Kooperationen mit Schwellen- und Entwicklungsländern solle unter anderem das International PtX-Hub Berlin dazu beitragen, „diese Fragen von Beginn an zu adressieren und unsere Partner bei der Entwicklung von geeigneten Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Markthochlauf zu unterstützen“.
Innerhalb der EU sollen die Investitionen für Forschung, Entwicklung und Demonstration für grünen Wasserstoff verstärkt werden. Aktuell werde die Schaffung eines neuen „Important Project of Common European Interest (IPCEI)“ für den Bereich der Wasserstofftechnologie für gemeinsame Projekte mit anderen Mitgliedstaaten geprüft. Die Bundesregierung stehe dazu mit der Europäischen Kommission und mit EU-Mitgliedstaaten im Austausch.
Derzeit werde das in der Wasserstoffstrategie genannte Pilotprogramm „Carbon Contracts for Difference“ (CfD) ausgearbeitet. Es stehe bereits fest, dass Investitionen in und der Betrieb von klimafreundlichen und nachhaltigen Industrieverfahren in energieintensiven Grundstoffindustrien mit prozessbedingten Treibhausgasemissionen (etwa die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie) gefördert und der Betrieb von Elektrolyseanlagen unterstützt werden sollen.
Hinsichtlich der Rohstahlproduktion gebe es weltweit allerdings bereits erhebliche Überkapazitäten in einer Größenordnung von mehreren hundert Millionen Tonnen. Die OECD gehe für das Jahr 2019 von einer globalen Rohstahlproduktionskapazität in Höhe von 2.362,5 Millionen Tonnen sowie einer tatsächlichen Rohstahlproduktion in Höhe von 1.845,5 Millionen Tonnen aus, woraus sich für das Jahr 2019 globale Überkapazitäten in Höhe von rund 514 Millionen Tonnen ergeben, so die Bundesregierung in ihrer Antwort. Hauptursache sind nach ihrer Einschätzung „marktverzerrende Subventionen und andere Formen nicht marktkonformer staatlicher Unterstützung“ in verschiedenen Stahl produzierenden Ländern. Dies bedrohe auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie, „die in einem zunehmend nicht mehr von Chancengleichheit geprägten wirtschaftlichen Umfeld agieren“ müsse.
Für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur sieht der Netzentwicklungsplan des Bundes den Neubau von 151 Kilometer Gasleitungen bis 2030 vor, davon 94 Kilometer für den reinen Wasserstofftransport. Zudem sollen demnach im selben Zeitraum 1.142 Kilometer Erdgasleitungen auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden. Auch Kavernen-Erdgasspeicher sollen mittelfristig umgerüstet werden.
Diese Angaben der Bundesregierung entsprechen in etwa den Zahlen, welche die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB) im Mai vorlegte (wir berichteten). Die FNB hatte im Rahmen eines „H2-Startnetz 2030“ genannten Projekts berechnet, wie der Weg zu einem Wasserstoff-Transportnetz in Deutschland im Jahr 2030 aussehen würden.
Deep Link
https://www.bundestag.de/hib#url=L3ByZXNzZS9oaWIvNzExMDg0LTcxMTA4NA==&mod=mod454590
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/213/1921359.pdf
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Transport von Rohren aus Spezialstahl für die Erneuerung einer Ferngasleitung © ONTRAS