(Holeby / Dänemark) – Die staatliche dänische Initiative EUDP (Energy Technology Development and Demonstration Programme) will im Rahmen eines neuen Projekts mit dem Titel „NH3 Spark – FutureFlex“ einen Dual-Fuel-fähigen Viertaktmotor entwickeln, der auch ausschließlich mit Ammoniak betrieben werden kann. Dieser solle ohne einen sonst für den Start üblichen Pilotkraftstoff auskommen.
Erste Projektphase startet im dritten Quartal
Die Konsortialpartner unter Leitung von MAN Energy Solutions planen am Standort Holeby vier Projektphasen, von denen die erste im dritten Quartal 2025 beginnen soll. Die Tests würden zunächst an einem Einzylindermotor (der von MAN „Genset“ genannten Modellreihe) im Motorenlabor der Technischen Universität Dänemark (DTU Construct) durchgeführt. Anschließend gebe es „Vollmotortests“ unter realen Bedingungen in der Produktionsanlage für grünes Ammoniak des Energieversorgers Skovgaard Energy A/S.

Skovgaard Energy A/S hatte im August vergangenen Jahres gemeinsam mit Vestas und Topsoe bei Lemvig (Nordwestjütland, Dänemark) eine Anlage zur Produktion von grünem Ammoniak eingeweiht. Der grüne Strom für die Elektrolyse und Ammoniaksynthese stammt aus PV- und Windkraftanlagen. © Topsoe
Das Unternehmen hatte im August vergangenen Jahres gemeinsam mit Vestas und Topsoe bei Lemvig (Nordwestjütland, Dänemark) eine Anlage zur Produktion von grünem Ammoniak eingeweiht. Auch diese wurde von EUPD finanziell unterstützt. Das dynamisch ausgelegte System nutzt (wie berichtet) einen alkalischen Elektrolyseur von Nel Hydrogen Electrolyser AS, der mit direkt zugeführtem Wind- und Solarstrom bei schwankender Verfügbarkeit arbeitet. Der grüne Strom für die Elektrolyse und Ammoniaksynthese stammt aus einem neuen PV-Kraftwerk mit einer installierten Leistung von 50 Megawatt sowie bestehenden Vestas-Windturbinen mit einer Leistung von kumuliert zwölf Megawatt.
Für das NH3-Vorhaben entwickelt MAN Energy Solutions eigenen Angaben zufolge nun einen Motor mit kleinem Hubraum. Im Vordergrund stünden „schlichte Konstruktion, Preis und Eignung für die Nachrüstung“. Dies sei „besonders relevant für die mehr als 20.000 Gensets von MAN, die derzeit in Betrieb sind“ und in Holeby entwickelt wurden. Die Eignung des Konzepts für andere emissionsarme Kraftstoffe werde ebenfalls evaluiert, daher der Zusatz „FutureFlex“.
Schadstoffarme Lösung zur Nachrüstung
„Dieses Projekt hat das Potenzial, dem bewährten, mit herkömmlichen Kraftstoffen betriebenen Motor eine Nische zu schaffen, da Motoren schnell nachgerüstet oder in neue Schiffe oder Kraftwerke eingebaut werden können“, sagt Warley Thomsen, Senior R&D Specialist bei MAN Energy Solutions. „Ziel ist es, eine attraktive Lösung für die Nachrüstung bestehender Motoren anzubieten, mit Priorität auf der Kraftstoffflexibilität.“ Als Kraftstoffe kämen demnach reines Ammoniak oder auch konventionelle Biokraftstoffe infrage, um unterschiedlichen Bedürfnissen der Schiffseigner auch unter Umweltaspekten gerecht zu werden.
Unterstützt wird das Vorhaben vom zur weltweit zweitgrößten Reederei gehörenden Mærsk Mc-Kinney Møller Center for Zero Carbon Shipping, dem internationalen Schifffahrts- und Logistikunternehmen DFDS sowie der in Singapur registrierten Reederei Hafnia, Betreiberin von Chemikalientankern. Zu einem späteren Zeitpunkt werde auch eine Klassifikationsgesellschaft einbezogen.
Methanolmotor noch im Juni fertig
Erst wenige Tage zuvor hatte MAN Energy Solutions angekündigt, dass der weltweit leistungsstärkste Zweitakt-Methanolmotor noch im Juni 2025 fertig sein werde. Es handele sich um einen LGIM-Motor (Liquid Gas Injection Methanol) mit einer Leistung von 82.440 Kilowatt, der derzeit vom chinesischen Lizenznehmer CSSC-MES Diesel Co., Ltd (CMD) gebaut wird. Es sei der erste von insgesamt zwölf Motoren für zwölf Containerschiffe mit je 24.000 TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit, 20-Fuß-Standardcontainern).

Werksabnahme eines neuen Dual-Fuel-ME-LGIM bei CSSC-MES Diesel Co., Ltd. in China. © MAN Energy Solutions
Aktuell werden sieben bei Nantong Cosco KHI Ship Engineering Co., Ltd. (NACKS) für den Schiffseigner Orient Overseas Container Line Ltd. (OOCL) gebaut und fünf bei Dalian Cosco KHI Ship Engineering Co., Ltd. (DACKS) für den Schiffseigner Cosco Shipping Lines Co., Ltd. „Während wir auf eine Multi-Fuel-Zukunft zusteuern, ist das Interesse an Methanol stetig gestiegen“, sagt Christian Ludwig von MAN Energy Solutions. Die ME-LGIM-Technologie sei seit zehn Jahren auf dem Markt. „Bis heute verzeichnen wir über 230 neue und nachgerüstete ME-LGIM-Motoren, die über 600.000 Stunden ausschließlich mit Methanol betrieben wurden.“ Ein mit grünem Methanol betriebener Motor sei ein kohlenstoffneutraler Antrieb, was die Vorteile der ME-LGIM-Technologie verstärke.
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Die erste Phase des Projekts „NH3 – FutureFlex“ umfasst Ammoniaktests an einem Einzylinder-Genset von MAN an der Technischen Universität Dänemark. © MAN Energy Solutions