(Berlin) – Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert die Entwicklung einer neuartigen Prozesstechnologie für nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) mit einer ersten Tranche in Höhe von 3,1 Millionen Euro. An dem „Methanol-to-SAF“ (M2SAF) genannten Vorhaben beteiligen sich der Chemiekonzern BASF SE, der Stahlmulti Thyssenkrupp AG, der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV AG, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die auf Kraftstoffanalysen spezialisierte ASG Analytik Service AG. Das Projekt ist auf 2,5 Jahre angelegt, das Konsortium erhält für diesen Zeitraum Fördermittel in Höhe von insgesamt 5,2 Millionen Euro.
Methanol aus grünem Wasserstoff
Ausgangspunkt des Vorhabens ist Methanol aus CO2 und grünem Wasserstoff. Der Produktionsprozess soll den Angaben zufolge „nur minimale zusätzliche CO2-Emissionen verursachen und ein hohes Maß an Integrierbarkeit in bestehende Produktionsanlagen bieten“.
SAF könnten als „Drop-in“-Kraftstoff ohne Änderungen an den Triebwerken und der Infrastruktur verwendet werden. Allen derzeitigen SAF-Typen sei allerdings gemeinsam, dass sie in einer Mischung mit herkömmlichem Kerosin verwendet würden. Je nach Produktionsweg sei die Beimischung jedoch in der Regel begrenzt.
Das Projekt der fünf Unternehmen umfasse neben Katalysatorentwicklung, Verfahrensentwicklung, Anlagenintegration und Entwurf einer Demonstrationsanlage „auch die techno-ökonomische und -ökologische Analyse sowie begleitende Unterstützung bei der Zertifizierung und Analyse der neuen Flugkraftstoffe“.
Das Konsortium
BASF Process Catalysts übernimmt bei M2SAF die Katalysatorentwicklung und -bereitstellung. Thyssenkrupp Uhde obliegt die Entwicklung der Technologie, die Optimierung der Prozessschritte bezüglich Reaktionsführung und Effizienz, die Integration der Einzelprozesse in ein ökonomisches und nachhaltiges Gesamtverfahren sowie das Design der Demonstrationsanlage einschließlich der Kostenermittlung einer kommerziellen Anlage.
OMV will sich „zu einem integrierten Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien mit einem starken Fokus auf Lösungen für die Kreislaufwirtschaft“ entwickeln. Das Unternehmen betrachtet Sustainable Aviation Fuels als Erweiterung seines bisherigen Treibstoffangebots. Das DLR wiederum bewertet im M2SAF unter anderem die Zulassungsfähigkeit der erzeugten Treibstoffe sowie das Herstellungsverfahren.
Positionspapier der Bundesregierung
Anlässlich der Berliner Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA im Juni hatte die Bundesregierung in einem Positionspapier ressortübergreifend Vorschläge zur klimaneutralen Luftfahrt unterbreitet. Eine vierstufige Förderung solle den kompletten Entwicklungszyklus von der Grundlagenforschung zu klimaneutralen Kraftstoffen bis hin zur Antriebs- und Anlagenförderung abdecken. Leitziel sei „das klimaneutral hergestellte, betriebene und gewartete Flugzeug“ mit hybriden und elektrischen Antrieben auf Basis „moderner Wasserstofftechnologien“. Auch die europäische Gesetzgebung für Flugkraftstoff schreibe die Verwendung nachhaltigen Flugkraftstoffe für das Jahr 2030 vor.
Foto
Das DLR arbeitet gemeinsam mit einem Industriekonsortium an einem neuen Verfahren zur industriellen Herstellung nachhaltiger Flugtreibstoffe aus Methanol. © DLR