(Aachen) – Seit geraumer Zeit häufen sich die Meldungen von Kommunen und Unternehmen, die ihre Flotten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch mit Wasserstoff betriebene Busse ergänzen oder gar die Flotten komplett umstellen wollen. Im ersten Teil haben wir Vorhaben in Deutschland vorgestellt. In diesem zweiten Teil stellen wir einige Pläne aus Europa, Asien und den USA vor.

Incheon: 2.000 Wasserstoffbusse

Die Stadtverwaltung der Hafen- und Industriestadt Incheon an der Nordwestküste Südkoreas, kaum 30 Kilometer von der Hauptstadt Seoul entfernt, will noch in diesem Jahr 200 Brennstoffzellenbusse einsetzen. Im nächsten Jahr soll sich deren Anzahl auf 700 erhöhen.

Der Hyundai-Bus des Typs „Elec City Fuel Cell“ wurde auch schon in Europa von Verkehrsbetrieben Probe gefahren, unter anderem in Köln und München. In Österreich ging ein Exemplar 2021 im Rahmen des Projekts „HyBus Implementation“ als Stadtbus der Wiener Linien in den Praxistest (Foto). An der bis Ende März 2024 dort laufenden Langzeiterprobung sind auch Graz und Tirol beteiligt. © HyBus EU / Stefan Gruber

Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten Umweltminister Han Wha-jin, das Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr, die Stadtverwaltung von Incheon, die Hyundai Motor Company sowie der Energiekonzern SK E&S Co.Ltd. Doch damit nicht genug: Gemäß der Vereinbarung hat das Umweltministerium seine politische Unterstützung zugesagt, damit die rund drei Millionen Einwohner zählende Stadt bis 2030 seine komplette Flotte durch mehr als 2.000 Wasserstoffbusse ersetzen kann.

Schematische Darstellung des Busses von Hyundai mit Batterie und Wasserstofftank (beide auf dem Dach) sowie Brennstoffzelle (hinten) und Antriebssystem. © Hyundai Truck & Bus

Den Kauf der ersten 700 Fahrzeuge werden die Ministerien bezuschussen. Das Verkehrsministerium wolle überdies Vorschriften verbessern, um den Einsatz solcher Busse zu erleichtern, berichtet das Portal „Korea Joong Ang Daily“, die englische Ausgabe der südkoreanischen überregionalen Tageszeitung Joong Ang Ilbo. Hyundai baut die Fahrzeuge, die unter anderem im Gasgeschäft tätige SK E&S liefere Flüssigwasserstoff und errichte eine Tankstelle in der Region.

Derzeit gibt es nach Angaben des Umweltministeriums sieben Wasserstofftankstellen in Incheon, sieben weitere würden derzeit gebaut. Die Stadtverwaltung selber nennt als Ziel insgesamt 20 Stationen bis zum Jahr 2025.

SK E&S baut eine Wasserstoffproduktionsanlage in Incheon mit einer jährlichen Kapazität von 30.000 Tonnen. © SK E&S

Bereits im August vergangenen Jahres hatte SK E&S den Bau einer Wasserstoffanlage in Incheon mit einer jährlichen Produktionskapazität von 30.000 Tonnen verkündet. Nach Unternehmensangaben unterzeichnete darüber hinaus SK Plug Hyverse Co.Ltd. – ein Joint Venture zwischen SK E&S und dem US-Unternehmen Plug Power Corp. – eine Vereinbarung mit Behörden und Industrie, wonach man bis 2024 rund 13 Milliarden Won (9,37 Millionen Euro) in den Bau einer Wasserstofftankstelle am Flughafen investiert.

New York: 5 Busse von Ideanomics

Fenton Mobility Products Inc., ein im US-Bundesstaat New York ansässiger Ausrüster für den öffentlichen Personennahverkehr, will gemeinsam mit dem US-Unternehmen Ideanomics Inc. fünf wasserstoffbetriebene Linienbusse für die Rochester-Genesee Regional Transportation Authority (RGRTA) bauen.

Der Prototyp des neuen Brennstoffzellenfahrzeugs von Ideanomics ist in Arbeit. Das Unternehmen hat bislang mit einer Technologie auf sich aufmerksam gemacht, um batterieelektrische Busse drahtlos per Induktionsfeld auf der Straße aufzuladen. Das „Wave“ genannte Ladesystems bedient Leistungen von 125 bis 500 Kilowatt. Ein 1-Megawatt-Ladegerät befindet sich im Entwicklungsstadium. © Ideanomics Inc.

Im Rahmen der Vereinbarung wird Fenton Mobility Fahrzeuge mit großer Bodenfreiheit liefern. Ideanomics wird über seine Tochtergesellschaft US Hybrid den Brennstoffzellenantrieb montieren und die zugehörigen Komponenten herstellen. Sobald der Prototyp die von der Genehmigungsbehörde Federal Transit Administration (FTA) vorgeschriebene Dauererprobung durchlaufen hat, starte die Produktion von fünf weiteren Fahrzeugen, die bis zum ersten Quartal 2024 ausgeliefert werden sollen.

Der Auftragswert beläuft sich den Angaben zufolge auf über 2,2 Millionen Dollar (2,03 Millionen Euro). Die Kosten für die Busse werden durch Mittel aus einem Zuschuss des US-Verkehrsministeriums gedeckt. Insgesamt hat RGRTA Fördermittel in Höhe von 23 Millionen Dollar für den Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellenbussen erhalten. New York hat sich zum Ziel gesetzt, dass mehrere Verkehrsbetriebe im ganzen Bundesstaat – darunter RGRTA – ihre Flotten bis 2035 vollständig auf emissionsfreie Fahrzeuge umstellen.

New York: Nochmals 3 Busse für RGRTA

Die Rochester-Genesee Regional Transportation Authority (RGRTA) verlässt sich allerdings nicht nur auf einen einzelnen Lieferanten, sondern will mehrere Varianten testen. So hat der Hersteller großer Linienbusse Eldorado National California Inc. (ENC) von RGRTA ebenfalls einen Auftrag erhalten. ENC soll den Angaben zufolge drei Brennstoffzellenbusse des Typs „Axess EVO Fuel Cell“ liefern.

Grafische Darstellung des „Axess EVO-FC“ von ENC. Das Fahrzeug kommt mit einer Tankfüllung 400 Kilometer weit. © Eldorado National California Inc.

Das Axess-Programm wurde, wie berichtet, im vergangenen Jahr von ENC aufgelegt und besteht aus zwei Linienbussen: dem batterieelektrischen Typ „Axess Battery Electric“ sowie dem Typ „Axess Hydrogen Fuel Cell“ mit Brennstoffzellen. Der Axess EVO FC wird den Angaben zufolge von „der leistungsstärksten Brennstoffzelle“ der Branche und einem elektrischen Strang des US-Technologiekonzerns BAE Systems Inc. angetrieben. Das Antriebssystem ist mit einem 125 Kilowatt leistenden Brennstoffzellenmotor von Plug Power kombiniert. Plug wird auch die Betankungsinfrastruktur bereitstellen.

Der Axess EVO FC ist für eine Reichweite von 400 Meilen (650 Kilometer) ausgelegt und lässt sich in 12 bis 20 Minuten auftanken. ENC wird die Axess EVO-FC-Busse voraussichtlich im Jahr 2024 an RGRTA ausliefern.

Philadelphia: 10 Busse bis Sommer 2024

Der Verwaltungsrat der Southeastern Pennsylvania Transportation Authority (SEPTA) hat einen Vertrag über den Kauf von zehn Brennstoffzellenbussen genehmigt. Als Hersteller wird die US-Tochter des kanadischen Busbauers New Flyer Industries Inc. genannt. SEPTA ist die Betriebsgesellschaft für den größten Teil des Personennahverkehrs im Raum Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania mit rund 120 Stadt- und Regionalbussen sowie zwei U-Bahnen.

SEPTA hat zehn Wasserstoffbusse bei dem Busbauer New Flyer bestellt. © New Flyer Industries Inc.

Der Kauf werde es dem Unternehmen ermöglichen, diese Technologie zu testen und Pläne für eine emissionsfreie Busflotte weiter zu entwickeln. „In den letzten zwei Jahrzehnten war SEPTA führend in der Verkehrsindustrie bei der Umstellung auf Hybridbusse“, sagte der Vorstandsvorsitzende Pasquale T. Deon Sr. „Mit diesem Pilotprogramm für Brennstoffzellenbusse werden wir auf dem neuesten Stand der Null-Emissions-Technologie sein.“

Der Auftrag im Wert von rund 17 Millionen Dollar (15,7 Millionen Euro) umfasst neben der Lieferung von zwölf Meter (40 Fuß) langen Niederflurbussen auch die Betankungsinfrastruktur, Schulungshilfen sowie Werkzeuge und Ausrüstung. Die Kosten werden durch einen Zuschuss der amerikanischen Federal Transit Administration in Höhe von 1,5 Millionen Dollar subventioniert.

Die neuen Fahrzeuge sollen bis zum Sommer 2024 in Betrieb genommen werden. Über 90 Prozent der SEPTA-Busse sind Elektro-Diesel-Hybridfahrzeuge. In einer Machbarkeitsstudie wird derzeit die Beschaffung von Null-Emissions-Bussen sowohl batterieelektrisch als auch mit Brennstoffzellen als Ersatz für die bisherige Flotte untersucht.

Madrid: 10 Busse aus Portugal

Die Empresa Municipal de Transportes de Madrid (EMT) will den Öffentlichen Personennahverkehr der spanischen Hauptstadt erstmals um zehn Wasserstoffbusse ergänzen; optional könnten es auch 20 werden. Als Lieferant wurde der portugiesischen Busbauer Caetanobus ausgewählt. Das zwölf Meter lange Modell „H2. City Gold“ entsteht in Zusammenarbeit mit Toyota, dessen Brennstoffzellenantriebe bereits im Pkw „Mirai“ erprobt sind. Die Auslieferung ist in den „ersten Monaten“ des kommenden Jahres vorgesehen.

Die Verkehrsbetriebe „Empresa Municipal de Transportes de Madrid“ wollen den Öffentlichen Personennahverkehr der spanischen Hauptstadt um zehn bis zwanzig Wasserstoffbusse von Caetanobus ergänzen. © Caetanobus

Laut den Ausschreibungsunterlagen von Dezember 2022 sollten die Stückkosten bei 640.000 Euro liegen. Die Reichweite muss nach Unternehmensangaben mindestens 280 Kilometer betragen. In den Unterlagen wurde auch festgelegt, dass die Busmodelle ähnliche Merkmale aufweisen sollten wie alle anderen Standard-Elektro- oder Erdgasbusse der städtischen Flotte, dass die Aufladezeit für die Fahrzeuge etwa zehn Minuten beträgt und dass diese mit Rückspiegeln und Kameras auszustatten sind.

Die städtischen Verkehrsbetriebe bauen derweil in Entrevías bereits die erste Wasserstoffanlage Madrids. Diese beinhalte nach Unternehmensangaben die gesamte Kette vom Elektrolyseur mit einer Produktionskapazität von 18 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde, dessen Speicherung in drei Tanks mit mittlerem und hohem Druck bis hin zur Verteilung. Damit verbunden ist auch die Installation einer Photovoltaikanlage, deren Stromertrag zur Herstellung des grünen Wasserstoffs dient. Die Arbeiten sollen Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Investitionen in Höhe von 10,86 Millionen Euro werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit 2,65 Millionen Euro kofinanziert.

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Die koreanische Millionenstadt Incheon will bis Ende 2024 rund 700 Wasserstoffbusse von Hyundai einsetzen. In Südkorea ist der Hyundai-Bus des Typs „Elec City Fuel Cell“ bereits seit 2019 im Einsatz. Das Fahrzeug kann nach Herstellerangaben mit einer Tankfüllung 500 Kilometer zurücklegen. © Hyundai Truck & Bus