(Bremerhaven) – Das Konsortium des „Hydrogen Lab Bremerhaven“ hat einen Generalunternehmer beauftragt, konkrete Pläne für die Aufstellung der Forschungsanlagen auf dem ehemaligen Flugplatz Luneort zu entwerfen. Dies sei eine grundlegende Voraussetzung für notwendige Genehmigungen, teilte das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES mit.
Wie berichtet, will die Fraunhofer-Gesellschaft drei solcher Hydrogen Labs betreiben. Im Mai wurde in Leuna die erste Pilotanlage für Tests und Skalierungen von Elektrolysesystemen in Betrieb genommen. In Görlitz ist die Inbetriebnahme für Ende 2022 geplant, in Bremerhaven ist der Start für Mitte nächsten Jahres prognostiziert.
Die drei Einrichtungen verfügen über Alleinstellungsmerkmale: In Leuna ist die Pilotanlage direkt an die Pipeline der regionalen Chemieindustrie angeschlossen. In Görlitz (12,3 Megawatt Anschlussleistung) liegt der Forschungsschwerpunkt auf Erzeugung, Speicherung sowie Nutzung von Wasserstoff für mobile sowie stationäre Brennstoffzellen, insbesondere für die Mobilität und zur Versorgung von Quartieren und Industriestandorten.
Die Anlage in Bremerhaven wird in die virtuelle Nachbildung eines Stromversorgungsnetzes der Fraunhofer IWES Großprüfeinrichtung Dynamic Nacelle Testing Laboratory (Dy-NaLab) integriert. Auch die Gewinnung der Elektrolyseenergie aus Windstrom sei ein Alleinstellungsmerkmal. Beginnend mit einer Anschlussleistung von zwei Megawatt, ist der Standort erweiterbar auf zehn Megawatt. Mit dem Hydrogen Lab Bremerhaven soll eine Tonne grüner Wasserstoff pro Tag mittels Strom aus Windenergie im Volllastbetrieb produziert und mithilfe regionaler Partner vertrieben werden. Sobald die Anlagen in Betrieb sind, „werden wir erstmals in der Lage sein, die Leistungsfähigkeit von Elektrolyseuren in direktem Zusammenhang mit Windenergie herstellerunabhängig zu messen und langfristig zu validieren“, sagt Nora Denecke, Abteilungsleiterin am Fraunhofer IWES und Projektkoordinatorin. Darüber hinaus könnten viele weitere Themen wie Netzintegration und Inselnetze, aber auch Wasserversorgung mittels Meerwasser in die Forschungen einbezogen werden.
Komplexer Technikaufbau ohne Blaupause
Das benachbarte Gewerbe- und Industriegebiet Lune Delta, das die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) derzeit entwickelt, soll davon ebenfalls profitieren. „Die Realisierung des Elektrolyseur-Testfeldes ist wegweisend für den Wasserstoffstandort Bremerhaven und bildet die Grundlage für weitere Projekte“, erklärt Saskia Greiner, Innovationsmanagerin Wasserstoff der BIS. „Bis das komplexe Zusammenspiel von Elektrolyseuren, Kompressor und der Schaltanlage abgestimmt ist, sind zahlreiche Prozesse zu durchlaufen“, erklären die Forscher. Ein vergleichbares Projekt gebe es derzeit nicht.
Insbesondere der Anschluss von Wasserstoff-, Strom- und Datenleitung an das DyNaLab erfordere vom Generalunternehmer Wenger Engineering GmbH Know-how und Kreativität: „Das geplante Testfeld ist weltweit einmalig und stellt einen für die Region bedeutenden Beitrag zur Energiewende dar“, sagt deren Geschäftsführer David Wenger.
Der Aufbau des Testfeldes wird mit 16 Millionen Euro von der Europäischen Union und dem Land Bremen im Rahmen des Projektes „Wasserstoff – Grünes Gas für Bremerhaven“ gefördert.
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Foto oben
Standort Hydrogen Lab Bremerhaven auf dem ehemaligen Flugplatz Luneort © Fraunhofer IWES/Peter Sondermann City-Luftbilder
Skizze Mitte
Skizze des Aufstellungskonzepts am Hangar V / © Fraunhofer IWES/Peter Sondermann City-Luftbilder