(Wollongong / Australien) – Der australische Elektrolyseurhersteller Hysata Pty Ltd hat eine Produktionsstätte in Port Kembla eröffnet. Dort befindet sich nunmehr auch der Firmensitz. Der Industriestandort mit etwa 5.000 Einwohnern gilt als Vorort der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Wollongong in der Illawarra Region des australischen Bundesstaates New South Wales (NSW).

Der australische Minister für Klimawandel und Energie, Chris Bowen (Mitte), hat den neuen Hysata-Standort offiziell eröffnete. © Hysata

Die Fabrik ebne den Weg für die Kommerzialisierung des eigenen Angaben zufolge „bahnbrechenden hocheffizienten Elektrolyseurs“. Zunächst werde in einem Pilotprojekt eine fünf Megawatt leistende Einheit produziert und neben dem Kraftwerk des staatlichen Energieversorgers Stanwell Corporation nahe der rund zwei Flugstunden entfernten Stadt Rockhampton, Queensland, getestet. Die australische Regierung fördert dieses Vorhaben über die australische Agentur für erneuerbare Energien ARENA (Australian Renewable Energy Agency) mit 20,9 Millionen australischen Dollar (12,4 Millionen Euro). Stanwell unterstützt den Feldtest mit nochmals drei Millionen US-Dollar (2,7 Millionen Euro). Das Projekt schaffe 44 neue Arbeitsplätze bei Hysata.

„Nächste Phase der Skalierung“: Hysata-CEO Paul Barrett (links) und CTO Gerry Swiegers. © Hysata

„Die neue Anlage von Hysata in Port Kembla signalisiert die nächste Phase der Skalierung“, sagt Hysata-CEO Paul Barret. Es gebe bereits Aufträge und Absichtserklärungen für Elektrolyseure mit einer Leistung von 9,4 Gigawatt. „Unser Plan umfasst den Bau einer Produktionslinie mit einer Leistung von 100 Megawatt pro Jahr, wobei die Auslieferung der Anlagen im kommerziellen Maßstab für 2025 geplant ist.“ Danach werde man „schnell auf eine Kapazität im Giga-Maßstab hochfahren“, sagte Barrett.

Elektrolyseur reduziert Strombedarf um 20 Prozent

Der neue Elektrolyseur, an dessen Entwicklung die University of Wollongong beteiligt war, hat nach Unternehmensangaben einen „außergewöhnlichen Wirkungsgrad“ von 95 Prozent. Er biete für Hersteller von grünem Wasserstoff mit einem Bedarf von 41,5 Kilowattstunden pro Kilogramm Wasserstoff die aktuell niedrigsten Stromgestehungskosten für solche Produkte. Herkömmliche kommerzielle alkalische Wasserelektrolyseure liegen bei mehr als 50 Kilowattstunden pro erzeugtem Kilogramm, beim Hysata-Konzept sind es somit rund 20 Prozent weniger.

Der australische Energieminister Chris Bowen (links) und Wirtschaftsminister Robert Habeck haben in Berlin dem Hysate-Vorhaben im Rahmen der gemeinsamen Hygate-Initiative beider Länder finanzielle Unterstützung zugesagt. © Chris Bowen / X com

Bei einem Besuch von Australiens Energieminister Chris Bowen im Februar in Berlin benannten Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vier Projekte, die im Rahmen der gemeinsamen Initiative „German-Australian Hydrogen Innovation and Technology Incubator“ (HyGate) gefördert werden. Dazu gehört auch „CFE Pilot“ (High-Efficiency Capillary-fed Electrolyser Pilot) zur Weiterentwicklung von Hysatas kapillargespeisten Elektrolyseuren.

Die an dem Konsortium Beteiligten aus Deutschland sind Alantum Europe GmbH, Messkonzept GmbH, VAF GmbH, Forschungszentrum Jülich GmbH sowie das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT). Aufseiten der Australier ist neben Hysata der Stahlhersteller Bluescope Steel beteiligt.

Unterstützung von großen Unternehmen

Hysata kann sich überdies der Unterstützung von großen Unternehmen sicher sein. Im August vergangenen Jahres führte Virescent Ventures eine Finanzierungsrunde im Auftrag der Clean Energy Finance Corporation (CEFC) an, was zu Einnahmen in Höhe von 42,5 Millionen australischen Dollar (25,2 Millionen Euro) führte. Beteiligt waren Kiko Ventures (Großbritannien), IP Group Australia, der Windturbinenhersteller Vestas Ventures (Dänemark), Hostplus (Australien) und Bluescope. CEFC selbst investierte weitere zehn Millionen Dollar in die Serie-A-Finanzierungsrunde, nachdem die staatliche australische Finanzierungsorganisation bereits Mittel in Höhe von 750.000 Dollar für die frühe kommerzielle Entwicklung von Hysatas Forschungsergebnissen bereit gestellt hatte.

Port Kembla als Wasserstoffzentrum

Port Kembla, ein großer industrieller Seehafen an der Ostküste Australiens, ist in der Nationalen Wasserstoffstrategie des Landes als Wasserstoffzentrum aufgeführt. Der Bundesstaat New South Wales fördert die Entwicklung des „Port Kembla Hydrogen Hub“ in Zusammenarbeit mit Interessengruppen aus Regierung, Industrie, Wirtschaft und Forschungseinrichtungen. Der Hafen verfüge über eine potenzielle Produktionskapazität für die Elektrolyse von grünem Wasserstoff von mehr als fünf Gigawatt oder 1.500 Tonnen pro Tag, wirbt NSW um Interessenten für den Standort.

Rendering des künftigen Anlagenstandortes von Squadron Energy: Das Unternehmen will in Port Kembla ein „Dual-Fuel“-Kraftwerk bauen, dessen Turbinen sowohl mit Erdgas als auch mit grünem Wasserstoff laufen. © GHD / Squadron Energy

Namhafte Konzerne haben bereits ihr Interesse angemeldet: Squadron Energy Pty Ltd will ein 635-Megawatt-Kraftwerk bauen, dessen „Dual-Fuel“-Turbinen sowohl mit Erdgas als auch mit grünem Wasserstoff laufen. Der Stahlhersteller Blue Scope Steel Ltd. und Shell Energy Operations Pty Ltd planen gemeinsam Projekte für erneuerbaren Wasserstoff im Bluescope-Stahlwerk Port Kembla. Das erste Pilotprojekt umfasst die Entwicklung, den Bau und Betrieb eines 10-Megawatt-Elektrolyseurs, um die Verwendung von grünem Wasserstoff im Hochofen zur emissionsarmen Stahlerzeugung mittels Direktreduktion (direct reduced iron, DRI) zu testen.

Überdies sind direkt oder indirekt der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto sowie der Bergbaumagnat Andrew Forrest, Gründer der Fortescue Metals Group, involviert. Und das australische Industriegasunternehmen Coregas Pty. Ltd. eröffnet erst Anfang August in Port Kembla die erste öffentlich zugängliche Wasserstofftankstelle des Landes für Schwerlastfahrzeuge.

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Port Kembla ist Standort der neuen Elektrolyseurfabrik von Hysata sowie dessen neues Hauptquartier. © NSW Ports