(Melbourne / Australien) – Der australische Stahlhersteller Blue Scope Steel Ltd. und Shell Energy Operations Pty Ltd planen gemeinsam Projekte für erneuerbaren Wasserstoff im Blue Scope-Stahlwerk Port Kembla in der Region Illawarra in New South Wales, Australien. Das erste Pilotpojekt umfasst die Entwicklung, den Bau und Betrieb eines 10-Megawatt-Elektrolyseurs, um die Verwendung von grünem Wasserstoff im Hochofen zur emissionsarmen Stahlerzeugung zu testen. Der Energieträger könne überdies etwa dafür verwendet werden, eine Pilotanlage für direkt reduziertes Eisen (DRI) zu beschicken.

Entwicklung eines Wasserstoff-Hubs in Illawarra

Blue Scope und Shell wollen auch mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, um Illawarra zu einem Wasserstoffzentrum zu entwickeln. Dabei werden Optionen für die Wasserstoffversorgung und -abnahme, die Versorgung mit erneuerbaren Energien sowie die Wasserstoff- und Strominfrastruktur untersucht. Auch werde die logistische Infrastruktur geprüft, die für eine kommerziell tragfähige Wasserstoffversorgungskette in der Region erforderlich ist, erklärten die Unternehmen.

Die Vielfalt der Sektoren in Illawarra – Industrie, Energie, Verkehrsinfrastruktur, Mineralien und Bergbau – in Verbindung mit Forschungs- und Hochschulpartnerschaften biete „gute Voraussetzungen für weitere Kooperationen zur Entwicklung der Wasserstofftechnologie und zur Unterstützung der Dekarbonisierungsbemühungen in der Region“. Jedes potenzielle Wasserstoffzentrum in Illawarra brauche „eine breite Unterstützung von Regierungen, Regulierungsbehörden, Kunden und Lieferanten“, sagte der Blue Scope-Vorstandsvorsitzende Mark Vassella.

Blue Scope kooperiert auch mit Rio Tinto

Im Oktober hatten Blue Scope und der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto vereinbart, Wege zur Erzeugung von kohlenstoffarmen Stahl unter Verwendung von Eisenerzen aus der Pilbara-Region zu erforschen. Dazu gehört auch die Verwendung von sauberem Wasserstoff als Ersatz für Kokskohle in Port Kembla. Laut Simon Trott, Geschäftsführer von Rio Tinto Iron Ore Plc, ist Blue Scope einer seiner wichtigsten Kunden in Australien. In der ersten Phase der Zusammenarbeit wird das Volumen einer Pilotanlage festgelegt, die aus einem Elektrolyseur, einer Anlage zur Direktreduktion sowie einer Schmelzanlage bestehen soll.

Rio Tinto, eines der drei weltweit größten Bergbauunternehmen, hatte zuvor auf einer Investorenkonferenz erklärt, dass man sich auf die Untersuchung dreier potenzieller Wege zu einer neutralen Stahlerzeugung konzentriere: die Verwendung nachhaltiger Biomasse mit Pilbara-Eisenerz als Ersatz für Kokskohle im Eisen- und Stahlerzeugungsprozess, die Verwendung von wasserstoffbasiertem heiß brikettiertem Eisenschwamm (hot briquetted iron, HBI) mit hochwertigen Erzen in Kanada – wo Rio Tinto ebenfalls aktiv ist – sowie die Verwendung von wasserstoffbasiertem direkt reduziertem Eisen (direct reduced iron, DRI) mit einer Schmelze für Pilbara-Erze.

Die rund 500.000 Quadratkilometer umfassende Region Pilbara im Bundesstaat Western Australia ist Rio Tintos wichtigstes Erzabbaugebiet. Es besteht aus einem Netz von 16 Minen, vier Hafenterminals und einem 1.700 Kilometer langen Schienennetz nebst weiterer Infrastruktur. Der Konzern will bis 2030 seine Kohlenstoffemissionen um 50 Prozent senken und dafür 7,5 Milliarden US-Dollar investieren.

Port Kembla ist auch für andere interessant

Nicht allein Blue Scope, Shell und Rio Tinto haben in Port Kembla Großes vor. Im August hatte die Regierung des australischen Bundesstaates New South Wales (NSW) einem geplanten Kraftwerk von Squadron Energy Pty Ltd in Port Kembla die Unterstützung zugesichert. Das 635-Megawatt-Projekt wird von Australian Industrial Power (AIP), Teil der Squadron-Gruppe, als „Dual-Fuel“-Anlage entwickelt und läuft sowohl mit Erdgas als auch mit grünem Wasserstoff. Die Investitionen liegen bei 1,3 Milliarden australischen Dollar (0,8 Milliarden Euro).

Die Fertigstellung ist für 2030 geplant. Das Kraftwerk soll zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden und Haushalte sowie kleine Unternehmen mit Strom versorgen. Eigentümerin von Squadron ist Tattarang Pty Ltd. Diese Investmentgesellschaft wiederum gehört zum Imperium des Bergbaumagnaten Andrew Forrest, Gründer der Fortescue Metals Group, der weltweit Solar- und Windparks im dreistelligen Gigawatt-Bereich plant.

Deep Link
https://www.bluescope.com/bluescope-news/2021/12/bluescope-and-shell-sign-mou/

Foto
Stahlwerk von Blue Scope in Port Kembla, Australien. © Wikimedia / Maksym Kozlenko (CC BY-SA 4.0)