(Madrid/Spanien) – Der „Clean H2 Infra Fund“ von Hy24 steigt im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit einem 30-prozentigen Anteil bei Enagás Renovable (ER) ein. Die Tochtergesellschaft des spanischen Ferngasnetzbetreibers Enagás SA wurde 2019 gegründet und verfügt über ein Portfolio von mehr als 50 Wasserstoff- und Biomethanprojekte mit mehr als 70 Partnern, die bis 2030 Gesamtinvestitionen von fast 4,5 Milliarden Euro mobilisieren sollen.

Wasserstoff für Mallorca

Die am weitesten fortgeschrittenen Vorhaben umfassen den Angaben zufolge mehr als 750 Megawatt Elektrolyseleistung und werden voraussichtlich zwischen 2023 und 2026 in Betrieb gehen. Mehrere Projekte befinden sich bereits in der Testphase, darunter „Green Hysland Mallorca“. Auf der Baleareninsel wird der Strom aus zwei Solarkraftwerken Elektrolyseure mit einer Jahresleistung von 300 Tonnen antreiben. Der Wasserstoff soll dort als Kraftstoff für Busse und Lieferwagen genutzt werden, zur Erzeugung von Wärme und Strom in Brennstoffzellen für gewerbliche und öffentliche Gebäude sowie zur Energieversorgung in Hafenterminals. Die Anlagen gehen 2022 den Angaben zufolge in den Vollbetrieb.

„Power to Green Hydrogen Mallorca“ ist der Kern von „Green Hysland“, das mit EU-Mitteln unterstützt wird. Beteiligt sind 30 Unternehmen und Organisationen aus elf Ländern. Die europäische Initiative rechnet mit Gesamtinvestitionen von rund 50 Millionen Euro.

Joint Venture von Ardian und FiveT Hydrogen

Der „Clean H2 Infra Fund“ geht auf eine internationale Unternehmensinitiative zurück. Er wird von Hy24 verwaltet, einem 50:50-Joint-Venture zwischen der Investmentgesellschaft Ardian und FiveT Hydrogen, einer Investitionsplattform für sauberen Wasserstoff.

Im Dezember hatten die europäischen Übertragungsnetzbetreiber Enagás (Spanien), Snam (Italien) und GRTgaz (Frankreich) eine Fondbeteiligung als Ankerinvestoren mit kumuliert 100 Millionen Euro verkündet. Die drei Konzerne sind Teil der „European Hydrogen Backbone“-Initiative, die davon ausgeht, dass eine europaweite Wasserstoffinfrastruktur weitestgehend auf der Nutzung bestehender Gasinfrastrukturen basieren kann.

Zusagen für eine Milliarde Euro

Weitere Investoren sind die drei US-amerikanischen Unternehmen Plug Power Inc., Hersteller von Brennstoffzellen, der Anlagenbauer Chart Industries Inc. und die Erdölgesellschaft Baker Hughes, überdies der koreanische Chemiekonzern Lotte Chemical Corp., außerdem der französische Versicherungskonzern und institutionelle Investor AXA Group. Auch der französische Flughafenbetreiber Aéroports de Paris (Groupe ADP), der kanadische Brennstoffzellenhersteller Ballard Power System, der Energiekonzern EDF SA und der deutsche Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie Schaeffler AG sind den Angaben zufolge in den Fonds investiert.

Insgesamt gebe es Zusagen oder Einzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro. Der Fonds will in Amerika, Asien und Europa in die gesamte Wertschöpfungskette für erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff investieren.

Enagás SA steigert Gewinn

Der ER-Mutterkonzern Enagás SA, erwirtschaftete 2021 einen Gewinn nach Steuern von 403,8 Millionen Euro. Für das Jahr 2022 rechnet das Unternehmen mit einem Nettogewinn nach Steuern von rund 430 Millionen Euro, eine Steigerung von 6,5 Prozent. Gemäß der am Dienstag (22. März) veröffentlichten Zahlen stieg die Nachfrage nach Erdgas gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent auf 378,4 Terawattstunden, was nach Unternehmensangaben hauptsächlich auf die Erholung der Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen sei.

Im Februar 2022 gab Enagás seine Beteiligung an zwei Großprojekten in Asturien und Aragonien bekannt: Zum einen wird das Unternehmen (wie berichtet) gemeinsam mit dem Stahlkonzern ArcelorMittal, Fertiberia SA und DH2 Energy über „HyDeal España“ erneuerbaren Wasserstoff für die Herstellung von Stahl, Ammoniak, Düngemitteln und anderen kohlenstoffarmen Industrieprodukten liefern.

Überdies gibt es eine Beteiligung am „Catalina“-Projekt, das in Spanien Wasserstoff und grünes Ammoniak in großem Maßstab produzieren soll. Zu diesem Konsortium gehören die dänische Investmentgesellschaft Copenhagen Infrastructure Partners (CIP), der Strom- und Gasversorger Naturgy Energy Group SA, der Düngemittelhersteller Fertiberia SA und der dänische Windkraftanlagenbauer Vestas Wind Systems A/S.

Ende Januar erklärte Enagás seinen Beitritt zum „Spanish Hydrogen Network“ (SHYNE), das die Dekarbonisierung der Wirtschaft des Landes durch erneuerbaren Wasserstoff fördern will. Um dies zu erreichen, wird SHYNE Projekte mit einer Gesamtinvestition von 3,23 Milliarden Euro auf den Weg bringen.

Über die Tochtergesellschaft von Enagás Emprende, Scale Gas, hat das Unternehmen die erste kommerzielle Wasserstoffanlage in Spanien entwickelt und sich mit Naturgy und Exolum zu einer „Wasserstoffallianz für Mobilität“ zusammengetan, um den Bau von 50 Wasserstoffanlagen zu fördern.

Aufbau eines dekarbonisierten Gasnetzes

Enagás will im Rahmen seiner „Vision 2030“ unter anderem ein Gasnetz aufbauen, das schrittweise dekarbonisiert und an den Transport von erneuerbaren Gasen angepasst wird, „die während des Übergangs neben dem Erdgas bestehen werden, bis ein spezielles Wasserstofftransportnetz geschaffen ist“. Dieses Netz würde größtenteils aus modifizierten Pipelines bestehen, aber auch aus neuen Abschnitten, „die zur Deckung der Inlandsnachfrage und schließlich für den Export nach Mitteleuropa gebaut werden sollen“. Enagás arbeite daran bereits mit anderen Übertragungsnetzbetreibern im Rahmen der europäischen Wasserstoffinitiative „European Hydrogen Backbone“ (EHB).

Deep Link
https://www.hy24partners.com/press-release-hy24-and-enagas-partner-to-accelerate-development-of-green-hydrogen-economy/

Foto
Hy24 steigt bei Enagás Renovable ein. BU © Enagás SA