(Dubai / Vereinigte Arabische Emirate) – Jedes Jahr bewegen rund 100.000 Schiffe, die mit 300 Millionen Tonnen fossiler Brennstoffe angetrieben werden, elf Milliarden Tonnen Waren auf der ganzen Welt. Dies macht die Schifffahrt für rund 1.076 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr verantwortlich – etwa drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen (THG).

Die internationale Schifffahrtsorganisation IMO (International Maritime Organization) hatte vor rund sechs Monaten eine Strategie zur Reduzierung der Emissionen verabschiedet. Ziel der UN-Organisation ist es, die THG auf See bis 2030 um mindestens 20 Prozent senken, bis 2040 sollen 70 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden, und um das Jahr 2050 dann nahezu null. Ein Weg dorthin sind Treibstoffe aus erneuerbaren Energien.

Strategien zur Dekarbonisierung

Dieses Vorhaben spiegelte sich auch auf der UN-Weltklimakonferenz in Dubai (COP 28). So befasste sich einer der zahlreichen Workshops unter dem Dach der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) ausschließlich mit der Dekarbonisierung des internationalen Schiffsverkehrs. Demnach sei das Ziel, bis 2030 einen Anteil von fünf Prozent an emissionsfreien Kraftstoffen einzuführen, zwar erreichbar. Allerdings bedürfe es dazu weiterhin großer internationaler Anstrengungen.

„Implementation Lab“: Auf der UN-Weltklimakonferenz in Dubai (COP 28) befasste sich einer der zahlreichen Workshops ausschließlich mit der Dekarbonisierung des internationalen Schiffsverkehrs. © UNFCCC

In einem jetzt veröffentlichten Papier „Accelerating decarbonisation of shipping sector with hydrogen-based fuels“ („Beschleunigung der Dekarbonisierung der Schifffahrt durch wasserstoffbasierte Kraftstoffe“) wurden einige Arbeitsaufgaben herausgearbeitet. So solle etwa ein Zeitplan für das Erreichen des besagten Fünf-Prozent-Anteils aufgestellt werden. Dafür müssten sich die Häfen auf den Umschlag neuer Antriebsstoffe vorbereiten. Wichtig sei insbesondere, „einen intelligenten Weg zu finden“, um die Genehmigungsverfahren global zu beschleunigen. Es seien Preisbildungsmechanismen und politische Rahmenbedingungen zu entwickeln, um letztlich eine Nachfrage zu schaffen und damit den Investoren und Kraftstofflieferanten mehr Sicherheit zu bieten. Dies erfordere „grüne Seekorridore“ und staatliche Unterstützung bei der Beschaffung, auch beispielsweise etwa durch die jeweilige Marine einzelner Staaten.

Überdies solle eine wertschöpfungskettenübergreifende Zusammenarbeit gestärkt werden. Als notwendigen Zeithorizont für die vertrauensbildenden Maßnahmen auf allen Ebenen der Lieferketten nannte die Arbeitsgruppe etwa sechs Jahre. Und schließlich wird die Förderung konkreter Maßnahmen der Hauptakteure im Ökosystem der Schifffahrt gefordert, um die Einführung grüner Treibstoffe voranzutreiben.

Großreedereien fordern Ausstieg aus fossilen Antrieben

Die Vorstandsvorsitzenden der weltgrößten Reedereien Mærsk, CMA CGM, Hapag-Lloyd, MSC und Wallenius Wilhelmsen forderten die Politik in einer gemeinsamen Erklärung auf, ein konkretes Ausstiegsdatum festzulegen, ab wann keine neuen Schiffe mehr gebaut werden dürften, die allein mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Die IMO solle zugleich „die regulatorischen Bedingungen schaffen, um den Übergang zu grünen Kraftstoffen zu beschleunigen“. Dies müsse in großem Maßstab und mit beschleunigtem Tempo erfolgen. Die CEO fordern die Schaffung von mehreren „regulatorischen Eckpfeilern“:

  • Festlegung eines Enddatums für den Neubau von Schiffen nur für fossile Brennstoffe, um das Vertrauen für Investitionen sowohl in neue Schiffe als auch für die Versorgungsinfrastruktur von grünen Brennstoffen zu stärken.
  • Einrichtung eines effektiven THG-Preismechanismus’, um grünen Kraftstoff während der Übergangsphase wettbewerbsfähig zu machen; etwa durch Abgaben auf fossile Brennstoffe, die als Prämien für grüne Brennstoffe genutzt werden. Darüber hinaus sollten die durch den Mechanismus generierten Einnahmen an einen RD&D-Fonds (Research, Development and Demonstration) gehen sowie für Investitionen in Entwicklungsländer genutzt werden.
  • Option zur Bündelung von Schiffen für die Einhaltung der THG-Regulierung, bei der die Leistung einer Gruppe von Schiffen statt nur einzelne Schiffe von Flotten zählen, um sicherzustellen, dass Investitionen dort getätigt werden, wo sie die größte Reduktion erreichen.
  • Regulierung auf Basis von technischen Lebenszyklen, um Investitionsentscheidungen an den Klimainteressen auszurichten und das Risiko von Vermögensverlusten („stranded Assets“) zu mindern.

„Der Klimawandel ist ein allgemeines Anliegen, keine Frage des Wettbewerbs“, sagt Rodolphe Saadé, Vorsitzender und Chief Executive Officer der CMA CGM Group. Die Koalition der weltweit führenden Reedereien sei „ein ehrgeiziger Meilenstein für die Dekarbonisierung unserer Branche“. Die CMA CGM Group habe bereits fast 15 Milliarden Dollar in die Dekarbonisierung ihrer Flotte investiert. „Dies ermöglicht uns, bis 2028 fast 120 Schiffe mit dekarbonisierten Kraftstoffen zu betreiben.“

Bei MSC umfasse die Strategie zur Erneuerung der Flotten 100 Dual-Fuel-Schiffe. Die Unterstützung von Regierungen auf der ganzen Welt sei „ein wesentliches Element, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen, und unter diesen Bemühungen wollen wir ein Ende der Lieferung von Schiffen sehen, die nur mit fossilen Brennstoffen betrieben werden“, so Soren Toft, CEO der MSC Mediterranean Shipping Company.

„All the way to Zero“: Die dänische Großreederei Maersk hat bereits ein Containerschiff mit Methanolantrieb eingeflottet und weitere in Auftrag gegeben (Foto: Werft in Busan, Korea). © A.P. Moller-Maers

Die dänische Großreederei A.P. Moller-Maersk hatte zum Jahresende in Japan eine Absichtserklärung mit der Stadt Yokohama und sowie mit Mitsubishi Gas Chemical (MGC) unterzeichnet, um sich Bunkerkapazitäten für grünes Methanol zu sichern. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr bereits ein Dual-Fuel-Containerschiff vorgestellt. Ein weiteres 16.000-TEU-Schiff (Twenty Feet Equivalent containers) wird im Februar eingeflottet, weitere folgen im Laufe dieses Jahres. Insgesamt sollen, wie berichtet, 25 Schiffe dieser Art in Betrieb genommen werden. Die Umsetzung hänge stark „von der Einrichtung einer Hafenbunkerinfrastruktur für Methanol weltweit ab“, sagt Toru Nishiyama, Managing Director of Maersk Northeast Asia.

Kohei Yamamoto, Head of Public Affairs-Japan, Maersk, Takeharu Yamanaka, Bürgermeister von Yokohama und Masashi Fujii, Präsident von Mitsubishi Gas Chemical unterzeichneten kurz vor Jahresende 2023 eine Absichtserklärung für die Entwicklung der Hafeninfrastruktur zur Lagerung von Methanol in Yokohama. © A.P. Moller-Maers

Höegh Autoliners kündigte im Rahmen des Workshops überdies bereits Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (1,09 Milliarden Euro) in zwölf neue ammoniakfreie Autotransporter an, außerdem die Intensivierung einer Zusammenarbeit mit Yara Clean Ammonia und der Sumitomo Corporation, um hinreichend Volumina des erforderlichen Treibstoffs zu sichern.

Yara Clean Ammonia und North Sea Container Line würden 2026 das weltweit erste mit sauberem Ammoniak betriebene Containerschiff zu Wasser lassen, während Maersk Investitionen in eine große umweltfreundliche Methanolproduktionsanlage in Spanien ankündigte.

Die IMO-Strategie gibt es kostenfrei als PDF.

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Die Mitgliedstaaten der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation haben beschlossen, die Treibhausgase bei Schiffen zu reduzieren. © International Maritime Organization (IMO)