(Perth / München) – Die Deutsche Bahn AG (DB) und das australische Unternehmen Fortescue Future Industries (FFI), Teil der australischen Bergbaugesellschaft Fortescue Metals Group Ltd., arbeiten künftig bei der Erforschung grüner Wasserstoff- und Ammoniak-Kraftstoffe für den Schienenverkehr zusammen. Beide wollen den Angaben zufolge „so schnell wie möglich“ Diesel in ihren Betrieben durch grüne Kraftstoffe ersetzen.

Diesel sollen ausgemustert werden

„Wir verabschieden uns vom Diesel und setzen auf neueste Technologien, darunter den Ammoniak-/Wasserstoffmotor“, sagt DB-Digitalisierungs- und Technikvorstand Daniela Gerd tom Markotten. Die Vereinbarung sieht vor, dass FFI sich an der Entwicklung eines kohlenstofffreien Verbrennungsmotors der DB beteiligt.

Die Forschung basiere auf einem vorhandenen Typ eines Dieselmotors. Dieser werde so verändert, dass er mit grünem Ammoniak und grünem Wasserstoff betrieben werden könne. Ammoniak besitze eine höhere Energiedichte als flüssiger Wasserstoff und lasse sich leichter transportieren und speichern. So sei es möglich, „bestehende Dieselfahrzeuge emissionsfrei weiter zu betreiben“, erklärt Daniela Gerd tom Markotten.

Prototyp bereits in der Testphase

Ein erster Prototyp des Motors wird derzeit auf einem Motorenprüfstand getestet. Dabei komme ein Verfahren des Stuttgarter Unternehmens Ammonigy zum Einsatz: Ein kleiner Teil des Ammoniaks werde den Angaben zufolge außerhalb des Motors in Wasserstoff und Stickstoff aufgespaltet. „Der so erzeugte Wasserstoff wird dann dem restlichen Ammoniak als Zündgas beigemischt und sorgt für eine CO2-freie Verbrennung“, erklärt das Unternehmen. Gemeinsam mit FFI entwickele die DB diese Technologie weiter. Insgesamt investieren beide Unternehmen einen mittleren sechsstelligen Betrag in das Projekt. Die Kooperation umfasse darüber hinaus auch Logistik und Lieferketten nebst Herstellung, Transport sowie die Verteilung beider Energieträger.

FFI will Wasserstoff in großen Mengen produzieren und in Form von grünem Ammoniak global vertreiben. Jüngst hatte das Unternehmen seine Beteiligung am belgischen Infrastrukturunternehmen Tree Energy Solutions BV (TES) bestätigt, das in Wilhelmshaven am Bau von Terminals für den Import von Wasserstoff arbeitet.

Fortescue verbraucht jährlich 82 Millionen Liter Diesel

Fortescues wirtschaftliches Interesse an alternativen Antrieben ist enorm. Die Fortescue Metals Group betreibt in Australien derzeit 54 Lokomotiven, die 16 Züge befördern. Jede Zugeinheit ist etwa 2,8 Kilometer lang und kann 34.404 Tonnen Eisenerz in 244 Waggons transportieren. Der Bergbaukonzern verbrauchte den Angaben zufolge im Geschäftsjahr 2021 rund 82 Millionen Liter Diesel.

Im März dieses Jahres hatte Fortescue die Übernahme des vom britischen Formel-1-Team Williams gegründeten Ingenieurdienstleisters und Batterieherstellers Williams Advanced Engineering (WAE) abgeschlossen. Das Unternehmen produziert unter anderem die Einheitsbatterien für die „Formel E“, die Formel-1-Variante für Elektrorennwagen.

Hinter der Akquise steckt der Plan, einen regenerativ-batterieelektrischen Zug für den Erztransport zu entwickeln. Das „Infinity Train“ genannte Fahrzeug soll während der Fahrt bergab auf einer ausgewählten Strecke die Schwerkraft nutzen, um seine batterieelektrischen Systeme vollständig aufzuladen, ohne dass für die Rückfahrt ein zusätzlicher Ladevorgang erforderlich ist. Zumindest für diesen Abschnitt würden die damit verbundenen Emissionen entfallen, sobald der Infinity-Zug implementiert ist. Die Auslieferung des ersten Eisenerzzuges dieser Art ist für Ende 2027 geplant.

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Fortescue will weg vom Diesel: Der Bergbaukonzern betreibt 54 Lokomotiven, die 2,8 Kilometer lange Züge ziehen und im vergangenen Jahr rund 82 Millionen Liter Diesel verbrauchten. © Fortescue Metals Group Ltd

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Die Bahn will Diesel durch umweltfreundliche Treibstoff ersetzen: Technikvorstand Daniela Gerd tom Markotten auf der Fachmesse InnoTrans 2022 in Berlin vor dem „Advanced Train Lab“. © Deutsche Bahn AG / Pablo Castagnola

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