(Leipzig / Deutschland) – Die erste Ausschreibungsrunde für den Import grüner Wasserstoffprodukte im Rahmen des Programms H2Global ist abgeschlossen: Demnach werden zwischen 2027 und 2033 „mindestens 259.000 Tonnen“ grünes Ammoniak nach Deutschland exportiert, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. Die Menge entspreche „in der Summe mehr als zehn Prozent der jährlichen deutschen Ammoniakproduktion“.
4,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff
Im ersten Ausschreibungsfenster ging der Zuschlag an das Unternehmen Fertiglobe PLC mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Produktion des Ammoniaks erfolge in Ägypten. Der Vertragspreis liege bei 1.000 Euro (einschließlich Lieferung nach Europa). Aus dem Nettopreis von 811 Euro pro Tonne könne „ein Preis von weniger als 4,50 Euro pro Kilogramm“ grünen Wasserstoffs abgeleitet werden. Dies seien „im Vergleich zu aktuellen Schätzungen sowie ersten anderen Auktionsergebnissen geringere Kosten für grüne Wasserstoffderivate“. Zudem basierten die Preise – anders als bei anderen Auktionen – auf verbindlichen Abnahmeverträgen.
66 Gebote aus 22 Ländern von 5 Kontinenten
Für die Pilotauktion (Los 1) habe es über Tausend Downloads von Unternehmen, Regulierungsbehörden und akademischen Institutionen gegeben. 65 Länder bekundeten ihr Interesse, es gab Gebote von 22 Konsortien aus fünf Kontinenten. Fertiglobe trat schließlich als erfolgreicher Bieter unter fünf Finalisten hervor.
Das Unternehmen, einst gegründet als Partnerschaft zwischen der staatseigenen arabischen Abu Dhabi National Oil Company PJSC (ADNOC) und dem niederländischen Düngemittelproduzenten OCI Global, werde 2027 mit der Produktion von erneuerbarem Ammoniak für einen „maximalen Vertragswert von 397 Millionen Euro“ starten. Die erste Lieferung soll – abhängig vom Beginn der Produktion – 19.500 Tonnen im Jahr 2027 umfassen und bis 2033 kumulativ auf dann 397.000 Tonnen steigen, sofern der Vertrag maximal bedient werden kann.
Fertiglobe mit Sitz in Abu Dhabi und größter Hersteller von Stickstoffdünger in der MENA-Region kümmere sich um die Beschaffung von erneuerbarem Wasserstoff und verwende diesen als Ausgangsstoff für die Herstellung von Ammoniak in seiner bestehenden Anlage in der Suez-Sonderwirtschaftszone (SCZONE) der ägyptischen Küstenstadt Ain Sokhna.
Im November 2022 hatte dort ein Konsortium namhafter Unternehmen um den norwegischen Projektentwickler Scatec ASA die erste Phase einer „Egypt Green Hydrogen“ genannten Wasserstoffanlage in Betrieb genommen. Zu den Partnern gehören neben Fertiglobe auch Orascom Construction PLC, eines der größten Ingenieur- und Baukonzerne im Nahen Osten und in Nordafrika, der staatliche Investitionsfonds Sovereign Fund of Egypt und die Egyptian Electricity Transmission Company. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) unterstützt das Vorhaben mit einem Darlehen in Höhe von 80 Millionen Dollar (77,2 Millionen Euro).
Investitionsentscheidung Anfang 2025
„Dieser Zuschlag ist ein bedeutender Meilenstein für Fertiglobe bei der Weiterentwicklung der nachhaltigen Ammoniakproduktion und ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur finalen Investitionsentscheidung von Egypt Green Hydrogen“, sagt Ahmed El-Hoshy, Chief Executive Officer von Fertiglobe. Diese werde für das erste Halbjahr 2025 erwartet.
Fertiglobe und Egypt Green Hydrogen haben bereits einen 20-jährigen Vertrag über die Abnahme von Ammoniak geschlossen, der auf der Ägyptisch-Europäischen-Investitionskonferenz Ende Juni 2024 unterzeichnet wurde. Damit werde „Egypt Green Hydrogen die Entwicklung des Projekts beschleunigen“, sagt Terje Pilskog, CEO von Scatec.
Scatec, mit 52 Prozent Hauptanteilseigner von Egypt Green Hydrogen, werde eine 100-Megawatt-Elektrolyseanlage entwickeln, bauen und betreiben. Der Wasserstoff werde mittels Strom aus Solar- und Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von etwa 270 Megawatt erzeugt. Der Jahresertrag wird auf 13.000 Tonnen prognostiziert sowie 74.000 Tonnen grünes Ammoniak.
900 Millionen Euro für CfD
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) hatte, wie berichtet, im Dezember 2022 bis zu 900 Millionen Euro für diese erste Ausschreibung durch die in Hamburg ansässige Stiftung H2Global bewilligt. Für das Vorhaben wurde ein Doppelauktionsmechanismus entwickelt, der nach dem Ansatz „Contracts-for-Difference“ (CfD) funktioniert: Der grüne Wasserstoff und dessen Derivate werden zum geringstmöglichen Preis mit 10-Jahres-Verträgen eingekauft und anschließend in Europa an den Meistbietenden verkauft. Da der Einkaufspreis derzeit noch höher liegt als der Verkaufspreis, wird die negative Differenz durch Zuwendungen des Bundeswirtschaftsministeriums zeitlich befristet ausgeglichen. Das in Leipzig angesiedelte Tochterunternehmen Hintco GmbH fungiert als Zwischenhändler.
Weitere Auktion in Planung
Das BMWK arbeitet eigenen Angaben zufolge an einer weiteren Importrunde im Umfang von 3,5 Milliarden Euro. Teil des zweiten Förderfensters ist der Import grüner Wasserstoffprodukte gemeinsam mit den Niederlanden im Umfang von 600 Millionen Euro.
„Die deutsche Industrie benötigt große Mengen grünen Wasserstoffs und seiner Derivate zur Dekarbonisierung, dazu bedarf es sowohl außer- und innereuropäische Importe als auch eine nationale Produktion“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zum Abschluss der Auktion. „Die Verfügbarkeit preisgünstiger grüner Energie, nun auch in Form von Wasserstoff, wird ein wichtiger Standortfaktor für die Industrie sein.“
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Fertiglobe-Ammoniak-Produktion: Der Düngemittelhersteller hat den Zuschlag für den Export von grünem Ammoniak nach Deutschland erhalten. © Fertiglobe