(London/Großbritannien) – Die Organisatoren von „Extreme E“ wollen 2024 die erste Motorsport-Meisterschaft mit Off-Road-Wasserstofffahrzeugen starten. Unter dem Namen „Extreme H“ soll sie neben der bestehenden Elektro-Rennserie stattfinden. Dies verkündete Extreme E-Mitgründer Alejandro Agag im Februar anlässlich des Eröffnungsrennens der zweiten Saison in Neom, Saudi-Arabien.

Eine ganz besondere Art des Wettkampfs

Extreme E hatte sein Debüt 2021. Bei der innovativen Rennserie treten Fahrer und Fahrerinnen an fünf Wochenenden des Jahres in Elektro-SUV in extremen Umgebungen auf der ganzen Welt gegeneinander an. Die gewählten Austragungsorte sind teils durch Klima- und Umweltprobleme geschädigt oder beeinträchtigt. Die jeweils zweitägigen Veranstaltungen sollen „die Auswirkungen des Klimawandels und menschlicher Eingriffe an einigen der entlegensten Orte der Welt zeigen“ und zugleich die Einführung von Elektrofahrzeugen fördern.

Motorsport mit sozialen Komponenten

Doch ist die Rennserie – anders als im konventionellen Motorsport – nicht ausschließlich Spielplatz für die Fahrzeugindustrie, sondern vereint eine Reihe sozialer Komponenten. So tritt jedes Team in mehreren zu absolvierenden „Challenges“ jeweils mit einer Frau und einem Mann an. Wer von den beiden zuerst fährt, bestimmt das Team und bleibt bis zum Start geheim. Damit werden „taktische Duelle“ unterbunden. Nach der ersten von zwei Runden setzt sich der oder die andere hinter das Steuer.

Überdies ist die Anzahl der Teammitglieder begrenzt, auch gibt es vor Ort kein Fan-Publikum, sodass sich umweltschädliche Anfahrten und Aufenthalte erübrigen. Die Rennen werden im Live-Stream in Social Media sowie im Fernsehen übertragen; in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Free-TV-Sender Prosieben Maxx sowie auf Ran. Extreme E zielt darauf ab, die Auswirkungen des Wettbewerbs auf die Umwelt zu minimieren und gleichzeitig das Bewusstsein für von Menschen auf der Erde verursachte Schäden zu maximieren. Die Organisatoren wollen den gesamten Kohlenstoff-Fußabdruck so gering wie möglich halten.

So dient beispielsweise das vormalige britische Postschiff „St. Helena“ – umgebaut und auf Energieeinsparung optimiert – als Transporter für die Ausrüstung und die Rennwagen, als Backoffice für Logistik und sogar als schwimmendes Fahrerlager vor Ort. Einst sollte es Berichten zufolge auch mit einem großen Windsegel ausgestattet werden, um während der Fahrt Kraftstoff zu sparen. Der Plan sei indes aus Kostengründen vorerst zurückgestellt worden.

Batterie vs. Brennstoffzelle

Extreme E sei als Testfeld für Innovationen und Lösungen für die Mobilität konzipiert worden, sagt Gründungsvater Alejandro Agag: „Es ist uns immer klarer geworden, dass die Schaffung einer Wasserstoff-Rennserie eine natürliche Weiterentwicklung unserer Mission ist, die Möglichkeiten neuer Technologien im Kampf gegen den Klimawandel aufzuzeigen.“

Gemeinsam mit den aktuellen Extreme E-Teams werde man in den kommenden Monaten entscheiden, „wie wir die wasserstoffbetriebenen Autos am besten integrieren können“, so der Spanier. Auf dem Tisch lägen derzeit mehrere Optionen: zwei getrennte Kategorien, die vollständige Umstellung auf Wasserstoff oder gemeinsame Rennen.

Die Fahrzeuge und der Antrieb basieren sämtlich auf einem vorgegebenen Design. Das Extreme H-Auto solle den gleichen Antriebsstrang und das gleiche Chassis wie das Extreme E-Fahrzeug haben. Der Hauptunterschied bestehe darin, dass eine Brennstoffzelle die Batterie als Hauptenergiequelle ersetzt. Diese werde mit aus Solarstrom produziertem grünem Wasserstoff betrieben – eine Technologie, die man bereits hinter den Kulissen von Extreme E eingesetzt, um die Fahrzeugbatterien aufzuladen. Die Entwicklung des ersten Extreme H-Fahrzeugs sei bereits im Gange, ein Prototyp soll Anfang 2023 vorgestellt werden.

Fünf Rennen, fünf Länder

In der diesjährigen Saison gibt es fünf Rennen der Elektro-SUV. Der Wettbewerb „Desert X Prix“ in Neom, Saudi-Arabien, wurde jüngst abgeschlossen. Im Mai treffen sich die Kontrahenten auf Sardinien (Italien) zum „Island X Prix“, im Juli in Schottland oder Senegal zum „Ocean X Prix“, im September zum „Copper X Prix“ in Antofagaste (Chile), und als letzte Etappe steht im November in Punta del Este (Uruguay) der „Energy X Prix“ auf dem Programm.

Deep Link
https://www.extreme-e.com/en/news/503_Extreme-E-reveals-first-hydrogen-off-road-racing-Championship

Foto oben
Extreme E plant Rennen mit Wasserstoff-SUV. © Extreme E Ltd.

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Siegerteam und Siegerfahrzeug: Das Auftaktrennen „Desert X Prix“ der zweiten „Extreme E“-Saison im saudi-arabischen Neom haben die aus Schweden stammenden Mikaela Åhlin-Kottulinsky und Johan Kristoffersson vom Team Nico Rosberg gewonnen. © Extreme E Ltd.

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Transporter und Fahrerlager, aber noch nicht elektrisch: Das frühere Postschiff „St. Helena“. © Extreme E Ltd. / Aningaaq Rosing Carlsen