(Oldenburg / Deutschland) – Der Oldenburger Energieversorger EWE AG beteiligt sich am Wasserstoffprojekt „Flow – making hydrogen happen“. Dabei könne der EWE-Speicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin „elementarer Bestandteil der Wasserstoffinfrastruktur in Ostdeutschland werden“, so das Unternehmen.

Das Kooperationsprojekt Projekt „Flow – making hydrogen happen“ schafft ab 2025 ein Pipeline-System für grünen Wasserstoff. Speicher sollen es ergänzen. © Gascade

Die „Flow“-Leitungen mit einer Länge von 1.100 Kilometern sollen ausgehend von Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) an der Ostsee neun Industriestandorte bis vorerst Stuttgart im Süden miteinander verbinden. Ausgangspunkt ist die bestehende Gasinfrastruktur. Erste Abschnitte würden bereits bis 2025 umgestellt. Den Ausbau bis Baden-Württemberg will man 2028 abschließen. Perspektivisch seien Erweiterungen in die europäischen Nachbarländer möglich. Initiatoren sind die Fernleitungsnetzbetreiber Gascade Gastransport GmbH, Ontras GmbH sowie Terranets BW GmbH. Die „assoziierten Partner“ umfassen bislang rund zwei Dutzend Unternehmen aus den Branchen Erdgas und Wasserstoff, außerdem mehrere Initiativen und Projekte.

„Um Wasserstoff-Aktivitäten voranzubringen, ist aus unserer Sicht das koordinierte Vorgehen und ein großes Branchen-Netzwerk erforderlich“, sagt Peter Schmidt, Geschäftsführer der EWE Gasspeicher GmbH. Dafür seien solche Projekte „sehr wichtig und wertvoll”.

Infrastrukturen etablieren

Als Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Wasserstoffmarkthochlauf sieht Schmidt die Etablierung von Infrastrukturen. Neben dem Kernnetz spielten Wasserstoffspeicher „eine zentrale Rolle“. Studien mit Langfristszenarien prognostizierten sehr hohe Speicherbedarfe, die neben einer sorgfältig geplanten Umrüstung von unterirdischen Bestandskavernen auch den Kavernenneubau notwendig machten. „Wir benötigen jedoch einen verlässlichen regulatorischen und finanziellen Rahmen, um entsprechende Projekte umsetzen zu können“, sagt der Manager.

Skizze der unterirdischen Kaverne: EWE testet das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff © EWE / Litho Niemann, M. Steggemann

EWE ist in verschiedenen Projekten entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette aktiv. In Rüdersdorf testet das Unternehmen einen unterirdischen Kavernenspeicher um den Nachweis zu erbringen, dass Wasserstoff sicher in Salzkavernen gelagert werden kann. Dafür hat EWE den ersten kleinskaligen Untertage-Wasserstoffspeicher gebaut und die Dichtheit des Systems nachgewiesen. Seit Ende 2023 finden umfangreiche Betriebstests statt.

Der Standort zeichne sich „durch eine strategisch günstige Lage“ im zukünftigen Wasserstoffsystem aus. Neben der Nähe zum geplanten Kernnetz und zur Metropolregion Berlin sei es der nächstgelegene Speicher für Import- und Erzeugungsprojekte rund um Lubmin. So hatte etwa die APEX Group eigenen Angaben zufolge im Juli 2023 mit dem Erwerb von Grundstücken auf dem Gelände des stillgelegten Kernkraftwerks Greifswald im Gemeindegebiet von Lubmin begonnen, um dort Elektrolyseure mit einer Leistung bis zu 600 Megawatt zu errichten. APEX wolle die Anlagen selbst betreiben.

Anbindung an internationale Märkte

Ziel des Partnerverbunds „Flow“ ist es, Deutschland über die Infrastruktur an internationale Wasserstoffmärkte anzubinden und damit Bezugsmöglichkeiten für große Mengen des Energieträgers zu eröffnen. „Die Umstellung von Erdgasleitungen auf den Transport von Wasserstoff hat für uns Vorrang, denn nur so können wir dem Markt schon ab 2025 Transportkapazitäten anbieten“, sagt Gascade-Geschäftsführer Ulrich Benterbusch.

Die Erschließung internationaler Importrouten, der Bau und die Integration von Wasserstoffspeichern, die Umsetzung weiterer Großprojekte im Bereich Wasserstoffsransport und die Anbindung an das europäische Wasserstoffkernnetz (European Hydrogen Backbone) könnten zusätzliche Versorgungssicherheit schaffen. „Flow“ sei „eine zentrale Achse für den europäischen Wasserstoffhochlauf“.

EWE startet Marktabfrage

Die EWE AG startete in der vergangenen Woche eine bundesweite Abfrage über den zukünftigen Wasserstoffbedarf. „Wir richten uns an alle Marktteilnehmer, die grünen Wasserstoff benötigen“, sagt Timo di Nardo, bei EWE Leiter Commercial and Sales Hydrogen. Abhängig vom Ergebnis werde man die geplanten Erzeugungskapazitäten an grünem Wasserstoff gegebenenfalls weiter hochskalieren.

Derzeit plane EWE, bis zum Jahr 2027 eine Elektrolysekapazität von rund 400 Megawatt aufzubauen. Bis 2030 soll diese nach heutigem Stand über ein Gigawatt betragen. Dafür bedürfe es di Nardo zufolge aber verbindlicher Verträge zur Abnahme entsprechender Wasserstoffmengen. Aktuell gebe es bereits unterzeichnete Absichtserklärungen von Kunden aus dem Industrie- und Mobilitätssektor.

Die Marktabfrage ist auf der EWE-Website abrufbar

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Auf seinem Gasspeichergelände im Brandenburgischen Rüdersdorf untersucht EWE in einer kleinen Test-Kaverne das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff BU © EWE AG