(Straßburg/Frankreich) – Die Europäische Kommission sucht Wege, um sich aus der Abhängigkeit insbesondere russischen Erdgases zu lösen. Am Dienstag (8. März) unterbreitete die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unter dem Titel „REPowerEU“ Vorschläge, Europa weit vor 2030 unabhängig von russischen fossilen Brennstoffen zu machen.

Wasserstoff stärker einbinden

REPowerEU legt unter anderem – neben  Flüssiggas – einen noch stärkeren Schwerpunkt auf die Rolle des erneuerbaren Wasserstoffs. In der im Mai 2020 vorgestellten EU-Wasserstoffstrategie wurde das Ziel gesetzt, bis 2024 eine Elektrolyseleistung von mindestens sechs Gigawatt zu erreichen. Bis 2030 sollen es 40 Gigawatt sein – das entspricht einer Kapazität von etwa zehn Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr.

Mit den neuen Vorschlägen erhöht die EU diese Ziele um 15 Millionen Tonnen. Davon sollen zehn Millionen Tonnen importiert und fünf Millionen Tonnen in der EU selbst produziert werden. Diese Menge würde dazu beitragen, die Abhängigkeit von importiertem russischem Gas bis 2030 um 25 bis 50 Milliarden Kubikmeter zu verringern. Allerdings sollen neben erneuerbaren Energien auch andere Formen zur Produktion von fossilfreiem Wasserstoff bei der Substitution von Erdgas eine Rolle spielen – „insbesondere auf der Grundlage der Kernenergie“, heißt es in der Vorlage mit dem Titel „Joint European Action for more affordable, secure and sustainable energy“.

Darüber hinaus zielt REPowerEU darauf ab, einen europäischen Markt für Wasserstoff zu fördern und die Entwicklung einer integrierten Gas- und Wasserstoffinfrastruktur inklusive Speicher und Häfen zu unterstützen. Neue grenzüberschreitende Infrastrukturen sollten wasserstoffkompatibel sein.

Grüne Wasserstoffpartnerschaft im Mittelmeerraum

Die Kommission will die Anmeldung staatlicher Beihilfen für Wasserstoffprojekte „mit Vorrang prüfen“. Pilotprojekte zur Erzeugung und zum Transport von erneuerbarem Wasserstoff in den Nachbarländern der EU sollen unterstützt werden, beginnend mit einer „grünen Wasserstoffpartnerschaft“ im Mittelmeerraum. Gemeinsam mit der Industrie will man den Zugang der Mitgliedstaaten zu erschwinglichem erneuerbarem Wasserstoff verbessern.

Derzeit importiert die EU 90 Prozent ihres Gasbedarfs. Etwa 45 Prozent dieser Einfuhren stammen aus Russland, wobei der Anteil je nach Mitgliedstaat variiert. Auf Russland entfallen zudem 25 Prozent aller Öl- und 45 Prozent aller Kohleeinfuhren.

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https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=COM%3A2022%3A108%3AFIN

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Mit REPowerEU soll auch die europäische Wasserstoffwirtschaft gestärkt werden. © Europäische Union

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Die größten EU-Gasimporte 2021. © Europäische Kommission