(Sharm El-Sheikh / Ägypten) – Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Namibias Präsident Hage Geingob haben auf der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten eine strategische Partnerschaft unterzeichnet. Diese ziele darauf ab, „die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit Rohstoffen, veredelten Materialien und erneuerbarem Wasserstoff zu gewährleisten“.
Rohstoffe und grüner Wasserstoff
Die Vereinbarung fußt auf sechs Eckpfeilern, darunter die Integration der Wertschöpfungsketten von Rohstoffen und erneuerbarem Wasserstoff einschließlich der Förderung und Erleichterung von Handel und Investitionen. Außerdem solle das Abkommen dazu beitragen, Kapazitäten hinsichtlich der Ausbildung, Kompetenz und Forschung zu entwickeln.
Die EU wolle unter anderem die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen und die Dekarbonisierung des Energiesektors in Namibia mit besonderem Schwerpunkt auf erneuerbarem Wasserstoff unterstützen sowie einen „gut funktionierenden Markt dafür schaffen. Überdies sollen „offene, faire und wettbewerbsfähige Märkte für erneuerbaren Wasserstoff, Rohstoffe und verarbeitete Materialien“ aufgebaut werden.
Energiesicherheit durch Wasserstoffimporte
Derzeit wird Wasserstoff in Europa weitgehend aus Erdgas hergestellt. Die EU beabsichtige, „ihre Gasimporte zu diversifizieren und ihre Energiesicherheit durch die Entwicklung erneuerbarer Energien und die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff zu erhöhen“, heißt es in dem Abkommen. Aufgrund der knappen heimischen Produktionskapazitäten plant die EU, bis 2030 zehn Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff und Wasserstoffderivate zu importieren. Bis 2050 soll die Nutzung von Wasserstoff von jetzt zwei Prozent auf 13 Prozent steigen.
Namibia profiliere sich als Drehscheibe für erneuerbare Energien in Afrika im Zusammenhang mit der Energiesicherheit, so das Papier. Die ganzjährig verfügbare Sonneneinstrahlung, die Nähe zum Meer und die Windkraft bildeten eine gute Grundlage für das Land als Exporteur eines vielfältigen Portfolios sauberer Energie.
Parallel dazu unterzeichneten die Europäische Investitionsbank (EIB) und Namibia eine gemeinsame Erklärung zur Vertiefung ihrer Zusammenarbeit bei der Förderung erneuerbarer Energien einschließlich erneuerbaren Wasserstoffs. Ein angestrebtes Darlehen in Höhe von 500 Millionen Euro solle die Finanzierung langfristiger nachhaltiger Projekte und Investitionen ermöglichen.
Namibia zieht Wasserstoffprojekte an
Namibia zieht seit geraumer Zeit Wasserstoffprojekte von beträchtlicher Größe an. So will etwa, wie berichtet, der französische Stromerzeuger und Hersteller von Brennstoffzellen Hydrogen de France SA (HDF Energy) bis 2024 rund 180 Millionen Euro investieren und ein Wasserstoffkraftwerk in der Hafenstadt Swakopmund in Betrieb nehmen.
Am Rande des COP27 meldete HDF Energy nun, man sei bei dessen Entwicklung durch eine Vereinbarung mit der Europäischen Investitionsbank einen weiteren Schritt vorangekommen, was „uns dem finanziellen Abschluss im Jahr 2023 und dem Baubeginn des ersten großen grünen Wasserstoffprojekts in Afrika näher bringt“, sagte Nicolas Lecomte, Direktor des HDF für das südliche und östliche Afrika, ohne indes Details zu nennen.
Die beiden belgischen Firmen Ohlthaver & List und CMB Tech Ltd. haben den Bau einer Demonstrationsanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff zum Betrieb einer Tankstelle in Walvis Bay, eine halbe Autostunde südlich von Swakopmund, für Ende 2023 angekündigt. Und die Hyphen Hydrogen Energy Pty Ltd. plant gar Investitionen von knapp zehn Milliarden Euro für Elektrolyseure mit einer Leistung von drei Gigawatt und einer Jahreskapazität von rund 350.000 Tonnen. Den Strom dafür produzieren dereinst Erneuerbare-Energien-Kraftwerken mit einer installierten Leistung von fünf bis sechs Gigawatt.
Im August 2021 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Wasserstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Namibia geschlossen und Fördermittel in Höhe von insgesamt 40 Millionen Euro zugesagt. Im Juli 2022 ernannte das Bundeswirtschaftsministerium einen Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. Seine Aufgabe ist es, im Rahmen eines Kooperationsabkommens mit der namibischen Regierung eine Wasserstoffwirtschaft aufzubauen.
Fotos oben und Mitte
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Namibias Präsident Hage Geingob © EU-Kommission / Dati Bendo
Foto unten
HDF will mit einem Wasserstoffkraftwerk in Namibia rund um die Uhr Strom erzeugen © HDF Energy