(Lormont, Frankreich / Swakopmund, Namibia) – Der französische unabhängige Stromerzeuger (IPP), Anbieter von Kraftwerkslösungen und Hersteller von Brennstoffzellen Hydrogen de France Energy Pty Ltd. (HDF Energy) möchte bis 2024 ein Wasserstoffkraftwerk in Namibia in Betrieb nehmen. Medieninformationen zufolge ist das Unternehmen dabei einen Schritt vorangekommen und will nunmehr seinen Bericht zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit (Environmental and Social Impact Assessment report) abschließen.

Standort ist nach Angaben der 2021 gegründeten Unternehmenstochter HDF Energy Namibia (Pty) Ltd. die Hafenstadt Swakopmund, mit rund 45.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes und Verwaltungszentrum der Region Erongo. Die Investitionen liegen bei mehr als drei Milliarden Namibia-Dollar (180 Millionen Euro).

Wasserstoff und Strom rund um die Uhr

Den Strom für die 24 Megawatt leistenden Elektrolyseure sollen Solaranlagen mit einer installierten Leistung von 85 Megawatt liefern. Das Wasser wird einer Projektbeschreibung zufolge mittels einer Meerwasserentsalzungsanlage am Atlantik nördlich von Swakopmund gewonnen. Die anfangs benötigten rund 200 Kubikmeter entmineralisiertes Wasser pro Tag werden über eine rund sechs Kilometer lange Pipeline zum Kraftwerk geleitet. Die Kapazität der Entsalzungsanlage betrage etwa 600 Kubikmeter Wasser pro Tag.

Eine Meerwasserentsalzungsanlage nördlich von Swakopmund (links, blau) liefert das entmineralisierte Wasser über eine Pipeline (dunkelblau) zum Wasserstoffkraftwerk (rechts, grün). Die grauen Flächen zeigen die geplante PV-Anlagen. Gelbgrün: Wasserstofftankstelle; Rot: Umspannwerk. © HDF Energy Namibia / Screenshot aus den Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung von Februar 2022

Der Wasserstoff wird gespeichert und kann mittels Brennstoffzellen rund um die Uhr zur Stromproduktion genutzt werden. Als kurzfristige Stromspeicher wiederum dienen Batterie-Container mit einer Kapazität von 90 Megawattstunden. Der Bau einer Wasserstofftankstelle ist ebenfalls vorgesehen. „Jährlich können wir 142 Gigawattstunden produzieren, genug für 142.000 Einwohner“, erklärte Nicolas Lecomte, Direktor von HDF Energy für das südliche Afrika, gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“. Die Anlage solle die Versorgung des Landes verbessern, das zurzeit einen Großteil seines Strom aus Südafrika und Botswana importiert. Überdies werde HDF „bald auch Projekte in Ostafrika entwickeln“, so Lecomte.

Weitere Wasserstoffprojekte in Namibia angekündigt

Wie berichtet, sind derzeit eine Reihe von Wasserstoffprojekten in Namibia in Planung. So meldeten beispielsweise die Ohlthaver & List Gruppe und die belgische CMB Tech Ltd. den Bau einer Demonstrationsanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff zum Betrieb einer Tankstelle in Walvis Bay, eine halbe Autostunde südlich von Swakopmund. Die Fertigstellung ist für Ende 2023 vorgesehen. „Je nach den Ergebnissen wird in einer zweiten Phase eine Produktionsanlage in größerem Maßstab folgen“, so die Unternehmen. Die Projektentwicklung obliegt dem neuen Joint Venture Cleanergy Namibia.

Die Hyphen Hydrogen Energy Pty Ltd. hat demgegenüber ein Wasserstoffprojekt beträchtlichen Ausmaßes angekündigt. Für rund zehn Milliarden Dollar (9,91 Milliarden Euro) will das Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts Anlagen bauen, die jährlich rund 350.000 Tonnen grünen Wasserstoff für regionale und globale Märkte produzieren.

Die Leistung der Elektrolyseure wird auf drei Gigawatt beziffert, die mit erneuerbarem Strom aus Kraftwerken mit einer installierten Leistung von fünf bis sechs Gigawatt gespeist werden. Geplanter Baubeginn ist Januar 2025, die Inbetriebnahme der ersten Phase soll bis Ende 2026 erfolgen. Hyphen Hydrogen Energy ist ein Joint Venture zwischen dem Investor Nicholas Holdings Limited und Enertrag South Africa (Pty) Ltd., Tochtergesellschaft des brandenburgischen Stromerzeugers Enertrag AG.

40 Millionen Euro vom BMBF

Weitere Projekte, teils im Gigawatt-Maßstab, sowie Wasserstoffzentren sind in der Planungs- und Entwicklungsphase. Im August 2021 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Wasserstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Namibia geschlossen und Fördermittel in Höhe von insgesamt 40 Millionen Euro zugesagt.

Im Juli 2022 ernannte das Bundeswirtschaftsministerium einen Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. Seine Aufgabe ist es, im Rahmen eines Kooperationsabkommens mit der namibischen Regierung eine Wasserstoffwirtschaft aufzubauen.

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HDF will mit einem Wasserstoffkraftwerk rund um die Uhr Strom erzeugen © HDF Energy

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