(Friedrichshafen) – Der Motorenbauer Rolls-Royce hat an seinem Standort in Friedrichshafen die Erprobung eines Brennstoffzellensystems abgeschlossen, das im Fall eines Blackouts unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) leisten kann. Die 250-Kilowatt-Anlage der Tochter MTU wurde ein Jahr lang getestet und habe die „Erwartungen absolut erfüllt“, sagt Philippe Gorse vom Geschäftsbereich Power Systems.

Der Aufbau von Prüfständen für die Wasserstoffnutzung in Friedrichshafen wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mit 4,25 Millionen Euro gefördert. Foto: Übergabe des Förderbescheids mit Baden-Württembergs Energieministerin Thekla Walker, „H2 Infrastructure“-Projektmanager Norbert Markert und Daniel Chatterjee, Director Sustainability, Technology Strategy & Regulatory Affairs bei Rolls-Royce Power Systems (v.l.n.r.). © Rolls-Royce plc

Im Vordergrund der Untersuchungen stand „das Zusammenspiel von Brennstoffzellen, Batterien und Stromnetz“, um die Fähigkeit einer USV für Rechenzentren darzulegen. „Bei der Blackout-Simulation hat das System sofort und konstant die angeforderte Leistung erbracht“, so Gorse. Es ist schwarzstartfähig, kann also ohne den Anschluss an ein Stromnetz in Betrieb gehen, und deckt überdies für eine gewisse Zeit den etwaigen netzparallelen Bedarf an Spitzenlaststrom.

Brennstoffzellensystem für Hafen Duisport

Im Rahmen des Projekts „Enerport II“ werde Duisburg im Laufe des Jahres 2024 ein neues Terminal mit einem auf Wasserstoff basierenden Versorgungsnetz in Betrieb nehmen. Die im Hafen benötigte elektrische und thermische Energie wird künftig zum Großteil direkt vor Ort mit zwei MTU-Brennstoffzellensystemen und zwei Blockheizkraftwerken mit MTU-Wasserstoffmotoren erzeugt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Wie berichtet baut die Duisburger Hafen AG (Duisport) die ehemalige „Kohleninsel“, einst Umschlagplatz für Schüttgut, mit Hilfe von Wasserstoff zu einem klimaneutralen Terminal um. Duisport errichtet dort gemeinsam mit den Cosco Shipping Logistics, Hupac SA und der HTS Group das „trimodale Duisburg Gateway Terminal“ (DGT). Dabei koppelt und steuert ein intelligentes lokales Energienetz erneuerbare Energien wie Photovoltaik- und wasserstoffbasierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit elektrischen thermischen Energiespeichern sowie Wasserstoffspeichern und Verbrauchern wie Landstrom, Ladesäulen und Krananlagen. Auf dem DGT sollen zukünftig Rangierlokomotiven mit Wasserstoffantrieb eingesetzt werden. Ursprünglich war die Fertigstellung für 2023 anvisiert.

Rolls-Royce will grünen Wasserstoff herstellen

Überdies plant Rolls-Royce „innerhalb der nächsten Jahre“ in Friedrichshafen selbst grünen Wasserstoff zu produzieren, um damit seine Wasserstoffmotoren und Brennstoffzellensysteme auf den Prüfständen zu testen.

Rolls-Royce plant, in den nächsten Jahren am Hauptsitz seines Geschäftsbereichs Power Systems in Friedrichshafen grünen Wasserstoff zu produzieren, um damit Wasserstoffmotoren und Brennstoffzellensysteme auf Prüfständen zu testen. Das Unternehmen entwickelt auch Energie- und Antriebssysteme, die Wasserstoff als Kraftstoff nutzen, entweder direkt oder in aufbereiteter Form als E-Fuels. © Rolls-Royce plc

„Unsere neuen Anlagen werden einen großen Teil der Wasserstoff-Wertschöpfungskette umfassen – von der Infrastruktur über die Produktion und Verteilung bis hin zur Nutzung“, sagt Norbert Markert, Leiter des Projekts „H2Infrastruktur“ bei Rolls-Royce Power Systems. Das Unternehmen plane langfristig den sukzessiven Ausbau der Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff auf zehn Megawatt. „H2Infrastruktur“ wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mit 4,25 Millionen Euro unterstützt.

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Rolls-Royce hat die Tests eines MTU-Brennstoffzellensystems abgeschlossen, das im Falle eines Stromausfalls unterbrechungsfrei Strom liefern, aber auch Spitzenlasten abdecken kann, etwa für Rechenzentren. © Rolls-Royce plc