(Saragossa / Spanien) – Auf einer Fahrt zwischen dem spanischen Saragossa und der portugiesischen Bahnstation Villanueva de Gallego konnten Besucher des Fachkongresses „RailLive! 2024“ erstmals einen neuen iberischen Wasserstoffzug erleben. Die Veranstaltung markierte zugleich den Abschluss des Projekts „FCH2Rail“, eine spanisch-portugiesische Ko-Produktion zur Erforschung und Erprobung der Brennstoffzellen-Batterie-Hybrid-Technologie als Alternative zu herkömmlichen Dieselzügen.

Auf elektrifizierten Bahnstrecken holt der Triebzug seinen Strom aus der Oberleitung. Auf Abschnitten ohne Fahrdraht liefern Brennstoffzellen und Batterien den Strom. © Adif

Dabei entwickelte in den letzten vier Jahren ein Konsortium aus Industrie und Forschung einen bimodalen Demonstrationszug mit Brennstoffzellenantrieb. Das Fahrzeug kann seinen Fahrstrom entweder aus Oberleitungen oder aus dem bordeigenen Brennstoffzellensystem für nicht elektrifizierte Bahnstrecken beziehen. Das spanische Eisenbahnunternehmen Renfe stellte dafür einen Nahverkehrszug bereit, der mit einem „Fuel Cell Hybrid Power Pack“ genannten Stromerzeugungssystem umgerüstet wurde.

Beteiligt waren neben Renfe der spanische Hersteller von Schienenfahrzeugen Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF) mit Sitz im Baskenland, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Fahrzeug- und Maschinenbauer Toyota, der spanische Eisenbahnnetzbetreiber Administrador de Infraestructuras Ferroviarias (Adif), das spanische nationale Wasserstoffforschungszentrum Centro Nacional del Hidrógeno (CNH2), die portugiesische IP Group und die deutsche Stemmann-Technik GmbH.

Erste Tests starteten 2022

„FCH2RAIL“ begann im Januar 2021 mit einem Budget von über 14 Millionen Euro – davon stammten etwa 70 Prozent aus europäischen Mitteln – das neue System zu entwickeln und in das Schienenfahrzeug zu integrieren. Anschließend starteten 2022 die technischen Erprobungen im CAF-Werk in Saragossa, wo die Installation, Schnittstellen und ihre Funktionen geprüft sowie die Wasserstoffdichtigkeitstests und die ersten Wasserstoffbetankungen des Zuges durchgeführt wurden.

Mitte 2022 begannen die dynamischen Tests zunächst auf internen, später auf externen Gleisen. Dabei wurden Brennstoffzellen und Batterien auf den im Projekt als repräsentativ definierten Strecken optimiert, der kommerzielle Betrieb auf allen Strecken simuliert und unter verschiedenen Aspekten des Leistungsbedarfs erprobt.

Seine erste Fernfahrt absolvierte der Zug auf der 220 Kilometer langen Strecke von Zaragossa nach Canfranc in den Pyrenäen. © CAF

Ein Meilenstein war die Erteilung der Genehmigung für Tests im nationalen spanischen Schienennetz und die erste Fahrt eines Wasserstoffzuges auf der Strecke Saragossa-Canfranc in den aragonischen Pyrenäen im November 2023 (wir berichteten). Die Strecke ist aufgrund der dortigen Steigungen und Abfahrten besonders anspruchsvoll. Mit der Ankunft des Zuges im Bahnhof von Canfranc sei die Zuverlässigkeit der eingesetzten Technologie unter Beweis gestellt worden, hieß es seinerzeit. Um die neue Technologie in einem breiten Spektrum von Leistung und Energiebedarf zu testen, fuhr man danach mehrere Monate auf verschiedenen Strecken, hauptsächlich in Aragonien, Madrid und Galicien, wo der Zug die Grenze überquerte und wiederum auf einer portugiesischen Strecke getestet wurde.

Prototyp mit mehr als 10.000 Kilometer Wasserstoffbetrieb

Insgesamt habe der Prototyp mehr als 10.000 Kilometer im Wasserstoffbetrieb zurückgelegt. Überdies hat das Konsortium an europäischen Normungsausschüssen für den Schienenverkehr teilgenommen, um die Ausarbeitung neuer oder die Aktualisierung bestehender Normen als notwendige Voraussetzungen für die Aufnahme der Brennstoffzellentechnologie in das europäische Schienennetz zu fördern.

Foto oben
Besucher des Fachkongresseses „RailLive! 2024“ konnten im spanischen Saragossa erstmals den neuen Wasserstoffzug erleben. © Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt