(Berlin) – Das Land Berlin muss die Wärmeversorgung in den nächsten Jahren von Erdgas auf klimaneutrale Energieträger umstellen. Bis 2045 will die Hauptstadt klimaneutral sein und bis 2026 einen Wärmeplan fertigstellen.

In einer neuen Studie empfiehlt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) dem Stadtstaat eine „zügige und integrierte Planung von Fernwärme-, Strom- und Gasverteilnetzen zur Wärmewende“, außerdem die Nutzung von Photovoltaik auf Dächern zur Stromversorgung von Wärmepumpen in Gebäuden.

Wasserstoff derzeit kein Ersatz für Erdgas

Wasserstoff wird der Studie zufolge das Erdgas nicht ersetzen können. „Strom aus erneuerbaren Energien und Wärmepumpen sind die effizienteste Art, die Wärmeversorgung Berlins nach dem Erdgas sicherzustellen“, sagt die Autorin Franziska Holz, Leiterin des Forschungsbereichs Ressourcen und Umweltmärkte in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin. „Wasserstoff zur Wärmegewinnung zu verbrennen ist aus energetischer Sicht nicht sinnvoll, da es zu hohen Umwandlungsverlusten kommt.“

Studie: Grüner Wasserstoff ist derzeit noch zu teuer, Berlin erreiche seine Klimaziele nur in Kombination von Wärmepumpen und Erneuerbaren. © DIW

Demgegenüber würden Wärmepumpen und der Ausbau des Stromverteilnetzes zum Betrieb dieser Geräte die kosten- und energieeffiziente Wärmeversorgung Berlins sichern. Zudem könnten große zentrale Wärmepumpen die Wärme aus der Erde, Fließgewässern, Industrieabwärme oder aus dem Abwasser der Kanalisation gewinnen.

Maik Wortmeier (NBB-Geschäftsführer), Franziska Giffey (Wirtschaftssenatorin) und Georg Friedrichs (Gasag-Vorstand) haben im Juli die Wasserstoffpläne Berlins vorgestellt. © NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG

Die größten Energieversorger der Stadt, Vattenfall und Gasag AG, planen derzeit die Nutzung eines erheblichen Anteils Wasserstoff für die Wärmeerzeugung in den nächsten Jahren. Die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, Teil der Gasag, will das Berliner Gasnetz für den Transport von Wasserstoff aufrüsten.

Der Umbau soll in drei Phasen erfolgen: von den größten zu den kleinsten Netzanschlüssen und von den Transport- zu den Verteilnetzen. Zunächst werde ein Wasserstoff-„Startnetz“ aufgebaut, hieß es bei der Präsentation im Juli. Es würden vor allem bestehende Leitungen genutzt. Technische Gutachten hätten der Transportleitung im östlichen Berlin bereits im vergangenen Jahr die Wasserstofftauglichkeit attestiert.

Optionen in der dezentralen Wärmeversorgung: Das Heizen mit Wasserstoff und seinen Derivaten benötigt nach Berechnungen des DIW bis zu fünfmal mehr erneuerbare Energien als das Heizen mit der Wärmepumpe. © DIW

Diese Planungen widersprächen laut DIW-Studie allerdings den Klimazielen Berlins: „Das schafft neue Abhängigkeiten, da Wasserstoff nicht in ausreichendem Maße in Deutschland erneuerbar erzeugt werden kann“, sagt Studienautor Philipp Herpich von der TU Berlin. Er hat mit den TU-Wissenschaftlern Konstantin Löffler und Franziska Holz berechnet, wie Berlin ohne große Mengen Wasserstoff die zukünftige klimafreundliche Wärmeversorgung der Stadt sicherstellen kann.

Noch heizt Berlin hauptsächlich mit Erdgas, das einen Anteil von über 60 Prozent an der Wärmeerzeugung hat. Fernwärme werde zu 53 Prozent mit Erdgas erzeugt. Die Wärmeerzeugung verursache fast die Hälfte der CO2-Emissionen in der Stadt.

Die Studie „Wärmewende in Berlin: Versorgungssicherheit nach dem Erdgas mit erneuerbaren Energien gewährleisten“ gibt es kostenfrei als PDF.

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Berlin heizt derzeit hauptsächlich mit Erdgas, das einen Anteil von mehr als 60 Prozent an der Wärmeerzeugung hat. Bis 2045 will die Hauptstadt klimaneutral sein. © Johannes Plenio https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de