(Stuttgart) – Bei der Entwicklung wasserstoffbasierter Antriebe bevorzugt die Daimler Truck AG erklärtermaßen den flüssigen Wasserstoff (LH2). Der Energieträger habe in diesem Aggregatzustand im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff „eine deutlich höhere Energiedichte bezogen auf das Volumen“, sagt der Konzern. Dadurch könne mehr Wasserstoff transportiert werden, was die Reichweite erhöhe. Die Leistung des Fahrzeugs sei dann vergleichbar mit einem konventionellen Diesel-Lkw.

Zur weiteren Erprobung wurde gemeinsam mit dem französischen Hersteller von Industriegasen Air Liquide S.A. eine neu installierte Tankstelle im Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth in Betrieb genommen. Während des Betankungsvorgangs wird Flüssigwasserstoff mit einer Temperatur von minus 253 Grad Celsius in zwei jeweils seitlich am Fahrgestell montierte 40 Kilogramm fassende Tanks gefüllt. „Durch die besonders gute Isolierung der Fahrzeugtanks kann der Wasserstoff für eine ausreichend lange Zeit ohne aktive Kühlung auf Temperatur gehalten werden“, heißt es in einer Mitteilung. Zur Herkunft des Wasserstoffs gibt es keine Informationen.

Brennstoffzellenprototyp ist schon auf den Straßen unterwegs

Ein Prototyp des wasserstoffbasierten Brennstoffzellen-Lkw „Mercedes-Benz GenH2 Truck“ hatte bereits im vergangenen Jahr die Straßenzulassung erhalten und wird seither anderem auf der B462 bei Rastatt erprobt. Zuvor fuhr das Fahrzeug auf abgesperrten Teststrecken von Daimler.

In der Serienvariante konzipiert Daimler Truck den Lkw für Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometer ohne Tank-Zwischenstopp. Die „Kundenerprobung“ ist für 2023 angekündigt. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts will der Konzern die ersten Brennstoffzellen-Serienfahrzeuge ausliefern.

Neues Betankungsverfahren geplant

Parallel arbeitet Daimler Truck gemeinsam mit Linde plc an der Entwicklung eines neuen Betankungsverfahrens für flüssigen Wasserstoff (subcooled liquid hydrogen, SLH2). Der Ansatz ermögliche im Vergleich zu LH2 unter anderem eine noch höhere Speicherdichte und einfachere Betankung. Die Unternehmen planen die erste Betankung eines Prototyp-Lkw an einer Pilotstation in Deutschland für das Jahr 2023. Die Zusammenarbeit wurde bereits Ende 2020 angekündigt.

Daimler Truck setze bei der Entwicklung von SLH2 eigenen Angaben zufolge „auf ein hohes Maß an Transparenz und Offenheit“ rund um die relevanten Schnittstellen. „Indem möglichst viele weitere Unternehmen und Verbände sich bei der Entwicklung der neuen Flüssigwasserstoff-Standards beteiligen, soll ein globaler Massenmarkt für das neue Verfahren etabliert werden“, so das Unternehmen.

Im Bereich der Infrastruktur für Wasserstofftankstellen entlang wichtiger Transportachsen in Europa plane Daimler Truck mit den Konzernen Shell, BP und Total Energies zusammenzuarbeiten. Zudem ist Daimler als Gesellschafter am Wasserstofftankstellenbetreiber H2 Mobility Deutschland GmbH & Co.KG beteiligt. Das Unternehmen hatte erst im April in einer Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 110 Millionen Euro eingeworben.

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Prototyp des „Mercedes-Benz GenH2 Truck“. © Daimler Truck AG

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Die neue Tankstelle ermöglicht die Betankung von Test-Lkw mit tiefkaltem flüssigem Wasserstoff. © Daimler Truck AG

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